Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 105
Freud'scher
Versprecher. Es stehen so viele Jugendliche auf der Straße, die vielleicht
nicht wissen, wie sie am nächsten Tag zu beißen kaufen können, aber der Herr
Oxonitsch redet von einem Buffet statt von einem Budget.
Der
Herr Bürgermeister hat das Wahlversprechen von 1994, Vollbeschäftigung zu
schaffen, eindeutig gebrochen. Das ist auch der eklatante Widerspruch in der
SPÖ-Politik: Einerseits fordert man Vollbeschäftigung, man ist aber
gleichzeitig für mehr Zuwanderung. Dann verraten Sie mir bitte, wie das
funktionieren soll. Wo zaubern Sie die Arbeitsplätze her? Ein Brief ans
Christkind? Oder ein Zauberer? Der Magic Christian? Ich weiß es nicht. Wo
zaubern Sie die Arbeitsplätze her, meine sehr geehrten Damen und Herren? Die
SPÖ schafft Armut, immer mehr Sozialhilfebezieher auch in Wien. So kann es
nicht weitergehen! Sie spielen auch den Ausländern eine heile Welt vor, aber
nur mehr Armut ist in Wien anzutreffen!
Die
Jugend hat in Wien überhaupt keine Chancen mehr, wenn man sich die Zahlen
anschaut. Die Chancen werden der Jugend deswegen genommen, weil das Bildungssystem
an allen Ecken und Enden krankt. Wie soll ein junger Mensch eine Anstellung
ohne eine artgerechte Ausbildung finden? Wie soll ein Mensch in Wien einen
Arbeitsplatz finden? Die PISA-Studie spricht eine sehr klare Sprache. Es geht
ganz eindeutig aus dieser Studie hervor, Wien ist auch Österreichs Schlusslicht
in der Bildungspolitik. Wenn man sich dann vor Augen hält, dass in
österreichischen Volksschulen der Anteil an Kindern mit nichtdeutscher
Muttersprache 20 Prozent beträgt, in Wien dieser Anteil 40 Prozent
und in einigen Wiener Klassen sogar über 80 Prozent beträgt, dann wird
ganz klar, warum die PISA-Studie in Wien so schlecht ausgefallen ist. Diese
Zahlen sprechen eine klare Sprache! (Beifall
bei der FPÖ. - GRin Nurten Yilmaz: Die PISA-Studie wurde nicht in Volksschulen
gemacht!)
Auch
wenn es die political correctness verbieten will, sei es hier im Hohen Hause,
meine sehr geehrten Damen und Herren, eindeutig gesagt: Der höherwerdende
Anteil der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache drückt unser allgemeines
Bildungsniveau nach unten. Das habe nicht ich gesagt, sondern das schreibt
"Die Presse" am 12.2.2005 und ich kann das nur unterstreichen! (Beifall bei der FPÖ.)
Es klagen Schüler, Eltern und Lehrer, auch Experten
sind sich einig, dieser Schmelztiegel funktioniert nicht.
Wenn Sie schon nicht auf unsere Vorschläge hören,
vielleicht hören Sie auf den Vorschlag von Caritasdirektor Landau, der warnt:
„Man muss die Ängste der Bürger wahrnehmen. Bildung ist das Wichtigste für die
Zukunft der Kinder. Hier darf nicht gespart werden!" Er fordert sogar ein
Überdenken in der Integrationspolitik, eine Zuwandererkommission soll
eingerichtet werden, die auf bedarfsgerechte und auf Qualifikation bedachte
Zuwanderung schaut.
Oder hören Sie vielleicht auf die Lehrer, die in
Wien tagtäglich unterrichten, aus der Hauptschule in der Favoritner
Herbstgasse. Ich zitiere: „Der Unterricht in der 3F ist alles andere als
leicht. Die Klasse ist bunt zusammengewürfelt. Von den 29 Kindern spricht
nur eines auch daheim Deutsch. Die anderen reden Türkisch, Kurdisch,
Tschetschenisch, Suaheli. 12 Kinder sind außerordentliche Schüler." -
Das schreibt der "KURIER" am 30.10. des heurigen Jahres.
Vielleicht nehmen Sie die Direktorin der selben
Schule ernst. Ich zitiere: „Von 576 Schülern haben nur 76 Deutsch als Muttersprache.
Unsere Schulsituation ist geprägt von Sprachproblemen, die bis zum
Analphabetismus reichen. Bleibt die Schule wie sie ist, haben wir bald eine
Schicht junger Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen ist oder in kriminelles
Milieu gerät." - Das schreibt der Kurier am 30.10. des heurigen Jahres.
Aber das ist kein Einzelfall, meine sehr geehrten
Damen und Herren! Die Klassen sind überfüllt. Wir verlangen eine Senkung der
Klassenschülerhöchstzahl. Das ist eine alte FPÖ-Forderung. Ich verstehe nicht,
warum das die SPÖ-Regierung hier in Wien nicht schon längst umgesetzt hat. (Beifall
bei der FPÖ.)
Die SPÖ hat natürlich sofort eine Antwort auf die
PISA-Studie parat gehabt, und zwar die Lösung der Bildungsmisere, die
Gesamtschule. Das ist eine ganz neue Idee, jetzt aus verstaubten Schubladen der
Büros herausgeholt. Die Gesamtschule ist eine typische SPÖ-Forderung, immer
alles in einen Topf zu hauen ohne zu differenzieren. Wie die Gesamtschule, wie
bei der Multikulti-Gesellschaft, eine typische SPÖ-Eintopfpolitik. (GRin
Yilmaz Nurten: Wie die Finnen!)
Finnland ist Testsieger. Ein Argument lautet immer,
Finnland hat das beste Ergebnis in drei von vier Bereichen der PISA-Studie
erreicht. Das heißt, man muss sich jetzt an Finnland ein Beispiel in allen Bereichen
nehmen. Wenn man der SPÖ-Logik folgt, dann müssten wir zum Beispiel weniger
Geld für Schüler pro Kopf ausgeben. 25 Prozent weniger, weil Finnland gibt
25 Prozent weniger für jeden Schüler pro Kopf aus, wenn man der
SPÖ-Argumentation folgt. Oder finnische Lehrer würden weniger verdienen als
österreichische. Das heißt, machen wir es ihnen gleich. Geben wir
österreichischen Lehrern auch weniger Gehalt. Oder Finnlands Schulen haben rund
20 Prozent weniger Stunden Pflichtunterricht. Deswegen kürzen wir noch
weiter den Pflichtunterricht auch in Österreichs Schulen, damit wir an Finnland
herankommen. So kann doch wohl die Argumentation nicht aussehen.
Wenn
ein nicht allzu fern stehender ehemaliger Stadtschulratspräsident Kurt Scholz
meint, dass aus den Ergebnissen der PISA-Studie eine Überlegenheit der Gesamtschule
nicht zwingend ableitbar ist und wenn man zum Beispiel nach Deutschland schaut,
so zeigt sich, dass in Bundesländern, wo die Gesamtschule existiert, das
Ergebnis viel schlechter ausfällt als in Bundesländern, wo ein differenziertes
Schulsystem anzutreffen ist. Die Gesamtschulen in den Bundesländern stammen aus
einer Zeit vor über 30 Jahren, aus der 68er Bewegung, wo viele
SPD-regierte Bundesländer anzutreffen waren. Damals wurde die Gesamtschule
eingeführt. Ich muss dem ehemaligen Kollegen Busek Recht geben, die 68er
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