Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 80
Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Eine genaue Planung mit entsprechender Budgetierung
ist die Basis für allfälliges und zielorientiertes Handeln, in unserem Fall für
Planung. Was nützen dagegen Studien und Modelle, wenn sie nicht in Projekte
umgewandelt werden?
Wenn man sich die vergangenen fünf Jahre ansieht,
dann hat StR Schicker die Rolle des Präsentators von Machbarkeitsstudien und
Architekturmodellen übernommen. Grundsätzlich inkludiert der Aufgabenbereich
selbstverständlich die Präsentation von Planungen, aber eine Beschränkung
darauf ist nicht Sinn und Aufgabe eines Stadtplanungsressorts. Worauf es
ankommt, sind Ergebnisse. Von Visionen allein kann man nicht leben. Was bringt
es dem Steuerzahler und der Stadt Wien, wenn Machbarkeitsstudien da präsentiert
werden, aber die Projekte nicht umgesetzt werden?
In unserem Ausschuss wurden in der letzten Periode
allein rund 50 Studien beschlossen. Von den wenigsten hat man den
Eindruck, dass sie in die Stadtplanungsrealität dieser Stadt eingeflossen sind.
Manche von ihnen sind überhaupt in diversen Schubladen verschwunden. An sich
ist nichts gegen Kreativität zu sagen, aber Kreative haben leider oft wenig
Verständnis für die budgetäre Realität. In Zeiten wie diesen, und da stimmen
Sie mir sicher alle zu, kann es nur darum gehen zu fokussieren, Konzentration
auf das Wesentliche, Bündelung der Ressourcen auf die wichtigsten Projekte und
die dafür zu 100 Prozent perfekt umgesetzt. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Nur so kann es
geschafft werden, eine Verschwendung von Steuergeldern durch unnötige und teure
Studien zu verhindern und die Gelder der Stadtplanung im Sinne der Bürger
einzusetzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Dass mein Vorwurf des Stillstandes gerade in der
Stadtplanung treffend ist, werde ich Ihnen an fünf Beispielen kurz aufzeigen:
Die Fiat-Gründe, den Schönbrunner Vorplatz, das Asperner Flugfeld, den
Zentralbahnhof Wien-Europa Mitte und das Stadterweiterungsgebiet Rothneusiedl.
Was ist zur Neugestaltung der Fiat-Gründe zu sagen?
Eine pompös zu nennende Präsentation der Modelle für die Neugestaltung der
Fiat-Gründe gehört zum Auftakt der Amtszeit von StR Schicker. Obwohl eine
Fertigstellung bis 2005 geplant war, tut sich bei diesem Herzeigeprojekt bis heute
– wir haben Dezember 2005 – herzlich wenig.
Neben der Neugestaltung der Fiat-Gründe warten wir
auf die Realisierung eines anderen Langzeitprojektes, die Neugestaltung des
Schönbrunner Vorplatzes. Es ist eine Schande für die Tourismusstadt Wien, dass außer
einiger kosmetischer Korrekturen eine Gesamtlösung nicht erreicht wurde. (Beifall
bei der ÖVP.) Im Gegenteil, derzeit präsentiert sich der Vorplatz als
Steinwüste. Traurig für Wien, traurig für eine der bekanntesten europäischen
Sehenswürdigkeiten.
Beim dritten Beispiel können wir beinahe von einem
Jahrhundertprojekt sprechen. Was die Dauer der Bearbeitung der Stadt Wien
betrifft, ist das Asperner Flugfeld wirklich bemerkenswert. Schon in den 80er
Jahren hat die Stadt Wien Grundstücksflächen für die Stadtentwicklung
sichergestellt. Geschehen ist bisher herzlich wenig. Daran haben auch in der
letzten Legislaturperiode gestartete Aufwärmversuche – der Kollege der FPÖ hat
das gerade berichtet – bei Planungsgenossenschaften nichts geändert. Es gilt
auch hier: Viel Lärm um Nichts. (Beifall bei der ÖVP.)
Etwas jüngeren Datums, aber leider nicht
ergebnisorientierter, gestalten sich die Vorarbeiten für das Projekt
Zentralbahnhof am Gelände des Südbahnhofes. Obwohl dieses Projekt für den
gesamten Wiener Südraum von eminenter Bedeutung ist, läuft auch hier in der
Vorbereitungsphase einiges schief. Zum einen mangelt es an der Implementierung
der Bezirkswünsche, zum anderen bleibt die Frage der Grundstücksentwicklung,
der Finanzierung nach wie vor ungeklärt. Einziger Nutzen, leider nur für den
Stadtrat, ist die mediale Vermarktung.
Ich habe auch hier mit dem Kollegen Gerstl einen
Antrag mit der formellen Zuweisung an den Ausschuss eingebracht.
Bleibt man im Südraum Wiens, so stößt man auf ein
weiteres Stillstandsgebiet. Das Entwicklungsgebiet Rothneusiedl schläft einen
stadtplanerischen Dornröschenschlaf. Dieses Projekt steht geradezu für
mangelhafte, unkoordinierte Vorgangsweise. Die Ankündigung des Bauvorhabens der
U-Bahn-Verlängerung, eines Stadions und eines Einkaufszentrums durch Bgm Häupl
und den Planungsstadtrat haben nur eines erreicht: SPÖ-nahe Spekulanten, wie
man annehmen könnte, haben die Grundstückspreise in die Höhe getrieben.
Sehr geehrte Damen und Herren! Die fünf Beispiele
zeigen es. Es geht, wenn auch nur langsam, etwas weiter. Wir von der ÖVP nennen
das Stillstand. (Beifall bei der ÖVP.)
Auch in dem Bereich der Stadtplanung schlägt sich die
Behäbigkeit einer absoluten Mandatsmehrheit nieder. Sie führt dazu, dass mehr
verwaltet als gestaltet wird. Aber gerade das Planungsressort muss ein
Gestaltungsressort sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Bereich, in dem der politische Umsetzungsstil in
dieser Stadt besonders stark zu sein scheint, ist der Bereich der Widmungen.
Diese, so könnte man meinen, sind getragen von Sorglosigkeit. Als
Gefälligkeitsgutachten würden sie andere bezeichnen.
Ein kleines Beispiel dafür: Wien-Mitte. Hier hätte
man sich viel Ärger erspart, wenn der Stadtrat rechtzeitig eingegriffen hätte
und Eingriffe in ein Weltkulturerbe frühzeitig verhindert hätte. Doch nicht
alle lernen aus gemachten Fehlern, und so haben wir es heute mit einer
ähnlichen desaströsen Flächenwidmung wie beim Wiener Prater-Stadion zu tun. Die
Details sind bekannt und wurden von meinem Kollegen in der ÖVP bereits mehrfach
aufgezeigt.
Solche Widmungen, die gegen die eigenen früheren
Stadtplanungsentwürfe verstoßen, nur um nahestehende Firmen zu befriedigen,
sind ein Skandal und würden anderswo zu entscheidenden Konsequenzen führen.
Wien verliert ununterbrochen Arbeitsplätze in der
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