Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 102
Versicherungszeiten hat. Das, meine Damen und Herren,
ist moderne Sozialpolitik und das ist auch moderne Familienpolitik! (Beifall
bei der ÖVP. – GR Johann Driemer: Frau Kollegin, Reich und Arm ist
gleich?) Ich komme schon dazu.
Bei den Steuern. Das müsste man dem Kollegen Strobl
ins Stammbuch schreiben: Die Abgabenquote hat sich von 45,4 auf 41,7 gesenkt.
Das heißt, wir zahlen um 10 Prozent Steuern weniger als vorher und das
betrifft vor allem natürlich auch die Klein- und Mittelbetriebe.
Es ist bewiesen, dass viel passiert ist. Aber ich
weiß natürlich auch, dass in sieben Punkten neue Programme, neue Perspektiven,
neue Impulse gesetzt werden müssen. Gerade das Thema Arbeitslosigkeit ist eine
große Sorge und das muss uns allen eine große Sorge sein. Aber da hat nicht die
österreichische Politik versagt, denn im Vergleich – so zynisch das klingt –
haben wir in der EU immer noch die drittkleinste Rate. Das Problem ist, dass
der europäische Motor etwas stockt.
Die österreichische Wirtschaft ist einem sehr, sehr
starken Wettbewerbsdruck ausgesetzt, gerade im Vorjahr, im Jahr 2004, wo
10 Länder dazu gekommen sind. Das sind unglaublich viele Chancen und
Möglichkeiten, die man nützen kann, aber es bringt natürlich auch
Konkurrenzkampf. Die Welt der Wirtschaft ist vernetzt, ist schnelllebig und in
immer stärkerem Ausmaß globalisiert. Ich habe das schon einmal von dieser
Stelle aus gesagt: Man kann gegen die Globalisierung sein und man kann für
Globalisierung sein, aber die Globalisierung hat keine Telefonnummer, die
Globalisierung hat keine Adresse und die Globalisierung hat kein Büro, wo man
sich beschweren kann. Sie findet ganz einfach statt, ob man es will oder nicht.
Deswegen müssen wir auch alles tun, Frau Kollegin, damit die Wirtschaft die
Chancen und die Vorteile der Globalisierung nützen kann. (Beifall bei der
ÖVP.)
Durch vernünftige Veränderung wird Österreich zu
einem zukunftsfähigen Wohlfahrtsstaat im 21. Jahrhundert. Damit, Frau
Kollegin, wird auch Armut bekämpft. (GRin
Martina LUDWIG: Womit? Mit der Globalisierung?) Hätten
Sie aufgepasst! Sie haben sich gerade darüber lustig gemacht und haben nicht
aufgepasst, ja! (GRin Martina LUDWIG: Globalisierung ist Gott gegeben, haben
Sie gesagt!)
Und nun zum Dringlichen Antrag der GRÜNEN. Der österreichische
Armutsbericht wurde zitiert, österreichweit 13,2 Prozent armutsgefährdet,
in Wien sind 14,9 Prozent, man kann sagen, fast 15 Prozent, davon
betroffen. 240 000 haben weniger als 785 EUR im Monat.
Armut ist Stress. Armut macht krank. Armut macht
einsam. Armut nimmt Zukunft. Das ist bekannt und daher ist es unverständlich,
dass die frühere Sozialstadträtin Laska nicht bereit war – und die Frau
Kollegin Jerusalem hat es erwähnt – und Sie auch nicht bereit waren
zuzustimmen, dass ein Armutsbericht erstellt wird, obwohl man weiß, dass man
die Grundlagen braucht, um konstruktiv kommunale Sozialpolitik betreiben zu
können. Daher unterstützen wir selbstverständlich den Dringlichen Antrag der
GRÜNEN.
