Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 80
teilweise wirklich haarsträubend, der weiß ganz genau, dass es einen Skandal gegeben hat, dass es Mauscheleien gegeben hat, dass es Einflussnahmen, ganz massive Einflussnahmen roter und schwarzer Wohnbauträger gegeben hat und dass es natürlich politisch Verantwortliche gegeben hat, die dagegen nichts unternommen haben oder diese Umtriebe, möchte ich fast sagen, auch noch tatkräftig unterstützt haben.
Ich möchte hier zwei Aussagen beispielhaft anführen,
aus denen man ersehen kann, wie sich in der Kommission teilweise die Balken
gebogen haben.
Die eine Aussage war – das Balkenbiegen möchte ich
für die nächste dann heranziehen – vom damaligen Planungsstadtrat Görg, damaligen
nicht mehr, er hat nachher, nach seiner Amtszeit, aussagen müssen oder aussagen
dürfen. Er hat gesagt: Bei seinem Amtsantritt ist er vor einem anderen hohen
Beamten gewarnt worden, dem Leiter einer Planungsabteilung. Ihm ist gesagt
worden, wörtlich: „Vorsicht, Herr Planungsstadtrat! Der Mann hat
Nehmerqualitäten!" Dieser Mann hat aber nie geboxt. Was gemeint war mit
den Nehmerqualitäten, kann sich jeder ausrechnen. Der StR Görg ist zwar gewarnt
worden, er war aber letztendlich zu schwach, um gegen diese Sachen vorzugehen
und diesen Sachen, diesen Missständen, entschlossen entgegenzutreten. Er hat
schlussendlich bei diesem üblen Spiel mitgemacht, und das ist wirklich zu
verurteilen, meine Damen und Herren von der ÖVP. Sie waren damals auch dabei! (Beifall bei der FPÖ.)
Die zweite Aussage, und da
wird es dann wirklich krass. Es hat bei einer dieser Fälle, die untersucht
worden sind, ein Dienstmemorandum gegeben einer Leiterin einer Abteilung, der
MA 18, das sich dann im Akt wiedergefunden hat, und sie hat darin an einen
Mitarbeiter, an ihren Stellvertreter, geschrieben, der sie bei einer wichtigen
Sitzung, bei der entscheidenden Sitzung vertreten musste. Ich möchte das
wörtlich zitieren: „Auch wenn es uns nicht passt, das Ding ist gelaufen. Mit
Hollein wurde vorweg gesprochen." Sie hat ihren Stellvertreter weiters
angewiesen, keinen Widerstand gegen die Baulandwidmung zu leisten.
Sie ist dann in der
U-Kommission auf diese Aussage, auf dieses Dienstmemo angesprochen worden, hat
darauf geantwortet, sie war damals emotional erregt, sie ist in die
Kindersprache verfallen, und wenn sie gesagt hat, auch wenn es uns nicht
gefällt, hat sie eigentlich damit gemeint, wenn es Ihnen nicht gefällt. Also
Ihnen. Sie hatte ihren Stellvertreter damit gemeint und hat dann in der
Kindersprache gemeint: Auch wenn es uns nicht gefällt, das musst du jetzt
machen.
Das hat sie allen Ernstes
vor der Kommission behauptet, und darum habe ich vorher gesagt, manchmal haben
sich die Balken wirklich gebogen. Diese Aussage war kühn bis frech. Aber
bewundert habe ich eines dabei: Die sozialistische Fraktion, vor allem den
Kollegen Deutsch, der dann immer wieder sich herstellen und ohne rot zu werden
diese Sachen als glaubwürdig darstellen musste. Er hat keine Miene verzogen, er
hat praktisch eine gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Er hat damit zwar der
SPÖ einen guten Dienst erwiesen, aber der Wahrheit und der Demokratie hat er
wahrlich einen schlechten Dienst damit erwiesen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Und darum war jedem, der in dieser
Kommission gesessen ist, und auch dem politisch interessierten Beobachter klar,
dass einiges im Argen liegt bei der Flächenwidmung der Stadt Wien und dass die
Verantwortlichen nicht hier sitzen, hier im Raum. Es ist nicht der
Planungsstadtrat, es ist auch nicht der Ausschuss für Stadtentwicklung und
Verkehr, es ist nämlich der Bürgermeister. Die wahren Verantwortlichen sind die
roten und schwarzen Wohnbauträger, das sind Leute mit Geld im Hintergrund und
die bestimmen. Das ist das Traurige daran, weil der StR Schicker könnte es
besser als gelernter Raumplaner, glaube ich, er könnte es besser, er darf nur
nicht. Genauso der Kollege Schieder als neuer Vorsitzender des
Planungsausschusses. Er wird in den nächsten Jahren sicherlich das zeigen
können, was er wirklich drauf hat, nur wird er ein reiner Erfüllungsgehilfe
sein der Männer mit Geld, der Frauen mit Geld, der roten und schwarzen
Wohnbauträger.
Und das ist eigentlich das Verwerfliche daran und
darum appelliere ich an den Stadtrat, an den Kollegen Schieder: Befreien Sie
sich vom Joch der roten und schwarzen Wohnbauträger! Nehmen Sie die Zügel
endlich selbst in die Hand und machen Sie Politik im Interesse der Bürger und
nicht im Interesse des Mammons! (Beifall
bei der FPÖ.)
Warum sage ich das jetzt hier
und heute bei der Budgetdebatte? Sie werden sagen, das ist schon zwei Jahre
her. Aber das System SPÖ hört nicht auf. Dieses System geht weiter, auch im
Bereich der Flächenwidmung weiter, leider.
Ich möchte das an einem
kleineren Beispiel im Bezirk darlegen, wieder aus der Donaustadt. Da gibt es
die Firma Glorit. Die ist im Jahr 1992 schon einmal in die Insolvenz
geschlittert, hat dann nachher wieder nach einigen Jahren frisch begonnen und
baut jetzt an allen Ecken und Enden des Bezirkes, Reihenhäuser,
Einfamilienhäuser, Doppelhäuser. Die schauen alle miteinander gleich aus. (Zwischenruf von GR Karl Dampier.) Die schauen miteinander gleich aus, sind
alle gelb, hie und da rutscht einmal ein blaues rein. Die haben alle genau das
gleiche Dachl. Es ist echt fad. An allen unmöglichen Stellen und möglichen
Stellen des Bezirkes werden diese Häuser hinbetoniert. Die bekommen überall die
Baugenehmigungen.
Und
eine Baugenehmigung und die dazu passende Flächenwidmung war besonders
interessant: Das war am Schilfweg, und zwar ist eine Flächenwidmung gemacht für
eine Fläche von schätzungsweise 5 000 m², extrem klein. Da sind dann
hingepflastert worden von der Firma Glorit sechs Häuser, die sind hingepfercht
worden, die haben mit Ach und Krach dort Platz gehabt. Das war ein
Paradebeispiel einer Anlasswidmung, einer Anlassbaugenehmigung. Die Leute
schauen sich gegenseitig ins Kuchlfenster rein. Aber nicht nur das, das ist
ihre eigene Entscheidung, wenn sie sich dort ein Haus
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