Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 85
weder dass zu wenig Leute kommen noch dass er finanziell
besondere Probleme hätte.
Es ist eine der attraktivsten Sportarten, um nicht zu
sagen, die attraktivste Sportart in Österreich. Daher ist es nicht
verständlich, überhaupt nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet für einen
Sport, der auch noch sehr viel Geld aus der Privatwirtschaft lukriert, sehr
viel Geld durch die öffentlichen Übertragungsrechte medial bekommt, die
50 Prozent des Sportgroschens refundiert werden und dieses Geld, immerhin
135 000 EUR, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann dem
Breitensport, jenen Orchideensportarten, die nicht ganz so glücklich sind, dass
sie medial im Vordergrund stehen und daher Sponsoren suchen, entzogen wird. Das
wollen wir in dieser Form nicht.
Wir werden daher morgen, weil es sich um ein
Landesgesetz handelt, einen entsprechenden Antrag einbringen. Ich darf es aber
heute schon an dieser Stelle erwähnen und in diesem Zusammenhang einen Antrag
für heute einbringen, weil es unter anderem auch darum geht, dass derzeit noch
vorgeschrieben ist, wie diese Mittel aus dem Sportfonds, diese
Sportförderungsbeitragsmittel, zu verwenden sind. Das sind nämlich 50 Prozent
für die Sportplatzerhaltung und die restlichen 50 Prozent für den Spitzen-
und Breitensport; es ist genau vorgeschrieben, wie die Verbände das Geld
einsetzen müssen. Viel Autonomie bleibt da wirklich nicht. Das Hauptproblem, meine
Damen und Herren, ist, dass mit diesem wenigen Geld, das hier über diese Ebene
zur Verteilung gelangt, eine Sportplatzerhaltung überhaupt nicht sinnvoll
bewerkstelligt werden kann. Das macht schlichtweg keinen Sinn. Das könnte
sicherlich besser und anders verwendet werden.
Wir glauben auch, dass eine verpflichtende Abrechnung
reicht, so wie sie vorgesehen ist, die genaue Kriterien vorgibt, wie die
Förderungsmittel zu verwenden sind. Das muss vollkommen reichen und das soll in
die Autonomie des jeweiligen Verbands übergehen, wie diese
Sportförderungsmittel zu verwenden sind.
Ich darf Ihnen daher einen Antrag vorlesen, den mein
Kollege Aigner und ich hier einbringen:
„Auf Grund der Neuregelung der Mittelverteilung des Sportförderungsbeitrages
wird die derzeit geltende Fassung, wonach jeweils 50 Prozent zur
Sportplatzerhaltung und weitere 50 Prozent für die Vereinsförderung
verwendet werden müssen, aufgehoben. Der Betrag steht den Fachverbänden und dem
Wiener Fußballverband auf Basis der grundsätzlichen Abrechnungsmodalitäten zur
freien Verfügung. Die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information
und Sport wird aufgefordert, eine entsprechende Überarbeitung der
Verwendungsvorgaben bei der Vergabe des Sportförderungsbeitrages zu
veranlassen.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrags an den Ausschuss der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und
Sport beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, der Sport ist zweifelsohne
ein Teil der Freizeitgestaltung und daher wahrscheinlich auch zunehmend ein
Partner der Schulen. Es gibt mittlerweile viele Projekte. Das heißt, wenn wir
davon ausgehen, dass es in Zukunft ganz sicher in Wien neben den bereits 135
von mir genannten Standorten im Pflichtschulbereich hoffentlich viel mehr
weitere solche ganztägige Schulformen geben wird und geben wird müssen, macht
es Sinn, solche Kooperationen mit dem Sport vorweg und sinnvoll ins Auge zu
fassen. Hier geschieht einiges. Die Fachverbände sind hier sehr rührig. Es gibt
viele Projekte. Als einer, der selbst der Union angehört und dort mitarbeitet,
darf ich das Projekt "LEBE" empfehlen.
Es macht aber nur Sinn, meine Damen und Herren, wenn
man auch weiß, in welche Zukunft der Sport planen kann. Ich glaube daher, dass
es notwendig wäre, dass wir auch für die Pflichtschulen in Wien eine Erhebung
durchführen, wie ganztägige Schulformen umgesetzt werden können. Wir wissen,
das wird nicht an jedem einzelnen Standort möglich sein, weil die räumlichen
Voraussetzungen möglicherweise nicht gegeben sind, aber es gibt keine
Erhebungen dazu.
Wir werden daher einen weiteren Antrag einbringen.
Ich darf Ihnen diesen hiermit zur Kenntnis bringen:
„Die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend,
Information und Sport wird aufgefordert, den zusätzlichen Bedarf für die
Schaffung eines flächendeckenden Netzes an ganztägig geführten allgemein
bildenden Pflichtschulen in Wien erheben zu lassen. Basierend auf den
Ergebnissen der Erhebung möge die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend,
Information und Sport zur Schaffung eines flächendeckenden Netzes an ganztägig
geführten allgemein bildenden Pflichtschulen ein entsprechendes
Umsetzungskonzept vorlegen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung
des Antrags an den Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend,
Information und Sport.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, abschließend
noch eine Bitte an die Mehrheitsfraktion hier im Saale: Nehmen Sie sich ein
Herz, nutzen Sie die Chance für den Neubeginn! Ich sehe, der Klubobmann nickt
schon. Er ist offenbar mit diesem Appell zumindest emotional sehr
einverstanden. (GR Christian Oxonitsch:
Ich habe nicht Ihnen zugenickt!) Wir wollen, oder gemeinsam mit Ihnen, und
da bin ich mir sicher, dass auch die anderen Oppositionsparteien gern
mitmachen, sozusagen eine neue Epoche sicherstellen, eine neue Ära für den
Breitensport, der immerhin 75 Prozent des gesamten Sportbetriebs in Wien
abdeckt, schaffen. Es wird hoffentlich bald einen neuen Sportamtsleiter oder
eine Sportamtsleiterin geben. Wir sollten aber Rahmenbedingungen schaffen, die
vorweg die Möglichkeit bieten, den Verbänden, den Sportvereinen, dem Sportamt
eine möglichst hohe Autonomie für diesen Bereich zu geben, damit sie selbst vor
Ort entscheiden können, wo sie das Geld sinnvoll einsetzen und wir dann hier
politisch nur noch die Kontrolle haben, ob dieses Geld auch den Vorgaben
entsprechend ordentlich formal verwendet wurde.
In diesem Sinne hoffe ich auf eine
sportlich
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