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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 86 von 119

 

Umweltbundesamt diese berühmte Karte, die besagt, der Beitrag aus dem Ausland, das heißt, Ferntransport, macht ungefähr 40 Prozent aus, und die regionalen Immissionen sind 20 Prozent. Also für diese 60 Prozent kann Wien zunächst einmal nichts. - Das ist das eine.

 

Das andere ist: 25 Prozent sind der Beitrag des Ballungsraums Wien zu normalen Zeiten. Und noch einmal - ich habe das heute schon einmal vorgelesen -: Die Aquella-Studie sagt, es kommt darauf an, wie die Windrichtung ist, wie die klimatische Zusammensetzung im Moment ist und wie das ausschaut.

 

Also drei verschiedene typische Tage: Ein Tag Ferntransport, ein Tag Lokales, ein Tag nichts.

 

Nur, was immer vergessen wird jetzt in der Debatte - und da gibt es auch diese Karte, die kann man sich anschauen -: In der Statuserhebung, auch im Umweltbundesamt bei den Vorarbeiten für die Statuserhebung in Wien war es so, dass immer vom möglichen verkehrsnahen Maximum gesprochen wird. Und wir reden vom Verkehr, und das mögliche verkehrsnahe Maximum heißt, dass zwischen 40 und 60 Prozent des Feinstaubs an verkehrsreichen Straßen durch den Verkehr verursacht ist. - Das ist das, was Sie immer vergessen; es wird immer nur so allgemein geredet. Faktum ist: An verkehrsreichen Straßen ist die Zusammensetzung - auch nach Herrn Prof Puxbaum und der Aquella-Studie - eine andere als generell über Wien. Und davon reden wir.

 

Es ist nicht so, dass in der Kalvarienberggasse heute 70 km/h gefahren werden dürfen und jetzt gilt 50 km/h, sondern es geht in Wirklichkeit um die Einfallstraßen Wiens, wo bis jetzt mehr als 50 km/h, also 60 beziehungsweise 70 km/h gefahren werden durften. Um das ist es gegangen - und nicht um ganz Wien, wie hier glauben gemacht wird. Das ist das eine.

 

Das Zweite, was mir noch wichtig ist: Kollege Madejski sagt, die WHO hat keine Grenzwerte. - Das stimmt, denn die WHO kann der Republik Österreich gar keine Grenzwerte vorschreiben, sondern sie kann nur Schwellwerte oder Grenzwerte nahe legen.

 

Und: Diese WHO-Studie ist eine trilaterale Studie, bei der es darum gegangen ist, dass Frankreich, die Schweiz und Österreich angeschaut wurden, und zwar im Jahr 1999. Mittlerweile gibt es eine neue Studie von der EU. Da kann man natürlich ein bisschen spielen mit den EU-Ressentiments und sagen: Die CAFE-Studie ist nicht so toll, denn die ist von der EU, und alles, was aus der EU kommt, ist falsch. Faktum ist, dass die Zahlen von der IIASA sind - das ist in Laxenburg und nicht in Brüssel -, und da wurde uns bezüglich der durchschnittlichen Reduktion der Lebenserwartung in Monaten auf Grund des anthropogenen PM 2,5 Folgendes mitgeteilt. - Nicht des PM 10, sondern des PM 2,5! Das wird in Wien nur an ganz wenigen Stellen gemessen, weil es da noch gar keine EU-Vorschriften gibt. Kollege Madejski: Noch keine Vorschriften! Die gibt’s nur im bösen Kalifornien. Dort sagt man, da dürfen maximal 15 Mikrogramm überschritten werden. Also das heißt, alles, was über 15 Mikrogramm ist, ist schon gefährlich. – Und dieses PM 2,5, das wir ja gar nicht messen, wirkt sich in Österreich aus mit einer durchschnittlichen Reduktion der Lebenserwartung von acht Monaten pro Kopf. - Das sagt die IIASA bezüglich des PM 2,5.

 

Wir reden vom PM 10, vom PM 2,5 und vom PM 1 - je nach Körnchengröße unterschiedlich groß; je kleiner das Körnchen, desto weiter dringt es in den Körper ein. PM 1 zum Beispiel kann ganz locker die Blut-Hirn-Schranke überwinden - ganz locker, weil es so klein ist -, und setzt dort bestimmte Mechanismen in Gang, die zum Beispiel zu Gehirnschlägen führen können. - Aber macht nix, macht nix, macht nix.

 

Was PM 1 und PM 2,5 betrifft - und da komme ich wieder auf dieses Ding zurück -, so sagen alle Ärzte und Ärztinnen Österreichs - da gibt es auch Broschüren dazu -: Hauptverantwortlich für PM 2,5 und PM 1 sind die hoch verdichtenden Dieselmotoren.

 

Die hoch verdichtenden Dieselmotoren stoßen das aus. - Da kann man darüber philosophieren oder nicht. Faktum ist, dass zum Beispiel die "ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt" sagen: Jedes einzelne Partikelchen kann schon schaden! - Da kommt es nicht auf die Gewichte an. 100 610 t werden jährlich an Feinstaubpartikeln über Österreich verteilt. Da genügt jedes einzelne Pemmerl, das winzigste Ding genügt schon, dass Menschen Probleme mit der Atmung, mit den Lungen, mit dem Blut, mit dem Herzen, mit dem Kopf bekommen.

 

So, diese Sachen sind einfach Faktum. Schauen wir uns einmal an: Wer sind in Wirklichkeit die Verursacher von Feinstaub? - Natürlich ist es so, dass die Verursacher von Feinstaub weit gestreut sind. Es ist die Industrie, es ist der Hausbrand, es ist die Landwirtschaft - übrigens in einem hohen Ausmaß die Landwirtschaft, vor allem mit ihren Traktoren -, es sind die Offroad-Geräte, es ist die Salzstreuung, die Splittstreuung – und: Es ist der Verkehr, und zwar nicht nur die Dieselmotoren, von denen es in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern einen hohen Prozentsatz gibt, sondern es sind vor allem die Aufwirbelungen bei der Straße, Bremsbeläge und dergleichen Dinge. Das kann man alles nachvollziehen. Es ist auch in der Studie von Herrn Prof Puxbaum nachzuvollziehen. Er beschreibt das und sagt, das sind die so genannten Tracer. Die kann man nachlesen, dazu gibt's unterschiedliche Angaben, und es ist interessant, dass beim Kfz-Verkehr immer 18 Prozent angeführt sind. Nur: Wir vergessen, dass der Mineralstaub auf der Straße nicht einer ist, der irgendwie vom Atlantik daherfliegt, sondern der Mineralstaub ist genau das, was die Reifen und die Geschwindigkeit aufwirbeln. Das vergessen Sie immer. Sie glauben ja in Wirklichkeit – und das ist ja Ihr Irrtum -, nur das, was beim Auspuff herauskommt, seien Feinstaubpartikel. Nein, es ist auch das, was aufgewirbelt wird! Und Sie können sich das überall anschauen: In den Rillen auf der Straße, wo es dann so nach dem Frühjahr ein bisschen holprig wird auf der Straße - das ist alles mittlerweile als Feinstaub in der Gegend herumgeflogen. Das kann man sich anschauen, überall kann man das messen. Am interessantesten sind übrigens die verkehrsnahesten Messstellen, das sind jene in der

 

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