Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 119
Dazu dienen eben auch diese Vereine und diese Tätigkeiten, in denen unter Integration etwas ganz anders verstanden wird als wir darunter verstehen, nämlich dass man sich hier der vorhandenen Kultur anpasst und nicht umgekehrt das Füllhorn ausschüttet und alle anderen Kulturen massiv unterstützt, die sich dann in Wien betätigen können.
Das ist also ein grundsätzlicher Ansatz, der
überhaupt erkennen lässt, wie das Subventionssystem in Wien funktioniert, das
ja ein sehr geschlossenes System ist. Sie wissen genau, dass jeder, der da
nicht mitspielt, keine Chance hat. Jeder, der den Kopf herausstreckt und es
wagt, sich dagegen aufzulehnen, ist dann sehr schnell nicht mehr gefördert, hat
keine Möglichkeit mehr, in Wien aufzutreten, und so weiter. Es gibt dafür immer
wieder ganz massive Beispiele, wobei man auch zugeben muss, dass Menschen
selten Helden sind, und warum sollen Künstler besondere Helden sein?
Ich verstehe es daher, dass die meisten da mitspielen
und sich einfach einmal grundsätzlich nicht äußern, oder wenn sie es schon
besonders förderlich finden, sich dann gegenüber der roten Kulturpolitik nur
positiv äußern. Wir kennen ja diese besonderen Freunde, die dann auch besondere
Zuwendungen bekommen. Adi Hirschal habe ich schon genannt, oder wir haben
seinerzeit auch schon lange genug über das Rabenhof Theater debattiert, wo es
ja auch ganz offensichtlich war, dass Freunde bedient wurden. Das ist natürlich
die Spitze des Eisbergs, aber darunter gibt es eben dieses geschlossene System
eines sehr wesentlichen finanziellen Betrages, der sicherlich enorm ist, aber
mit dem man hier auch alles zudeckt.
Wir haben am heutigen Tag auch das
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, das wiederum eine
Förderung bekommt. Manchmal sollte man jetzt darüber nachdenken, ob man es
nicht schon allein deshalb nicht mehr unterstützen sollte, weil es so
dilettantisch arbeitet. Aber das ist eine andere Sache. (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Wenn es
einen selber betrifft, glaube ich das schon!) Ach so? Ich meine, sie
könnten ja auch besser sein. Ich weiß nicht, der Widerstand - meinen Sie, ich
bin betroffen, weil gegen mich Widerstand geleistet werden muss in dieser
Republik? Das ist ein bisschen traurig. Ich bin ein Oppositionspolitiker, der
1965 geboren wurde - und gegen mich muss man Widerstand leisten? Na ja, dann
ist irgendetwas faul am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands!
Und dann haben Sie mir ein Argument gegeben, warum wir das ablehnen müssen. (GR
Godwin Schuster: Wehret den Anfängen!)
Ja, "wehret den Anfängen": Da haben Sie
vollkommen Recht. Die "Privat-Stasi" - so wurde es ja nicht zu
Unrecht bezeichnet - ist eben genau so ein Punkt. Sie haben Recht, man muss den
Anfängen totalitärer Systeme entgegenwirken! Diese beginnen auch damit, dass
man den politischen Gegner mundtot machen möchte, indem man ihm Vorwürfe macht,
die bis ins Kriminelle hineinreichen. Das ist der Beginn eines
totalitären Systems, dagegen muss man auftreten, da haben Sie vollkommen Recht.
Insofern: Wehret den Anfängen, und damit auch keine Subvention für das
Dokumentationsarchiv! (Beifall bei der
FPÖ. - Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Eine ungeheure Umdrehung dessen, was das
Dokumentationsarchiv macht!)
Nein, es ist tatsächlich so. Die Mehrheit steht
dahinter, und wir reden von Widerstand. Ich weiß nicht, warum da die
Mehrheit... (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Reden Sie sich jetzt in keinen Wirbel hinein!) Die Mehrheit muss
keinen Widerstand leisten. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Passen Sie auf, was Sie sagen!) Nein,
ich rede mich in keinen Wirbel hinein. Sie wissen, dass es genau dazu
mittlerweile ja auch Gerichtsurteile gibt, die das festgestellt haben. Ich
erspare es mir, das zu zitieren, was man alles sagen darf, ich will das gar
nicht breittreten. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wer hat Irving eigentlich eingeladen?)
Sie wissen ganz genau, dass dort noch dazu dilettantisch gearbeitet wird. Aber
das ist eine andere Sache, und das muss man ja dann feststellen. (Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: War das
Ihre Einladung? Haben Sie das unterschrieben? Auf wessen Einladung ist Irving
nach Österreich gekommen?)
Der Filmfonds ist auch ein Thema, bei dem wir uns
immer dagegen aussprechen, diese Förderung auszuzahlen. Es ist schon richtig,
es gibt jetzt Erfolge, "Caché" ist ein Film, der mir durchaus
gefallen hat. Aber ich muss schon sagen, umgeworfen hat er mich nicht. Ich habe
die Premiere in französischer Sprache gesehen. Es ist ein österreichischer
Regisseur, das ist vollkommen richtig, aber der Film ist in französischer
Sprache, er spielt in Frankreich, es sind französische Schauspieler, es ist
also jetzt nicht das Aushängeschild des österreichischen Films. (Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: Soll nur
deutsches Kulturgut gefördert werden?)
Wir reden davon, dass wir hier in Wien den
österreichischen Film fördern. Ich rede nicht von deutschem Kulturgut oder
sonst was, ich rede vom österreichischen Film. Wenn ich dann einen Film in
französischer Sprache sehe, eben mit französischen Schauspielern, der in
Frankreich gedreht wurde, dann muss ich sagen: Das ist nicht der
österreichische Film. Aber wenn Sie das anders sehen, dann können Sie das hier
ja gerne argumentieren. Zugegeben, wie gesagt, der Film war gut, und ich
anerkenne diese Leistung. Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und der
österreichische Film ist aus unserer Sicht nach wie vor in einem
bemitleidenswerten Zustand. Daher lehnen wir diese Förderung ab.
Damit bin ich mit den wesentlichen Punkten fertig,
die heute zu besprechen wären. Wie gesagt, ich habe Ihnen jetzt Zeit gerettet
und habe das hier zusammengefasst. Aber wenn Sie wollen, können wir nachher
noch einmal genauer darüber debattieren, wenn Sie die Mittagszeit weiter
ausnützen wollen.
Wir stellen uns unter
Kulturpolitik in vielen Bereichen etwas anderes vor, und wir sind vor allem
dazu angetreten, dass wir die sozialistische Herrschaft, die über Jahrzehnte
aufgebaut wurde, gerade im Subventionsbereich abbauen, dass die Mittel effizient
eingesetzt werden,
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