Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 119
jetzt einmal sagen, ich kann Ihnen heute einen
Vorwurf nicht ersparen. Es tut mir Leid, ich habe in meinem Leben hier noch
nicht so viel Unsinn gehört wie heute in dieser Debatte!
Eines muss ich Ihnen wirklich sagen: Sie von FPÖ und
ÖVP brauchen wirklich nie mehr über Feinstaubbelastungen in Wien zu
lamentieren. Denn wenn es hohe Feinstaubwerte gibt, dann sind Sie da, Sie
fordern Maßnahmen ein und sagen, wir sollen etwas tun, wir tun viel zu wenig,
wo bleiben die Maßnahmen? - Wenn wir dann Maßnahmen setzen... (GR
Heinz-Christian Strache: ...die richtigen Maßnahmen!) Und wenn wir dann
Maßnahmen setzen, dann sind Sie alle nur noch ein Wolkerl, dann sind Sie weg.
Deswegen sage ich Ihnen eines: Stehen Sie wenigstens
dazu! Sagen Sie doch den Wienerinnen und Wienern ganz offen, dass Feinstaub
Ihnen wurscht ist. Stehen Sie wenigstens dazu wie Herr Verkehrsminister
Gorbach, der ist immerhin ehrlich und sagt: Tempo 160, mir ist
Schnellfahren wichtig, Feinstaub interessiert mich nicht! Warum sind Sie nicht
auch so ehrlich und tun das Gleiche? Das wäre wenigstens eine ehrliche Ansage. (Beifall
bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Herr Kollege Gerstl! Sie haben einige Dinge gesagt.
Sie haben gesagt, dass wir diese Verordnung husch-pfusch gemacht haben. (GR Dr Matthias Tschirf: Ja, stimmt!)
Offensichtlich haben Sie nicht mitbekommen, dass wir das am 16. September,
mitten im Wahlkampf, präsentiert haben. Wir haben ein Pressegespräch dazu
gemacht, man konnte das nachlesen. Die Verordnung ist am 16. September erlassen
worden, Sie hätten sich auch die Verordnung besorgen können. (GR Mag
Wolfgang Gerstl: 15!) Mit 16. September ist sie in Kraft getreten,
Herr Kollege Gerstl. (GR Mag Wolfgang Gerstl: 15. September, Frau
Stadträtin, 15. September!) Danke, ich kenne mich schon aus in meinem
Ressort.
Sie hätten es nachlesen können, und Sie hätten es
gewusst. Wenn Sie das jetzt überrascht, dann heißt das nur eines: Sie haben das
kapital verschlafen und wollen es jetzt noch im Nachhinein nachholen. Das ist
offensichtlich die einzige Wahrheit, die hier dahinter steckt. (Beifall bei
der SPÖ. - GR Mag Wolfgang Gerstl: ...ist das Kapital?)
Dann haben Sie mir vorgeworfen: Ein Wahnsinn, das
Land Wien verhängt ein Fahrverbot für Euro-Null-LKWs, und die müssen jetzt um
Wien außen herumfahren. - Was das für ein Vorwurf sein soll, habe ich bis jetzt
nicht verstanden. Denn wenn wir die alten Stinker, die achtmal so viel
Feinstaub wie moderne LKWs emittieren, aus Wien aussperren, dann ist das doch
wohl kein Vorwurf, den man uns machen kann! Vielmehr ist das eine völlig
logische Maßnahme, die jeder setzt, der im Kampf gegen Feinstaub Erfolg haben
will. Aber das wollen Sie ja offensichtlich nicht. (GR Mag Wolfgang Gerstl:
Weil das nicht gescheit ist!) Denn Sie interessiert die Feinstaubbelastung
in Wien absolut überhaupt nicht. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei
der ÖVP.)
Und, Kollege Gerstl, da Sie ja offensichtlich alles
ganz genau wissen: Wo soll ich denn als Wiener Umweltstadträtin Maßnahmen
setzen, wenn nicht in Wien? In Niederösterreich vielleicht? Das geht leider
kompetenzmäßig nicht, so weit sollten Sie auch schon im Gemeinderat kundig
sein. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Sie kümmern sich ja nicht um die juristischen
Probleme! Haben Sie selbst gesagt! - GR Heinz-Christian Strache: Partikelfilter
Zementwerke ... haben Sie gesagt!)
Ja, die Zementwerke - das ist das nächste Thema;
ausnahmsweise ein wirklich guter Zuruf, Herr Kollege! Wissen Sie, worauf die
UVP-Bescheide beruhen, die wir hier erlassen? Ich kann es Ihnen sagen: Auf dem
Bundes-UVP-Gesetz. Und wissen Sie, wer für dieses Gesetz gestimmt hat? Ihre -
damals noch - Parteikollegen, zusammen mit der ÖVP! Ich habe mich gegen die
Novellierung stark gemacht. - Sie nicht, Ihre Fraktion war dafür! Sie haben es
zu verantworten, dass wir hier UVP-Bescheide wider besseres Wissen ausstellen
müssen aufgrund der rechtlichen Grundlage, obwohl wir gegen genau solche
Kraftwerke eigentlich vorgehen wollten. Das haben diese beiden Fraktionen zu
verantworten, und mir machen sie es zum Vorwurf. Das ist das Absurdeste, was
ich jemals gehört habe! (Beifall bei der SPÖ.)
Dem Kollegen Stiftner werde ich einiges noch
nachsehen müssen, er ist sehr neu im Gemeinderat. Er kann viele Dinge noch
nicht wissen, zum Beispiel, dass wir schon lange Basaltsplitt verwenden, der
abriebfest ist. Das brauchen Sie mir nicht zu empfehlen, wir tun es bereits
seit mehreren Wintern.
Hausbrand: Da gibt es in Wien nur noch weniger als
5 Prozent, in anderen Bundesländern sind wir bei 30 Prozent. Da haben
wir schon in der Vergangenheit sehr viel getan, Kollege Stiftner. Vielleicht
schauen Sie sich einfach einmal die Zahlen und Berichte an.
Thermische Wohnhaussanierung:
50 000 Wohnungen haben wir mit THEWOSAN bereits saniert. Genau das,
was Sie vorgeschlagen haben, machen wir seit Jahrzehnten!
130 Millionen EUR hat die Stadt Wien bereits investiert, das haben
Sie offensichtlich nicht mitbekommen. Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich als
neues Gemeinderatsmitglied hin und wieder auch die Zahlen und Fakten anzuschauen.
Denn wir sind sehr aktiv im Kampf gegen den Klimaschutz, im Kampf gegen den
Klimawandel und im Kampf gegen die Feinstaubbelastung. (Beifall bei der SPÖ.
- GR Kurth-Bodo Blind: Gegen den Schutz sind Sie schon?)
Dass Graz von Ihnen immer als Paradebeispiel genannt
wird, finde ich ja besonders spannend. In Graz gibt es überall Tempo 50
auf den Vorrangstraßen und Tempo 30 auf den Nebenstraßen. Ist es das, was
Sie wollen? Dann sagen Sie es bitte, und regen Sie sich nicht auf, wenn wir
Tempo 50 in Wien machen! Das ist doch ein vollkommener Widerspruch. Zuerst
fordert das die ÖVP in einem Antrag, dann machen wir in Wien Tempo 50, und
was ist mit der ÖVP? Wie immer: Ein Zickzackkurs, Sie wissen nicht, was Sie
wollen, heute so, morgen so, man kann sich bei Ihnen auf nichts verlassen. Das
wissen auch die Wählerinnen und Wähler, und dementsprechend hat auch das
Wahlergebnis ausgesehen. (Beifall bei der SPÖ. - Heiterkeit und Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
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