Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 85
Das ist richtig. Aber wenn die SPÖ
so weitertut wie sie jetzt tut, wird das nicht lange so bleiben. (GR
Christian Oxonitsch: Das sagt ihr seit 1998, und seit 1998 liegen wir dort!) Na ja, man soll sich nicht auf den
Lorbeeren der letzten sechs oder sieben Jahre ausruhen, Kollege Oxonitsch, man
kann in einem Jahrzehnt auch klüger werden, und das spreche ich auch Ihnen zu.
Vor allem geht es darum, dass diese Grün- und Ruheräume immer weniger werden,
und die Menschen, die dort wohnen, merken das. Ihr habt sie dort angesiedelt
und habt gesagt: Kommt, zieht an den Stadtrand. Dort ist alles grün, dort ist
es wunderbar, dort ist es ruhig, dort kann man herrlich wohnen. Und kaum wohnen
die dort, betoniert man auf der Wiese gegenüber, die man zuerst beworben hat im
Katalog, den nächsten Wohnungsbau hin. Man sagt, jetzt ist es wurscht, ob ihr
dort den Nachbarn ins Schlafzimmer oder in die Küche hineinschaut, ist uns
egal, jetzt wohnt ihr schon dort draußen, jetzt habt ihr eure letzte Marie
hergegeben für unsere Genossenschaft, jetzt sollt ihr weiterhin dort wohnen.
Doch die Menschen werden sich das
nicht mehr gefallen lassen, Kollege Oxonitsch, und deswegen haben mehrere
Tausend diese Bürgerinitiative gegen die Entwicklung dieses Viertels zwischen
Gerasdorfer Straße, Stammersdorfer Straße und Ruthnergasse, die so genannten
großen Allißengründe, unterschrieben, haben ihr Votum abgegeben und sind
dagegen. Da sind auch viele Sozialdemokraten dabei, und daran wird auch die SPÖ
nicht vorbeikommen.
Und was ist noch schlecht an der
Frage, das dorthin auf die grüne Wiese zu stellen. Schlecht ist, dass dort
natürlich überall – und wir wissen das – die Infrastruktur fehlt. In
Floridsdorf, konkret in dem Teil, um den es geht, gibt es bis heute nicht
einmal überall einen Kanal. Als ich 1996 in den Bezirksrat in Floridsdorf
gekommen bin, hat uns der Bezirksvorsteher versprochen, das wird noch in dieser
Periode erledigt, und heute, viele Jahre später – neun, um konkret zu sein –,
gibt es noch immer keine durchgehende Versorgung mit Kanal in ganz Floridsdorf.
Das schafft die SPÖ-Stadtregierung nicht, in einem Wiener Gemeindebezirk eine
durchgehende Kanalisation zu errichten, aber sie ist der Meinung, eine Straße
bauen zu müssen, die B232, die, wenn wir das steirisch ausdrücken, unnötig wie
ein Kropf ist, die niemand braucht, eine Verbindungsstraße, die niemand
braucht. Sie dient einem einzigen Zweck, den man heute nicht sagen will,
nämlich dort zusätzliche Wohneinheiten zu errichten, zusätzliche Menschen
hinzubringen, ohne Infrastruktur, ohne Schule, ohne Kanal, ohne hochrangige
Verkehrsmittel, denn die U-Bahn-Station, die Endstelle der U6 wird es auch
nicht geben da draußen.
Und warum? Der Kollege Reiter – er
spricht ja heute noch – hat gemeinsam mit dem Bezirksvorsteher des
21. Wiener Gemeindebezirkes in den letzten Jahren mehrfach in allen
Bezirksmedien zum Besten gegeben, dass die U6-Endstelle sicher beim Rendezvousberg
in Stammersdorf kommt, und zwar spätestens im Jahr 2012, und spätestens im Jahr
2009 – vor kurzem habt ihr 2006 gesagt, jetzt seid ihr schon bei 2009 – wird zu
planen, zu bauen begonnen. In der letzten Anfragebeantwortung des Herrn
Stadtrates sagt er, nichts da!, Schnecken!, 2016 ist frühester Baubeginn. Das
ist nicht meine Aussage, sondern die von StR Schicker. 2016 ist frühester
Baubeginn für die Verlängerung der U6.
Lieber Kollege Reiter, dein Wort und
das vom Kollegen Lehner zählen leider nichts. Ihr habt den Floridsdorfern etwas
ganz anderes versprochen, davon wollt ihr aber jetzt nichts mehr hören, du
wirst es jedoch gemeinsam mit dem Lehner zu erklären haben.
Damit das alles ein wenig
plastischer wird – denn diesen Antrag kann man durchlesen und sympathisch
finden; da wird das alles wunderbar beschrieben, wie schön es dort ist, aber
keiner kann sich das vorstellen, und ich gehe davon aus, dass auch der Herr
Stadtrat noch nicht oft dort war, vielleicht noch gar nie dort war, um sich selbst
anzusehen, wie das dort ist, was man so lapidar als Straßenzug B232 bezeichnet,
der dort hinkommen soll –, habe ich heute in der Früh – damit es nicht heißt,
die Aufnahmen sind gestellt oder sonst was; man kann das nachsehen – zwei Fotos
gemacht.
Das ist der Blick nach Norden (Der Redner hält ein Foto in die Höhe.),
da sieht man dieses kleine Siedlung, bei den Anrainern dort auch
Legohaus-Siedlung genannt, weil die Häuser so knapp nebeneinander stehen. Man
hat alle dort angesiedelt und hat gesagt: Burschen und Mädel, da ist es super,
da ist es grün, da könnt ihr in Ruhe leben. Und genau da entlang, wo heute die
Autos parken und die Leute direkt daneben wohnen, soll die B232 kommen, eine
Verbindungsstraße, die niemand braucht. Die Wiese – von mir aus gesehen jetzt
rechts davon, wie auch immer Sie das sehen wollen –, die wird in absehbarer
Zeit zubetoniert. Das Feld brauchen wir nicht mehr. Dorthin kommt die nächste
Siedlung.
Und das ist die Sicht nach Süden. (Der Redner hält ein weiteres Foto in die Höhe.)
In einem Abstand von mehreren Kilometern Entfernung sieht man die ersten Häuser
und eine ganz kleine schmale Zeile von ehemals EKl, ganzjähriges Wohnen, jetzt
sogar Einfamilienhäuser von Leuten, die dort schon ewig wohnen. Und da soll der
berühmte Verbindungsbach kommen zwischen dem Marchfeldkanal und der Oberen
Alten Donau. Das ist ein uralter Plan, niemand glaubt, dass der wirklich
realisiert werden soll, niemand weiß, wie groß der Grünstreifen sein wird,
dieser Grünkeil, der dort angelegt werden soll. Das sagt uns der Plan alles
nicht, er sagt uns nur, dass eine Straße kommen soll, die – ich wiederhole mich
– niemand braucht.
Herr Stadtrat, das ist halt das
Problem, denn in Ihrem letzten Plan, den Sie uns vorgestellt haben im Step 05 und davor, da waren solche
Wiesen, wie ich sie dargestellt habe, in ganz kleinen Bildern. Und das ist der
Unterschied. So schaut es heute aus (Der
Redner hält die Fotos noch einmal in die Höhe.), und wenn Sie weiter
Stadtrat bleiben und diese Politik machen, dann werden diese Wiesen so klein
werden, wie sie in Ihrer Broschüre drinnen sind, nämlich ein Zehntel davon. Das
ist das, was übrig bleibt, wenn Sie Ihre Betoniererpolitik fortsetzten.
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