Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 68
lebenslange, lebensbegleitende
Lernen möglichst großer Bevölkerungsgruppen innerhalb der OECD zu fördern. Da
sind die Volkshochschulen eine gewichtige Einrichtung dazu. Und diese
"Wien-Card" soll eigentlich genau dazu führen, dieses Bewusstsein bei
den Menschen zu schaffen, einerseits durch die Ausgabe der
"Wien-Card", auf der sämtliche Checks und besuchte Kurse verbucht
sind, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, ihren eigenen Marktwert
abzuschätzen. Auch das ist wichtig.
Wir kennen das wiederum aus dem
Gesundheitsbereich, wo es so ist, dass die Menschen ständig zu irgendwelchen
Diagnosen geschickt werden und der Arzt so tut, als ob der Mensch keine
Vorgeschichte hätte, weil er die Vorgeschichte gar nicht kennt. Diese
"Wien-Card" soll dazu führen, dass die bildungsmäßige Vorgeschichte
eines Arbeitnehmers entsprechend bekannt ist und dass der Arbeitnehmer auch
selber sieht, dass diese Vorgeschichte, diese Aus- und Weiterbildung, für ihn
eine marktwertsteigernde Funktion hat. Insofern gehen wir mit dem Ziel der OECD
ganz konform.
Es ist auch nicht so, dass die OECD
sagt, dass bei uns alles schlecht ist. Ganz im Gegenteil. Sehr gelobt wird die
Möglichkeit, im zweiten Bildungsweg die Matura und die Facharbeiterausbildung
nachzuholen. Gerade da sind auch die Volkshochschulprogramme ein ganz wichtiger
Baustein. Die Angebote für die Höherqualifizierung bereits Erwachsener werden
extra genannt. Ich darf daran erinnern, dass wir das Fachhochschulwesen zu
einem wirklich zweiten Standbein neben den richtigen Universitäten ausgebaut
haben. Dort sitzen hauptsächlich bereits Berufstätige, die die
Höherqualifikation für ihren Beruf
brauchen können.
Bekrittelt wird aber, dass die
Arbeitsmarktprogramme für Arbeitslose viel zu kurzfristig sind. Das ist genau
der Punkt, den ich vorher angesprochen habe. Wenn der Mensch schon arbeitslos
ist, wenn vielleicht der Beruf am Arbeitsmarkt gar nicht mehr nachgefragt wird,
dann ist es oftmals zu spät, dann werden die Menschen in irgendwelche Kurse
gesteckt und die Zeit für eine individuelle Betreuung ist gar nicht da, weil
leider Gottes die Zahl der Arbeitslosen eine sehr hohe ist. Genau hier setzen
wir mit unserer Idee der "Wien-Card" an, vorzeitig anzufangen, im
Sinne einer Prävention von Arbeitslosigkeit, den Menschen den Wert von Aus- und
Weiterbildung so rechtzeitig darzustellen, dass sie gar nicht in die
Verlegenheit kommen, dann als Arbeitslose Kurse in Anspruch zu nehmen. Dass man
natürlich dann auch für die Menschen, die dieses Schicksal trifft,
entsprechende Kurse anbieten muss, versteht sich von selbst, aber auch hier tut
man sich leichter, wenn man bereits eine gewisse Vorgeschichte kennt und wenn
man auch weiß, welche Fortbildungsmaßnahmen bereits gemacht worden sind.
Auch das System der beruflichen
Weiterbildung in Österreich wird von der OECD prinzipiell positiv beurteilt.
Allerdings wird schon auch kritisch hinzugefügt, dass die Gelder für die
allgemeine Erwachsenenbildung in den letzten Jahren eigentlich zurückgegangen
sind, insgesamt gesehen und relativ. Die betriebliche Weiterbildung ist ein
ganz wesentlicher Aspekt. Das heißt, es werden auch die Unternehmer großes Interesse
daran haben, wenn der Bildungsscheck seitens
des Unternehmers aufgefüllt wird, weil letztendlich kommt die Arbeitskraft dem
einzelnen Unternehmen entsprechend zu Gute. Es soll aber in Hinkunft keinen
Unterschied mehr machen, und da ist die "Wien-Card" ein guter und
wichtiger Beitrag dazu, ob jemand in einem Klein- und Mittelbetrieb beschäftigt
ist und nicht auf eine innerbetriebliche Ausbildung zurückgreifen kann oder ob
er letztendlich in einem Großbetrieb auf ein eigenes Seminarsystem zurückgreifen
kann.
Was der OECD-Befund, und das haben wir auch in der
Antragsbegründung stehen, sagt, ist dass in Österreich eigentlich die
Koordination der Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen nicht so positiv ist. Es
werken viele nebeneinander her. Es fehlt die Koordination. Mit Hilfe des von
uns angeregten runden Tisches zum Wiener Arbeitsmarkt, wo die Stadt, das Land,
die Sozialpartner und die betroffenen Bildungseinrichtungen vertreten sind, und
das müssen nicht nur die bestehenden sein, sondern das können auch neue
Bildungseinrichtungen sein, die hier an Land gezogen werden, ist hier eine
koordinierte Vorgangsweise gegeben. (Beifall bei der ÖVP.)
Es geht daher weniger darum, mehr Geld in das
bestehende System hineinzustecken, sondern das bestehende Geld optimal einzusetzen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Erlauben Sie mir auch diese Bemerkung. Wenn ich mir
das Budget für Öffentlichkeitsarbeit des Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds anschaue, dann meine ich, es wäre sehr wohl im Interesse auch der
Arbeitslosen oder derjenigen, die das hoffentlich nicht werden, gelegen, wenn
dieses Öffentlichkeitsbudget eher in Kurse als in die Bejubelung des eigenen
Zehnjahresjubiläums gesteckt würde. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich darf Sie daher ersuchen, sehr geehrte Damen und
Herren, dass Sie sich für unseren Beschlussantrag, eingebracht von Dr Tschirf,
Dr Aichinger und meiner Wenigkeit, dass sich die zuständigen Stellen der Stadt
Wien im Sinne der Antragsbegründung für die Umsetzung des Konzepts der
"Wien-Card" einsetzen und entsprechende Gespräche mit den genannten
Institutionen sowie den Sozialpartnern aufnehmen werden, aussprechen.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke sowie an unseren Herrn Bürgermeister verlangt. - Danke für
Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Frau
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Barbara Novak: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Liebe Kollege Aigner, ich möchte
mich herzlich bedanken und ich denke dass sich der Verband Wiener Volksbildung
auch über das viele Lob und die große Anerkennung freuen wird, die Sie der
Tätigkeit des Verbands hier ausgesprochen haben und dass Sie die hervorragenden
Projekte, Initiativen und vor allem die vielen
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