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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 104

 

Themen annehmen und sie aufnehmen und in ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Realität verwirklichen.

 

Das heißt, was wir in Wien hier bekommen werden, ist nicht die nochmalige hervorragende Aufführung von "La Clemenza di Tito" oder "Lucio Silla" – das haben wir ohnedies schon, das läuft ja bereits – oder anderes mehr, sondern was wir bekommen, ist die Auseinandersetzung von internationalen Künstlern in Bereichen des Films, in Bereichen der Musik, in Bereichen des Theaters, in Bereichen der Architektur, die die Mozart'schen Ideen der letzten drei Werke aufgreifen und versuchen, eigenständig zu realisieren, in ihrer Kunstsprache, in ihrem geographischen Umfeld, sodass wir in Wien am Ende des Jahres 2006, mit Ende des Mozartjahres, die Auseinandersetzung von Künstlern aus der ganzen Welt mit den Ideen Mozarts haben.

 

Wenn Sie wollen, ist das die reziproke oder die anders gelagerte Idee eines Mozartjahres: Nicht dass wir unsere Interpretationen von Mozart und den Werken von Mozart quasi in die Welt hinausschicken, sondern dass die Welt oder einzelne Künstler aus der ganzen Welt uns ihre Interpretationen von Mozart gewissermaßen nach Wien schicken. Damit haben wir im Grunde dann zwei verschiedene Herangehensweisen. Wir haben einerseits das, was wir im Theater an der Wien, was wir im Mozarthaus, was wir in anderen Stätten der Kunst und der Kultur in Wien verwirklichen werden, wo es Konzerte gibt, Opernaufführungen, Theater und dergleichen mehr, gewissermaßen von wienerischen oder heimischen Künstlern hauptsächlich gemacht, und das, was Künstler im Ausland heute mit den Ideen Mozarts anfangen.

 

Das kann natürlich sehr, sehr unterschiedlich sein. Ich glaube aber, dass es trotzdem spannend ist, diese Auseinandersetzung zu führen und sich das auch anzuschauen. Wenn Sie so wollen, sind es diese allgemeinen Begriffe wie Transformation, wie Magie, wie Wahrheit, wie Versöhnung – der Versöhnungsgedanke in den Spätwerken Mozarts ist ein ganz großer – und auch die Erinnerung. Ich glaube, dass das als Vorgabe für inter-nationale Künstler und die Frage, wie sie damit umgehen, eine sehr spannende Frage und eine sehr spannende Verwirklichung sein kann.

 

Das Ganze ist ein Werk in Ausführung, ein Work in Progress, ein prozesshaftes Arbeiten, also nicht etwas, wo ich gehe und jetzt ein Package von fünf Produktionen und noch vier Filmproduktionen kaufe und das sozusagen zwei Jahre vorher ins Internet stelle und damit ein fixes Programm habe. Wir machen es in diesem Fall ganz anders. Wir sagen, wir haben hier einen Verantwortlichen, der international ausgewiesen ist – das ist ja kein Scharlatan, der herumläuft, wo man dann sozusagen erschrecken oder warten muss, ob der was abliefert oder nicht –, und der entwickelt etwas mit Künstlern im Ausland, aber er ist dabei sehr stark auch hier bei uns vernetzt. Was mir besonders gefällt, ist, dass er vor allem auch mit Einrichtungen, die nicht die klassischen – unter Anführungszeichen – Hochkulturtempel sind, zusammenarbeitet, sondern dass er sich auch in den Bezirken sehr stark vernetzt, auch mit Institutionen vernetzt, die nicht notwendigerweise das elitäre Publikum anziehen, sodass wir im Grunde, sowohl was die Gesamtkonzeption als auch was die Konzeption in Wien anbelangt, vom Zentrum in die Peripherie gehen. Und das interessiert mich an dem Projekt, und ich glaube, das wird eine sehr spannende Geschichte.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Stadtrat. – Frau GRin Ringler stellt die nächste Zusatzfrage. – Bitte.

 

GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat! Ich glaube, es ist unbestritten, dass Peter Sellars ein sehr interessanter und spannender Künstler ist, und ich selbst freue mich auch schon sehr auf seine Produktionen und Arbeiten im nächsten Jahr.

 

Ich muss allerdings doch eine schnöde Frage nach dem Geld stellen. Wir haben im Kulturausschuss, als wir diesen Akt behandelt haben, auch über das vorliegende Budget gesprochen, und Sie haben uns damals zugesichert, dass Sie das doch etwas grobe Budget, wenn ich das so sagen darf, uns noch detaillierter zur Verfügung stellen werden, vor allem hinsichtlich eines Punktes, nämlich der Personalkosten. Hier werden in dem Budget etwa 20 Prozent der 10 Millionen EUR für Aufwand Personal, künstlerische Leitung verbucht. Das sind immerhin 1,72 Millionen EUR, eine nicht ganz unwesentliche Summe. Da aber auch für die Produktionen, also für die Opernproduktionen, für die Filmproduktionen et cetera, keine ganz kleinen Summen veranschlagt sind – also etwa in der Höhe von 3 Millionen EUR für die Musiktheaterproduktion und anderes mehr –, gehe ich davon aus, dass es sich hier nicht um künstlerische Honorare im eigentlichen Sinne handelt und auch nicht um Produktionshonorare im eigentlichen Sinne, sondern um die Gesamtabwicklung dieses Festivals.

 

Können Sie mir Details nennen, wie sich diese 1,72 Millionen EUR genau zusammensetzen und wie sich diese 20 Prozent Aufwand erklären lassen?

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Details kann ich Ihnen hier nicht nennen, aber die kann ich gerne nachreichen. Die 1,7 Millionen EUR Aufwand sind mit Sicherheit nicht die Personalkosten für das Festival, weil das extrem sparsam angelegt ist. Ich habe kaum noch ein Festival oder eine Organisation oder eine künstlerische Einrichtung gesehen, die im Grunde mit so wenig fixem Personal, mit Büro, mit einer so schlanken Struktur auskommt wie dieses Festival. Ich weiß, dass da natürlich auch die Kosten für Öffentlichkeitsarbeit und Ähnliches mehr drinnen sind, aber im Detail kann ich Ihnen das gerne nachreichen, weil ich die genauen Personalkosten von Subventionsnehmern oft nicht auswendig weiß. Aber ich kann das gerne nachschauen lassen und dann nachreichen.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Stadtrat. – Die abschließende Zusatzfrage: Frau Mag Unterreiner.

 

GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sie haben mir unterstellt, ich hätte Angst, dass hier Künstler aus dem Ausland in Wien tätig sein könnten. Das ist natürlich

 

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