Gemeinderat, 4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll -
Seite 75 von 119
und ihre Menschen wären, eine ähnlich intensive, engagierte Teilnahme
der beiden links von mir sitzenden Oppositionsparteien bedurft hätten. Wenn ich
mir die Redebeiträge der beiden Vertreter der FPÖ angehört habe, die man, denke
ich mir, unter dem Motto "Freie Fahrt für freie Bürger" sehen kann,
dann wird mir bewusst, warum sich Minister Gorbach in Ihren Reihen so lange so
wohl gefühlt hat. Jeder von Ihnen, ich sehe es visuell vor mir, mit goldenem
Bleifuß, 160 durch die Lande, jeder ein eigenes blaues Lämpchen auf der Stirn,
möglichst all das zu überholen, was einem im Weg steht. Das wäre doch in etwa
das Modell, denke ich mir, das Ihnen da vorschwebt.
Um dieses offensichtlich intellektuellste Modell, das Sie heute
präsentieren können, Wirklichkeit werden zu lassen, argumentieren Sie quer
durch, Kraut und Rüben werden durcheinander gesetzt, Leute werden zitiert, die
das gar nicht so gesagt haben (GR Heinz-Christian Strache: Wir haben Universitätsprofessoren
zitiert!), und vieles andere mehr wird behauptet, nur damit das Motto
"Freie Fahrt für freie Bürger", "Blaulicht für alle",
"160", wie es Ihr ehemaliger Parteifreund, Staatssekretär Mainoni uns
in Wien angeraten hat, zu forcieren. Da ist Ihnen offensichtlich alles recht.
Sie sind wahrlich die Partei, wo sich ein Herr Mainoni und wo sich ein Herr
Gorbach zu Recht wohl gefühlt haben. Da gehören die beiden auch hin und haben
ihre Wurzeln. (GR Heinz-Christian Strache: Man hat nur unsere Vorschläge
kopiert!) Das haben Sie heute einmal mehr bewiesen.
Wenn Sie, meine Damen und Herren, heute sagen, wichtige Fachleute
würden diese Maßnahme nicht teilen, dann möchte ich Ihnen ein Zitat bringen,
das da lautet: "Tempo 50 bringt geringeren Reifenabrieb und geringere
Aufwirbelung und trägt damit zur Sicherheit und mit Sicherheit zur
Feinstaubreduktion bei." - Das, meine Damen und Herren, hat jener von
Ihnen zitierte Prof Hans Puxbaum zu dieser Verordnung gesagt.
Wenn Sie noch weitere
hören wollen: Prof Peter Sturm vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen
und Thermodynamik an der Technischen Universität Graz weist darauf hin, dass
die jüngst medial angesprochenen Emissionsfaktoren ausschließlich jene
Emissionen behandeln, die über den Auspuff an die Umgebung abgegeben werden. Er
sagt einmal mehr, gerade der Feinstaub wird durch den Verkehr produziert, und
weist darauf hin, dass ein Tempolimit bis 50 sinnvoll ist.
Wenn Sie jetzt sagen, Wien würde auf 50 reduzieren, ist
das die Unwahrheit. Ortsgebiettempolimit sind nach der Straßenverkehrsordnung
quer in Österreich 50 Stundenkilometer. Es hat einige wenige Strecken in
Wien gegeben, die um 10 respektive um 20 Stundenkilometer mehr gehabt haben. (GR Dr Wolfgang Aigner: Das war sehr
sinnvoll!) Dort wird auf das im Gesetz festgeschriebene Niveau
zurückgeführt, aus gutem Grund, weil uns einfach 2 400 Feinstaubtote
im Jahr in Österreich zu viel sind. Wir bekennen uns zu einer gesunden
Lebensumwelt, auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Prof Hermann Knoflacher sagt: „Tempo 50 ist
in Wien eine Mindestmaßnahme, die zur Reduktion des Feinstaubs beitragen
wird." Wenn wir uns das Gesetz anschauen, und da bin ich bei dieser
Mindestmaßnahme, dann sieht das Gesetz, das der Bund den Ländern übertragen
hat, wesentlich restriktivere Maßnahmen vor. Es sieht nicht nur vor, sondern
verpflichtet sogar. Wir treffen diese Maßnahmen in der sicheren Gewissheit,
dass wir zu wesentlich härteren einschneidenden Maßnahmen nicht greifen. Der
Bund sieht beispielsweise Fahrverbote vor, wenn die Feinstaubbelastung zu hoch
wird.
Ein tatsächlich unverdächtiger Zeuge, Georg Rebernig,
Geschäftsführer des Umweltbundesamts, einer Bundesinstitution, meint zur
Temporeduktion auf 50 km/h: „Dies führt zu weniger Beschleunigungs- und
Abbremsvorgängen und reduziert die Partikelemission im Abgas. Die Verringerung
der Geschwindigkeit führt zudem zu weniger Staub aus Abrieb und Aufwirbelung,
um die verkehrsbedingten Feinstaubbelastungen zu senken." Das ist ein Teil
eines Bündels von Maßnahmen, meine Damen und Herren, die wir in Wien aus gutem
Grund getroffen haben.
Erinnern Sie sich mit mir, meine Damen und Herren,
als hier die Diskussion um Feinstaub Anfang des Jahres eine breite Öffentlichkeit
erreicht hat. Erinnern Sie sich an das, was Sie selbst gesagt haben. Wir haben,
als wir damals drauf hingewiesen haben… (GR Mag Wolfgang Gerstl hält ein
großes Verkehrsschild in die Höhe, das auf eine 70 km/h-Beschränkung
hinweist.) - Den 70er, Kollege Gerstl, werden Sie mit Ihrem Lebensalter nur
dann erreichen, wenn jene Maßnahmen der Sozialdemokraten, um Gesundheit zu
sichern, Wahrheit werden! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, Kollege Gerstl, die
Arbeitsteilung ist gut und dafür bin ich auch. Sie sorgen sich um die Bleifüße
in dieser Stadt, wir sorgen uns um die Gesundheit der Kinder! Das ist eine
wahrlich gute Arbeitsteilung, zu der wir uns auch bekennen! (Beifall bei der
SPÖ. - GR Mag Wolfgang Gerstl: Das ist die falsche Maßnahme!)
Kollege Gerstl, Sie werden mit dem 70er nicht
attraktiver! Ich sage Ihnen, das nutzt auch nichts mehr! (GR Dr Matthias
Tschirf: Sie waren schon besser!) - Kollege Tschirf, man passt sich an,
wenn Sie sagen, ich war schon einmal besser! Ich darf Ihnen sagen, das, was Sie
geboten haben, war auch nicht wirklich gut!
Wenn Sie sagen, meine Damen und Herren, jeder, der
nicht begreifen kann, was es bedeutet, mit Umweltbewusstsein, mit
Gesundheitsbewusstsein auch mit dem Auto unterwegs zu sein, der hat einen
Dienstwagen, dann darf ich Ihnen versichern, ich habe keinen. Ich kann den
Kollegen Gerstl auch mit Tempo 50 schnell genug nach Hause bringen, wenn
er es wünscht, aber ich denke mir, es ist gesünder.
Meine Damen und Herren, wenn wir
uns die Debatte in den frühen Monaten dieses Jahres in Erinnerung rufen, dann
war es so, dass wir gesagt haben, es gibt ca 75 Prozent an
Feinstaubbelastungen, die nicht in Wien generiert werden und wir werden uns als
Stadt, und die Frau StRin Mag Sima hat das offensiv verkündet,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular