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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 68

 

genannten Bedingungen, ohne Kostenaufstellungen, ohne Information, ohne Kenntnis der Verträge, können wir diesem Aktenstück nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Michael LUDWIG.

 

GR Dr Michael Ludwig (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Beim Verfolgen der bisherigen Diskussion ist mir ein Zitat von Sallust eingefallen, der einmal gemeint hat: „Es ist mühselig, Geschichte niederzuschreiben.“ Und ich sage, er hat völlig recht, es ist mühselig, aber es ist umso notwendiger, denn auch die Diskussion zeigt, dass es gerade über historische Ereignisse und Anlässe auch in der Gegenwart Bedarf gibt zu diskutieren, und diesem Umstand, meine ich, wird auch der vorliegende Akt sehr treffend gerecht.

 

Bgm Dr Michael Häupl hat in einer Pressekonferenz bei der Präsentation auch dieser Projekte gemeint, wir wollen kein Jubeljahr veranstalten, aber durchaus mit Stolz auf die Entwicklungen, die die Stadt Wien in den letzten 50 Jahren genommen hat, zurückschauen. Und ich denke, dass das eigentlich ein sehr gutes Gesamtmotto über diese Projekte ist, die im vorliegenden Akt unter dem Titel “Begegnung findet Stadt“ zusammengefasst sind. Und das ist, wie ich meine, auch ein Motto, das durchaus auch für alle diese Projekte gelten kann. Und es ist gut, dass es den Versuch gibt - und der wurde ja auch von meiner Vorrednerin und den Vorrednern angesprochen -, der auch die Möglichkeit bietet, dass Menschen aus unterschiedlichen Generationen, unterschiedlicher sozialer Herkunft, unterschiedlichem Wissensstand Gelegenheit haben, sich über diese Ereignisse zu informieren.

 

Es sollen nicht Feierlichkeiten im Vordergrund stehen, sondern eine inhaltliche Auseinandersetzung. Und deshalb sind auch mehr als 100 verschiedene Projekte zusammengefasst. Es sind Ausstellungen, Symposien, Fachveranstaltungen, Projekte und Publikationen vorgesehen, und ein Hauptanliegen dieses Projektes ist auch, die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen, wo sie auf Grund ihrer Vorbildung stehen und wo es auch die Möglichkeit gibt, sie in diese Projekte mit einzubeziehen.

 

Und das ist auch der Grund, warum viele dieser Projekte auch im öffentlichen Raum stattfinden, oder auch den öffentlichen Raum mit einbeziehen werden. Spezielle Zielgruppen werden ebenfalls im Vordergrund stehen und ich denke hier insbesondere an einzelne Veranstaltungen und Projekte, die besonders junge Menschen mit einbeziehen, aber auch, um Frauen damals in der Zeit des Wiederaufbaus, aber auch Frauen in der Gegenwart zu zeigen, unter welchen Lebensumständen sie gelebt haben und auch derzeit leben.

 

Wer sich mit der Vergangenheit nicht auseinander setzt, kann auch nicht zuversichtlich in die Zukunft blicken. StR Ellensohn hat auf diesen Bereich aufmerksam gemacht. Ich teile das, ich denke deshalb, dass die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte, die in der Tat viel Erfreuliches bietet, aber auch viele Schattenseiten bietet, durchaus sinnvoll und notwendig ist und ich denke, dass da die SPÖ durchaus auch mit einem guten Beispiel vorangegangen ist. Herr Stadtrat (zu StR David Ellensohn), Sie haben es selbst angesprochen, und ich würde alle anderen demokratischen Parteien einladen, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit so kritisch auseinander zu setzen wie es die SPÖ getan hat. Und man muss dazu erwähnen, dass gerade die SPÖ Wien nach 1945 eine Partei und Bewegung war, die nicht nur aus sehr vielen Widerstandskämpfern und Emigranten bestanden hat, sondern sich auch in den Jahren, den ersten Jahren der zweiten Republik, besonders massiv abgegrenzt hat gegenüber ehemaligen Nationalsozialisten. Aber richtig ist, es gibt viele Dinge, über die man sprechen muss und ich halte das auch für gut und richtig und ich komme wieder zurück auf den Ausspruch von Sallust „Es ist mühselig, Geschichte aufzuschreiben“, aber es ist notwendig. Und es ist notwendig, diesen Diskurs in unserer Stadt zu führen, auch wenn er manchmal kontroversiell geführt werden muss, aber ich denke, es ist auch für die Psychohygiene des kollektiven Gedächtnisses unserer Stadt sinnvoll und notwendig. Ich denke, dass wir in Wien hier eine besondere Möglichkeit haben, auf die historischen Anlässe im April 1945 einzugehen. Nicht zuletzt fand auch die Republiksgründung nicht im vom Krieg verwüsteten Hohen Haus, im Parlamentsgebäude, statt, sondern hier im Wiener Rathaus, wo sich Ende April 1945 die provisorische Staatsregierung unter Karl Renner zu ihrer konstituierenden Sitzung gefunden hat. Und man sollte nicht vergessen, dass bereits zwei Tage zuvor, am 27. April 1945, die drei damals bestehenden demokratischen Parteien die Unabhängigkeitserklärung beschlossen haben, eine Proklamation erlassen haben, in der sie die Republik Österreich für wiederhergestellt erklärt haben und den im Jahre 1938 dem österreichischen Volke aufgezwungenen Anschluss für null und nichtig erklärt haben.

 

Und ich denke, dass das Dinge sind, auf die wir auch stolz sein können, dass es Menschen gibt, die diese Zeit aktiv miterlebt haben, aktiv mitgestaltet haben. Es ist ein Triumph, wenn man so will, auch der rot-weiß-roten Fahne über das Hakenkreuz und es ist ein Triumph der Demokratie über die Diktatur und ich denke, dass das Grund und Anlass genug ist, in vielen Veranstaltungen daran zu denken und daran zu erinnern.

 

Ich möchte aber die Gelegenheit auch benützen, noch ganz kurz über die Lebensumstände, die damals geherrscht haben, zu berichten, weil das auch ein guter Bogen zu den Veranstaltungen ist, die geplant sind. Es gibt eine Ausstellung im Museum der Stadt Wien, die so genannte Sinalco-Ära, die sich mit den Lebensumständen, der Alltagsgeschichte der Menschen, von 1945 bis in die Gegenwart beschäftigt, das Konsumverhalten zum Inhalt hat, und die beschäftigt sich, wie ich meine, sehr spannend mit den näheren Lebensumständen der Menschen. Ich glaube, auch das ist ein guter Vergleich

 

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