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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 80

 

Frage ist, wann beginnen wir damit? In Wien haben wir eine absolut regierende SPÖ-Mehrheit und damit könnten wir heute beginnen und nicht erst morgen, weil als Opposition etwas vorzugeben, wie es im Bund ist, scheint ja ganz einfach.

 

Ein nächster Punkt sind die Versäumnisse in der Planung und Umsetzung. Dass sich die Bedürfnisse der Menschen ändern, das wissen wir. Die Zeit ändert sich schneller als manche glauben, nur die SPÖ-Politik in Wien bleibt eine beharrliche. Wer schläft, versäumt viel, und der Strukturwandel und die Nachbarn sind manches Mal etwas schneller. Vielfach ist es zu spät, die Wienerinnen und Wiener aus dem Speckgürtel Wiens zurückzuholen. Zu spät, um wichtigen Fragen der Integration von Ausländern und dem Zusammenleben von Jung und Alt in unserer Stadt wohnbaupolitisch etwas entgegen zu setzen. Der StR Herzog hat das kurz angesprochen, dass der Beginn einer Ghettoisierung - was ja auch der Kollege in der EU angesprochen hat - uns durchaus ein ernstzunehmendes Problem sein sollte.

 

Es darf auch nicht so sein, dass individuelle Reihenhäuser, die am Stadtrand im Grünen entstehen, als exotisch gelten. Ich glaube, eine Stadt braucht mehr, eine Stadt braucht auch Vielfalt. Und da kann es nicht sein, dass wir uns nur mehrgeschoßigen Wohnbau wünschen. Was passiert? Wir kaufen uns nichts anderes ein als die Pendler und das ist dann der einzige Gewinn, den wir haben.

 

Ein weiterer Punkt, den ich gerne ansprechen möchte, ist die Durchmischung. Die Qualität des Wohnens wird ja maßgeblich von der Stadtplanung bestimmt. Infrastruktur, Erreichbarkeit der Arbeitsplätze, soziale Durchmischung, Grün in der Stadt, das sind wesentliche Faktoren der Lebensqualität und das war ja ein großes Thema im letzten Wahlkampf. Das haben Sie sich auf ihre Fahnen geheftet und letzteres sogar am Rathaus angebracht. Bei dieser Mischung gäbe es mehr zu tun. Ich frage mich, wann wir endlich damit beginnen werden, vor allem die innerstädtischen brachliegenden Flächen einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Ich glaube, es ist nicht sinnvoll, permanent in Stadterweiterung zu investieren, wo wir zuerst die Infrastruktur nachliefern müssen oder gar nicht nachliefern, wie es zum Beispiel am Wienerberg der Fall ist, wo wir heute noch keine erstklassige Verkehrsanbindung haben außer der Straße. Wer die Triesterstraße in der Früh kennt, weiß, was das für die Menschen dort bedeutet.

 

Wann beginnen wir endlich, die Bahnhofsareale sinnvoll zu verwenden. Und es gibt noch eine Reihe anderer Areale in Wien, die wir innerstädtisch nutzen können und vor allem einer Nutzung zuführen müssen, bevor wir wieder auf der grünen Wiese zu bauen beginnen. Aber die Nutzung und sinnvolle Widmung von Flächen ist ja nicht unbedingt die große Stärke der SPÖ. Und der Fall, den ich letztes Mal hier von Floridsdorf erzählt habe - die Widmung von L auf SwwL – zeigt uns ja, wie das vor sich geht. (Aufregung bei der SPÖ.)

 

Ein Flächen- und Immobilienmanagement in dieser Stadt, um alle Grundstücke, die die Stadt Wien besitzt, zusammenzuführen, um einmal einen Überblick darüber zu haben, das wäre eine sinnvolle Notwendigkeit, um daraus dann die sinnvollen Investitionen für die Zukunft abzuleiten.

 

Eine weitere, nicht unwesentliche Komponente sind die ökonomisch wichtigen und ökologisch sinnvollen Fragen der thermisch-energetischen Wohnhaussanierung, aber nicht nur diese, sondern auch die der Amtsgebäude. Wir haben genug Amtsgebäude in Wien, die bis heute nicht thermisch-energetisch saniert worden sind und wo wir Energiebedarf ohne Ende haben. Zum einen gibt es dann einen enormen Effekt auf der Umweltseite, auf der anderen Seite hätten wir eine arbeitsplatzpolitische Dimension. (GR Franz Ekkamp telefoniert.) Herr Kollege, wenn Sie nicht telefonieren würden, dann könnten Sie zuhören und dann wüssten Sie, wie es weiter geht. Aber das interessiert keinen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Zudem hätten wir die Chance, die Klein- und Mittelbetriebe in Wien noch stärker einzubauen, denn wir wissen ja, dass im großvolumigen Wohnbau nicht unbedingt die Kleinen zum Zug kommen, sondern immer die etwas Größeren.

 

Ein weiterer Punkt, der mir sehr wichtig erscheint, ist die ganze Frage des Service und der Kundenorientierung in unserem Wohnbaubereich und ich denke, hier fehlt uns manches Mal das flexible Denken und es sollte uns bewusst sein, dass nicht ein jeder gleich ist. Der Mensch ist ein Individuum und der Gemeindebau-Einheitsmieter mit Parteibuch und Demut stirbt leider oder Gott sei Dank aus. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Jeder hat eigene Bedürfnisse, selbstverständlich gerade auch beim Wohnen. Und ich denke mir manches Mal, das interessiert aber niemanden, denn gerade die ganze Callcenter-Geschichte bei Wiener Wohnen, die vorgeschaltet wurde, da gibt es dermaßen viele Beschwerden, wo ich mir denke, da kann man mit etwas Goodwill durchaus Großes bewegen.

 

Zusätzlich haben wir heute im geförderten Wohnbau in der Ausstattung keine wie auch immer gearteten Ausstattungspakete. Es gibt eine Einheitswohnung und wenn du selbst etwas daran verbessern möchtest, dann kostet das – Sie wissen es alle – Länge mal Breite. Da kostet dann die Steckdose von 200 EUR aufwärts. Ich denke, hier einen niedrigen, einen mittleren und einen höheren Level anzubieten, das könnte durchaus Sinn machen, vor allem, weil es auch die Menschen gibt, die danach nachfragen.

 

Die Evolution der ganzen Bauträgerwettbewerbsgeschichten, denke ich, die würde uns auch einiges mitgeben. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht alles das, was in den Wettbewerben herauskommt, für die Menschen dort auch immer gut ist und viele manches ganz gerne anders haben möchten.

 

Ich denke, es ist zu wenig, dass wir nur monoton verwalten. Wir sollten auch innovativ gestalten und es gab gerade hier im Wohnbaubereich in früherer Zeit genügend gute Ansätze. Es ist aber auch so, dass ich mich schon manches Mal frage, warum der Wohnbau die einzige innovative gestaltende Kraft hier in dieser Stadt

 

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