Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 104
sie nicht aus, weil es das gute Recht des
Fragestellers ist, seine Frage so zu stellen, wie er meint.
Ich glaube, dass Wien einen ausgezeichneten Ruf hat
als internationale Sportstadt und diesen auch ungebrochen hat, was sich eben
nicht zuletzt darin niederschlägt, dass Sportgroßereignisse immer wieder auch
von internationalen Verbänden an Wien vergeben werden. Ich darf erinnern an die
nächste Großveranstaltung, die es geben wird, die Fußball-Europameisterschaft
2008, wo vor geraumer Zeit die Vorbereitungen dafür begonnen haben und ich
Ihnen garantieren kann, dass es 2008 keinen Bauplatz im Umfeld des Wiener
Stadions geben wird. Das kann ich Ihnen heute schon sagen, weil es nicht
zuletzt auch vor dem Hintergrund zu sehen ist, dass offensichtlich manche
Fußballfans – unter Anführungszeichen – etwas weniger friedlich sind als die Eishockeyfans,
wie wir sie jetzt gerade auch bei dieser A‑Gruppen-Weltmeisterschaft
erlebt haben. Aber generell gesehen, finde ich keinen Spaß daran, wenn man
nicht in einem optimalen Umfeld auch seine entsprechenden Sportveranstaltungen
und Sportgroßereignisse machen kann. Also aus meiner Sicht heraus gesehen,
haben wir einen ungebrochen großen Ruf. Natürlich hat auch die Konkurrenz sehr
viel Geld investiert, etwa auch in Stadien, seien es Eisstadien, wie etwa das
in Prag um 200 Millionen EUR, wenn ich darauf hinweisen darf, oder
das neue Stadion von Bayern-München, das demnächst eröffnet wird und ungefähr
dieselbe finanzielle Größenordnung aufweist. Das einzige Stadion, das neu
gebaut wird in Österreich zur Fußball‑Europameisterschaft 2008 wird
vergleichsweise dazu etwa 44 Millionen EUR kosten.
Es stellt sich für mich natürlich auch die Frage: Wer
hat denn eigentlich das Stadion in Graz gebaut? Das war ja auch nicht die
Steiermark oder die Stadt Graz, sondern das war der Bund als eine Art Abschlag
dafür, dass Graz und das Land Steiermark dann dieses Stadion auch übernommen
haben, weil ich völlig überzeugt davon bin, dass vor dem heutigen
Diskussionshintergrund kein Mensch ein neues Stadion mit 15 000
Sitzplätzen bauen würde. Also man hätte sich einiges an Diskussionen
möglicherweise um andere Stadionstandorte ersparen können dabei.
Also ich denke, wir haben einen guten Ruf, und
inter-national gesehen wird uns auch in Zukunft die Möglichkeit gegeben werden,
internationale Sportgroßveranstaltungen in Wien genießen zu können.
Was die Frage der Mehrzweckhalle betrifft, so bin ich
aus mehrfachen Gründen – ich habe das vorhin angedeutet – für diese
Mehrzweckhalle, wie der Name auch schon sagt, denn das eine ist der Sportteil
und der sportliche Teil dafür. Auch da ist es wichtig, dass man sich auf neue
Bereiche einstellt. Es waren immerhin doch über 350 000 Zuschauer in der
Eishockeysaison. Das waren so viel, wie überhaupt noch nie im österreichischen
Eishockeysport, und dem ist Rechnung zu tragen. Zum anderen aber ist es
natürlich auch für die Kongressentwicklung wichtig, ich sagte es.
Der Standort ist zu suchen. Hier bin ich offen, ich
sage das ganz offen. Für mich ist wesentlich dabei – ich habe das auch
öffentlich so kommuniziert – die Erreichbarkeit durch öffentliche und private
Verkehrsmittel. Das ist ein entscheidender Punkt. Das heißt, es muss einen
entsprechenden U-Bahn-Anschluss oder S-Bahn-Anschluss und einen entsprechenden
Anschluss auch für den Individualverkehr geben. Das ist das Wesentliche dabei.
Dass Rothneusiedl ins Gespräch gekommen ist, war
nicht mein Anliegen, das war das Anliegen von Magna, die ein Austria-Stadion
bauen wollen, wobei Stronach, wie ich höre und lese, ja auch Rapid dazu
eingeladen hat, durchaus eine Möglichkeit, weil in München schaffen sie es
auch, dass die Löwen und Bayern im selben Stadion spielen.
Interessant ist für die Stadt – ich will das gar
nicht verhehlen – das Umfeld eines derartigen Stadions mit
Entertainment-Center, Malls und Ähnlichem, weil sich hier zweifelsohne auch
eine gewisse Wettbewerbsdynamik mit der SCS entwickeln lässt. Das ist das Spannende
daran. Aber ob das Stadion nun tatsächlich dann auch an diesem Ort oder an
einem anderen gebaut wird, die Mehrzweckhalle an diesem Ort oder an einem anderen
gebaut wird, das ist mit Sicherheit noch eine Frage einer entsprechenden
Prüfung. Es gibt durchaus auch andere Orte, die diese Kriterien erfüllen. Und
um gleich auch eine Mär vorwegzunehmen: Ich habe nie davon gesprochen, dass es
nördlich der Donau sein muss, sondern das ist eine Frage der Zweckmäßigkeit des
Verkehrs.
Auf eines möchte ich noch hinweisen in dem Zusammenhang.
Wir haben gerade vorhin gesprochen, dass bei der Stadthalle eine Baustelle ist.
Das heißt, es wird dort etwas getan und es wird dort etwas gebaut. Nach dem
Fertigwerden dieses Umbaus ist die Wiener Stadthalle selbstverständlich
tauglich dafür, sowohl kulturelle Veranstaltungen, Musikveranstaltungen als
auch Sportveranstaltungen mit einem entsprechenden Umfeld, Stichwort Garage,
dort aufzunehmen. Ich sehe die Mehrzweckhalle, damit ich nicht missverstanden
werde, nicht als Alternative zur Stadthalle, sondern als eine notwendige
Ergänzung in unserer Stadt, also eine zusätzliche Halleneinrichtung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister.
Die nächste Zusatzfrage wird von Herrn GR Barnet
gestellt.
GR Günther Barnet (Bündnis Zukunft Wien – die Stadtpartei): Ebenfalls guten Morgen,
Herr Bürgermeister!
Es freut mich, dass Sie da so charmant die Frage der Mehrzweckhalle darstellen und auch, dass der Kollege Madejski heute einen Antrag einbringen wird mit seiner Fraktion. Wir haben das das letzte Mal schon getan im Zusammenhang mit der Eishockey-WM, weil es ja wirklich nichts besonders Neues ist, dass die Stadthalle erstens nicht überall am technischen Stand ist und zweitens alleine für diese Großstadt nicht mehr ausreicht. Wir freuen uns auch, dass Sie das gleich sehen, aber da
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