Meine sehr geehrten Damen und Herren der
Alleinregierung! Sie könnten gestalten. Sie könnten soziale Wärme für
Armutsgefährdete ausstrahlen. Was tun Sie? Was tun Sie? (GRin Martina
LUDWIG: Österreich kann nichts tun, dass es so ist?) Wenn Sie zugehört
hätten, dann, bitte, verstehe ich Ihre Frage nicht. (GRin Martina LUDWIG:
Ich habe zugehört!) Wissen Sie, es gibt diesen Bericht. Vielleicht kennen
Sie ihn nicht, vielleicht reden Sie nicht, weil es Sie nicht interessiert. Mag
sein, aber es gibt ihn. Es gibt ihn alle zwei Jahre und in Wien, bitte, gibt es
einen Armutsbericht nicht! Oder können Sie mir bitte einen Armutsbericht
zeigen, den Wien gemacht hat? (GR Heinz-Christian Strache: Es gibt ja einen
Bundesbericht! – Beifall bei der
ÖVP.) Ich komme dann darauf zurück.
Schauen Sie, die Wiener Arbeiterkammer ist Ihnen ja
sicher nicht unbekannt und steht Ihnen sicher auch nahe und da gibt es eine
sehr, sehr gute Studie: „Städtestrategien gegen Armut und soziale Ausgrenzung“.
Ich werde Ihnen dann daraus einiges zitieren, wo Sie vielleicht darüber
nachdenken, wenn Sie schon nicht nachdenken wollen, wenn die Opposition
Vorschläge macht. Das ist ja so üblich bei Ihnen, wenn die Opposition einen
Vorschlag macht, dass Sie auf jeden Fall prinzipiell dagegen sind. (GR Heinz
Vettermann: Nein!) Vielleicht denken Sie darüber nach... (GRin Martina
LUDWIG: Die Frage war, ob Sie glauben, dass Wien etwas tun soll und der Bund
nicht!) Vielleicht denken Sie darüber nach, wenn Sie diesen Bericht lesen. (GRin
Martina LUDWIG: Und was tut der Bund? – Aufregung bei der SPÖ.) Ich habe
Ihnen gerade die ganzen Maßnahmen aufgezählt, was der Bund tut. (GRin
Martina LUDWIG: Kindergeld haben Sie gesagt!) Ja, Sie hören nur... Das ist
etwas, worauf Sie auch so reflexartig reagieren: Kindergeld, da werden Sie
sofort hellhörig!
Also was tun Sie? Sie erhöhen den
Sozialhilferichtsatz um 0,8 Prozent. Um 0,8 Prozent! (Aufregung
bei GRin Martina LUDWIG.) Noch dazu, wo in Wien - und das ist vorhin auch
schon gesagt worden - der Sozialhilferichtsatz am unteren Ende der Bundesländer
ist. (GRin Martina LUDWIG: Was hat eigentlich der Bund gemacht?) Was der
Bund gemacht hat, kann ich Ihnen gleich sagen. Da fordern Sie mich jetzt
heraus. Der Ausgleichszulagenrichtsatz für Verheiratete ist in den letzten
5 Jahren um 22 Prozent erhöht worden und zwar von 841 EUR auf
1 030 EUR. Bitte schauen Sie nach. Eigentlich sollten Sie es wissen, aber
wenn Sie es nicht wissen, dann schauen Sie nach. Das sind 22 Prozent! Und
Sie erhöhen die Sozialhilfe, die in Wien sowieso so niedrig ist, um
0,8 Prozent! (GRin Martina LUDWIG: Was hat der Bund beim
Heizkostenzuschuss gemacht?)
Aus diesem Grund bringen wir zur Existenz sichernden
Sozialhilfe in Wien einen Antrag ein, der sich im Großen und Ganzen auch mit
dem Antrag der Grünen Fraktion deckt. Ich glaube, deshalb brauche ich ihn auch
nicht zu verlesen.
Jetzt komme ich zum
Heizkostenzuschuss. Wir haben heuer einen besonders kalten und so wie es
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