Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 105
Herr Blind, ich weiß nicht, ob ich jetzt Lust habe, mich mit Ihnen auseinander zu setzen. Ich glaube nicht. Es ist gescheiter, Sie gehen. – Danke.
Es war schon Kollege Gudenus schwer zu ertragen, sage
ich jetzt einmal. Aber Kollege Jung war auch nicht schlecht: Schnitzel und
Schweinsbraten verschwinden von den Speisekarten! - Also wenn Sie keine anderen
Probleme haben als das, dann weiß ich nicht, was Sie in der Debatte zu Bildung,
Jugend, Information und Sport zu sagen haben.
Aber am besten hat mir gefallen, dass der Vandalismus
in den Kindergärten wegen der Halloween-Feiern gestiegen ist. Das ist wirklich
ein super Satz! Ich weiß ja nicht, in welchen Kindergärten Sie schon waren und
die Halloween-Feiern dort mitgekriegt haben; aber dass deswegen der Vandalismus
in den Kindergärten gestiegen ist, ist echt nicht schlecht. - Also gut, wir
machen nur noch deutsche Feiern wie in den Buden, und wir machen halt dann das,
was von unseren Kindern anscheinend im deutschen Kulturkreis auch gelernt
werden soll.
Ich möchte mich nicht weiter mit Ihrem Kulturgut
auseinander setzen - es ist wirklich nicht das meine. Ich möchte vielmehr über
die Situation von Menschen mit Kindern in dieser Stadt sprechen, weil sich
diese ja auch in diesem Ressort wieder finden, auch im Budget.
Die Situation für Kinder und für Menschen mit Kindern
wird nicht leichter, und das ist schon hauptsächlich durch die Bundespolitik
bedingt, durch die Arbeitsmarktsituation, die durch die Bundespolitik
verursacht ist, und die soziale Lage, die durch die Bundespolitik verursacht
wird, nämlich dass es immer mehr Menschen gibt, die an der Armutsgrenze oder
unter der Armutsgrenze leben müssen. Wir bekommen ja in regelmäßigen Abständen
jetzt immer wieder Berichte dahin gehend - und auch Interviews von Vertretern
von Caritas und anderen bestätigen das, und die Armutskonferenz hat das auch
wieder bestätigt -, dass die Zahl der armutsgefährdeten Personen in diesem Land
steigt. Dass davon auch Kinder und Jugendliche betroffen sind, liegt auf der
Hand. Und gerade da sollten wir nicht zusehen, dass es da auch die Ärmsten der
Armen, nämlich die Kinder trifft, die sich nicht wehren können. Auch die
Erwachsenen können sich nicht wehren, aber die Kinder können sich noch viel
weniger wehren. Bei ihnen, bei den Kindern ist es nämlich nicht so, dass sie
wie die Erwachsenen Strategien entwickeln können, um mit dieser neuen
Situation, die sie in ihrer Familie vorfinden, wenn sie von Armut betroffen
sind, umgehen zu können, sondern sie sind einfach damit konfrontiert, anders zu
sein, ausgeschlossen zu werden vom sozialen Leben und nicht an Skikursen, an
Ausflügen und anderen Veranstaltungen in Kindergärten und in Schulen teilnehmen
zu können. Sie stehen draußen, und es ist für die Kinder nicht leicht, das auch
zu akzeptieren.
Wir haben ja schon öfters den Antrag eingebracht,
dass es in dieser Stadt auch über die Kinderarmut einen Bericht geben sollte,
und ich weiß, es kommt dann wieder: Es gibt ja die Zahlen, man braucht ja nur
nachzuschauen, und man soll das jetzt zusammensuchen. - Aber ich glaube, dass
es da nicht nur um die nackten Zahlen geht und um die Auflistung: In wie vielen
Bezirken wohnen wie viele Kinder, die von der Armut betroffen sind?, sondern es
geht um die politischen Handlungsweisen und Maßnahmen, die daraus abgeleitet
werden sollen.
Ich stelle jetzt noch einmal einen Beschlussantrag,
dass die zuständige Stadträtin die Erstellung eines jährlichen Kinderarmutsberichts
für Wien veranlasst und die Ergebnisse dem Gemeinderatsausschuss für Bildung,
Jugend, Information und Sport übermittelt.
In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung
dieses Antrags.
Dass
die Situation für Menschen mit Kindern nicht leichter wird, sieht man auch
daran, dass im Budget die Leistungserlöse nicht in dem Maße budgetiert wurden,
wie es früher gemacht wurde, weil man gesehen hat, dass immer mehr Menschen vom
Kindergartenbeitrag befreit werden und dass es hier einfach mehr Maßnahmen
braucht, weil die Menschen weniger Geld haben und sich den Kindergarten durch
das geringe Einkommen auch nicht mehr leisten könnten, wenn es nicht diese
Befreiung geben würde.
Trotzdem
sind die Beiträge zum Kindergarten hoch, aber es ist nicht so, dass wir so wie
die ÖVP den Antrag stellen, das letzte Kindergartenjahr soll gratis sein, weil
mir nach wie vor nicht einsichtig ist - und wir hatten erst letztens eine
Diskussion dazu mit Frau StRin Cortolezis-Schlager, und sie konnte es auch nicht
erklären -, warum gerade das letzte Kindergartenjahr gratis sein soll. Denn
dass der Spracherwerb nicht im letzten Kindergartenjahr erfolgt, ist bewiesen,
sondern wenn, dann fängt das im Kleinkindalter an, wo eben die Sprache
entwickelt wird. Und wenn wir von einem Gratis-Kindergarten reden, dann für den
ganzen Kindergarten und für alle Kindergartenjahre!
Zum
Kindergarten. Auch hier: Die Situation in den Kindergärten verändert sich nicht
wirklich. Wir haben nach wie vor große Gruppen. Wir haben nach wie vor eine
Betreuungssituation, die nicht den Vorstellungen und den
entwicklungspsychologischen Studien entspricht, wonach es nämlich mehr
Betreuungspersonal braucht. Durch die Debatte über PISA ist der Kindergarten ja
auch ins Gerede gekommen, und es ist klar: Wenn so viele Kinder mit nur einer
Pädagogin in Kindergartengruppen sind, dann kann die Pädagogin einfach nicht
genug Zeit aufwenden, um die Kinder in dem Maße zu fördern und zu fordern, wie
sie das brauchen.
Auch
deswegen stelle ich wieder einmal den Antrag, die Gruppengrößen und den
Betreuungsschlüssel im Kindergarten zu verändern, nämlich:
Für
Kindergruppen 8 Kinder mit 2 Kindergartenpädagoginnen und
1 Helferin; für die Kindergartengruppe 15 Kinder mit
2 Kindergartenpädagoginnen und 1 Helferin; für die Horte
15 Kinder, 1 Hortpädagogin und 1 Helferin.
Und für die Integrationsgruppen: Kinderkrippen 8 Kinder, davon 2 behinderte Kinder, mit 1 Sonderkindergartenpädagogin und 1 Kindergartenpädagogin und 2 Helferinnen; in den Kindergärten 15 Kinder, davon 2
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