Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 67
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Traditionell lehnen wir diese Subvention ab, und das
aus einem bestimmten Grund: Weil wir glauben, dass die Landwirtschaft in Wien
sich Besseres verdient hätte, als diese Förderungsform, die es hier gibt, und
weil sie vor allem den ökologischen Landbau nicht unterstützt, sondern einfach
die klassische Gießkanne ausgepackt hat und dort das Geld einfach verteilt.
Ohne Steuerungsmechanismen, wie es üblich ist.
Auch wenn das Öpul,
sozusagen die Förderungsform, wie Landwirtschaft in Österreich gefördert werden
soll, durchaus ökologische Maßnahmen einschließt, sind wir der Meinung, dass
das, was hier passiert, und zwar nicht nur hier in Wien, sondern in ganz
Österreich, einfach zu wenig ist für ökologischen Landbau. – Das ist das eine.
Das Zweite: Sowohl die ÖVP als auch die SPÖ haben
diese Post zum Anlass genommen, um irgendwie einen Beschlussantrag
einzubringen, und zu diesen beiden Beschlussanträgen möchte ich schon ganz
gerne Stellung nehmen, und zwar im Vorhinein, denn sonst muss ich dann im
Nachhinein wieder dazu sprechen.
Der Punkt ist ganz einfach: Beide Parteien machen
genau das, was sie uns heute vorexerziert haben und sagen. Die SPÖ sagt, der
Bund ist schuld und macht nichts, der Herr Bundesminister Pröll ist untätig.
Und die ÖVP macht es umgekehrt. Sie sagt: Die Stadt Wien macht nichts, ist
untätig. Wir selber haben das Pulver erfunden. Wenn man sich die beiden Formen
einmal anschaut und die fast gleichzeitig erschienene Statuserhebung der Stadt
Wien, die ja in Wirklichkeit die Stadt Wien nicht alleine gemacht hat, sondern
die durchaus gemeinsam mit dem Umweltbundesamt erstellt wurde, dann ist es
schon interessant, dass sowohl die Forderungen, die die Stadt Wien erhebt, als
auch jene, die eben jetzt von der ÖVP vorgebracht werden, eigentlich kombiniert
werden könnten. Deswegen auch kein eigener Antrag von uns.
Wir werden beiden Anträgen zustimmen, weil wir
glauben, dass in beiden Anträgen schlaue Forderungen enthalten sind. Aber wir
glauben zum Beispiel durchaus, dass die SPÖ genau nichts gemacht hat und die
ÖVP im Bund auch genau nichts gemacht hat. Beide hätten die Möglichkeit gehabt,
schon ganz, ganz lange verschiedene Forderungen zu erfüllen. (GR Godwin Schuster: Das hättest du dir
jetzt ersparen können!) Das hätte ich mir nicht sparen können, Godi,
sondern die beiden Anträge solltet ihr ein bisschen kombinieren, und dann
solltest du dir auch durchlesen, was ich mir durchgelesen habe. (GR Godwin Schuster: Ich auch!) Und das
lese ich dir jetzt vor, damit du dich besser auskennst.
In der Statuserhebung gibt es nämlich zwei Punkte,
und zwar heißt der eine "mögliche Maßnahmen in Wien", der andere
heißt "mögliche Maßnahmen in Österreich außerhalb Wiens und Maßnahmen auf
Bundesebene". Also schön aufgelistet werden da insgesamt auf zweieinhalb
Seiten Forderungen, die der Bund nicht erfüllt hat, und Forderungen, die die
Stadt Wien nicht durchgeführt hat. Und wenn man jetzt vergleicht, ist es ja
immer interessant, wie die selektive Wahrnehmung bei den Antragstellern und
Antragstellerinnen ist. Die ÖVP zum Beispiel verlangt von der Stadt Wien sechs
Dinge, die sie machen soll, und zwar:
Forderung des nachträglichen Einbaus von
Dieselfiltern. – Sehr gut. Das finden wir unterstützenswert. Aber, aber, aber,
aber das hätte der Bund ja machen können. Warum so eine mickrige Unterstützung
bei Partikelfiltern? Warum so Peanuts, wenn man so will, bei dem
Bonus-Malus-System?
Zweite Forderung: Die Einführung einer Freifahrt für
die Benützer der WIENER LINIEN im Falle einer außenordentlichen Überschreitung
der Feinstaubgrenzwerte. Ausgezeichnet. Frage: Warum ist euch das nicht schon
früher eingefallen? (Zwischenruf bei der ÖVP.) Nur so. Wäre ja einmal nett.
Es wäre auch interessant, ob euch das zum Beispiel in Graz, Innsbruck oder
sonst wo, wo die Schwarzen regieren, auch eingefallen ist. Ich glaube eher
nicht. Aber wir werden ja sehen.
Dritter Punkt: Freie Benützung von Park and
Ride-Anlagen – und da wird es jetzt schon interessant – im Falle einer
außerordentlichen Überschreitung von Fein-staubgrenzwerten.
Dann kommt: Gutschrift der Benützungsentgelte für
City-Bikes an Tagen, an denen die Feinstaubgrenzen überschritten werden. –
Klingt auch gut.
Dann die klassische Forderung der ÖVP:
Heizkesseltauschaktion, damit die Ölbrenner auch wieder ein bisschen was zu tun
kriegen.
Und letzter Punkt: Die Stadt Wien soll Messungen auf
Kinderaugenhöhe durchführen, um die direkte Betroffenheit dieser Personengruppe
exakt feststellen zu können. – Ausgezeichnete Forderung. Da stimmen wir auch
zu.
Nur, interessant ist schon, welche Forderungen des
Umweltbundesamtes und der MA 22 ausgelassen wurden. Sehr interessant!
Eine Forderung heißt Verkehrsbeschränkungen. Die hat
die ÖVP irgendwie nicht gefunden auf der Liste.
Oder zum Beispiel: Verringerung des Anteils von
technisch nicht einwandfreien Fahrzeugen im Straßenverkehr. Auch eine
Möglichkeit der Stadt Wien. Die hat die ÖVP auch nicht gefunden.
Oder: Straßenbauliche Maßnahmen in Verbindung mit
gezielten Ausblasungen und Filtermaßnahmen. Das hat sie auch nicht gefunden.
Oder: Systembezogene Maßnahmen zur Verringerung der
Verkehrsleistung auf der Straße. Das ist der ÖVP auch nicht aufgefallen.
Oder: Konsequente Raumordnung über kompakte
Siedlungsstrukturen. Ist der ÖVP auch nicht aufgefallen.
Oder: Ausdehnung der Parkraumbewirtschaftung,
praktisch der Gottseibeiuns der ÖVP. Ist auch nicht aufgefallen. Nebenbei
übrigens der SPÖ auch nicht.
Und das Letzte möchte ich noch sagen: Strategische
Umweltprüfung bei den Planungen des Generalverkehrsplans für hochrangige
Straßen. Den hat ja die ÖVP erstellt, der ist ihr ganz sicher nicht eingefallen
dabei.
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