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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 102

 

und niedrigere Förderungsansätze hatten. Diese gläserne Decke zwischen Mittelbühnen mit festen Häusern und freien Gruppen ohne feste Häuser ist durch diese Theaterreform überwunden worden, und wenn heute freie Gruppen wie zum Beispiel Suparamas, Dans.Kias, die Showinisten, NetZZeiT, Theater Konnex eine vierjährige Konzeptförderung bekommen, dann sind das durchwegs freie Gruppen, die nun in eine neue Liga, in eine Oberliga der Wiener Theater aufgenommen werden. Es ist heute nicht mehr entscheidend, ob man ein Haus hat oder nicht, sondern es ist nur mehr entscheidend, welche Konzepte man eingereicht hat.

 

Was durch diese Theaterreform ebenfalls überwunden werden soll, ist die Automatik, dass allein die Tatsache, dass man ein Haus mit einem festen Mietvertrag hat, dazu führt, dass man über Jahre und oft über Jahrzehnte eine Fixförderung bekommt, ohne sich tatsächlich einer realen Evaluierung stellen zu müssen.

 

Es gibt durch diese Entwicklung jetzt klarere und transparentere Vergabemodalitäten. Es war die Empfehlung der Theaterjury – und der Kulturstadtrat hat das nun auch dem Wiener Gemeinderat so vorgelegt –, dass es zu einer Umwandlung dieser Theater in ein Intendantenmodell mit Ausschreibung der Leitungsfunktionen und mit begrenzter Laufzeit kommen soll. Es ist insgesamt ein zweistufiges Modell, und zwar für jene Theater, die Konzeptförderung bekommen – das der Teil, der heute beschlossen wird –, und jene Theater, für die eine Übergangslösung gesucht wird.

 

Der Herr Stadtrat hat zugesagt, dass diese Reform konsequent umgesetzt wird, dass es aber eine Umsetzung mit Augenmaß und mit fairen Übergangsregelungen sein wird. Das heißt, es braucht kein Theater Angst um seinen Standort zu haben, denn es wird auch eine Standortförderung geben, die regionale Gegebenheiten in den Vordergrund stellt. Es wird laufend Gespräche geben, und die gibt es auch tatsächlich. Wenn heute hier von einem Vorredner gesagt wurde, es gibt keine Gespräche, dann stimmt das nicht, denn es gibt mit allen betroffenen Theatern laufend Gespräche mit den Beamten des Theaterreferates, aber auch mit den Mitarbeitern des Büros des Stadtrates ebenso wie mit dem Stadtrat selbst.

 

Es liegen heute auch Anträge vor – zum Beispiel mit dem Odeon, mit dem Interkult Theater, mit dem Verein für weiblichen Spielraum Link –, womit zweijährige Verlängerungen der Dreijahresverträge beschlossen werden, die die Basis schaffen sollen, dass eine Übergangsregelung in ein Modell möglich ist, wo eben klare Strukturen, klare transparente Entscheidungsstrukturen gesichert sind, wo es aber auch möglich ist, dass Leitungsfunktionen tatsächlich ausgeschrieben werden können und innerhalb einer Phase der nächsten vier bis fünf Jahre dann tatsächlich auch zur Ausschreibung gelangen sollen.

 

Diese Gespräche sind nicht einfach, weil die rechtlichen Voraussetzungen in jedem Theater unterschiedlich sind. Jedes Theater hat eigene Vereinsstrukturen, hat eigene Mietverträge, und man muss sich anschauen, dass die Mietverträge, wenn man sie verändert, nicht dazu führen, dass die Miete auf einmal dreimal so viel kostet, aber man muss auch schauen, dass das Prinzip, dass die Stadt eine Mitsprachemöglichkeit über die Vergabe von Intendanzen in verschiedenen Häusern hat, tatsächlich umgesetzt werden kann.

 

Die Gespräche sind auch deshalb schwierig, weil es ja in vielen Theatern auch noch eine Bundesförderung gibt. Diese Bundesförderung ist zwar in den letzten Jahren immer geringer geworden, teilweise ist sie nicht evaluiert worden, aber es gibt trotzdem teilweise Bundesförderung, die man bei allen Reformschritten der Wiener Theaterreform natürlich nicht verlieren soll, sondern wir haben natürlich größtes Interesse, diese Bundesförderungen weiter zu erhalten und diese eventuell auch aufzuwerten.

 

Ich möchte ein Beispiel nennen. Die Gruppe 80 soll laut Empfehlung der Theaterjury und in völliger Absprache mit den bisherigen Betreibern der Gruppe 80 in ein neues Theaterkollektiv, HIGHTEA, übergeführt werden. Diese Gruppe, die von der Theaterjury die Empfehlung bekommen hat, soll das Haus nun übernehmen. Jetzt geht es darum, dass die Bundesförderung, die bisher die Gruppe 80 am Standort Gumpendorfer Straße hatte – das ist immerhin eine Summe von 263 000 EUR – auch für das neue Intendantenkollektiv HIGHTEA zur Verfügung stehen wird.

 

Daher sind die Gespräche nicht so einfach, dass man sagen kann, man kann auf einen Schlag zu einem Zeitpunkt alle Probleme auf einmal lösen. Es ist heute die erste Serie an Anträgen dem Gemeinderat vorliegend, wir werden beim kommenden Gemeinderatsausschuss am 1. März die zweite Serie der Akten vorliegend haben, sodass nun Zug um Zug die große Zahl der Theaterförderungen neu geregelt werden soll. Es wird aber zweifellos so sein, dass die Zusage des Stadtrates, dass faire Übergangsregelungen geschaffen werden sollen, tatsächlich auch eingehalten wird.

 

Diese Gespräche finden laufend statt. Sie werden sicher – da sind wir sehr optimistisch – auch zu einem positiven Abschluss kommen. Es wird jedenfalls in dieser Stadt kein Theater durch oder wegen der Theaterreform zusperren, es ist aber sozusagen auch nicht unser Ziel, dass einfach alles so bleibt, wie es ist. Es soll nicht alles so bleiben, wie es ist. Wir sind an einer Weiterentwicklung interessiert, und dazu gibt es ja zumindest mit den Grünen und mit der ÖVP in diesem Haus einen einheitlichen Standpunkt.

 

Nun zu den vorliegenden Anträgen. Der Antrag der FPÖ wird erst eingebracht, aber ich kann vorweg jetzt schon sagen, dass wir diesem Antrag deshalb nicht zustimmen werden, weil genau das, was in dem Antrag verlangt wird, nämlich laufend Gespräche zu führen, tatsächlich laufend passiert. Es werden laufend Gespräche geführt mit den einzelnen Theatern. Es stimmt einfach nicht, dass es keine Gesprächsbereitschaft gibt. Daher können wir diesem Antrag nicht zustimmen.

 

Zur Frage der Kunsthalle, die ja mit dem eigentlichen Theaterakt jetzt nichts zu tun hat, möchte ich nur sagen,

 

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