Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 104
Oppositionsparteien in diesem Zusammenhang bereits gefallen sind, werden nicht nur dem vorliegenden Text nicht gerecht, sondern stellen auch eine Desavouierung der Arbeit und des Engagements zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Magistrats und der externen Experten dar. Und dagegen möchte ich mich an dieser Stelle entschieden verwahren!
Sehr geehrte Damen und Herren, der Stadtentwicklungsplan 2005
ist der abschließende Baustein in einer Reihe von Zukunftsprogrammen für Wien,
die in den vergangenen Jahren erarbeitet wurden. Ich erinnere an das
Klimaschutzprogramm, den Masterplan Verkehr 2003 und den Strategieplan.
Der 2003 beschlossene Master-plan Verkehr enthält beispielsweise in Abstimmung
mit der angestrebten Stadtentwicklung wesentliche Festlegungen und Ausbauprioritäten
bei hochrangigen Infrastrukturen wie U-Bahn, Straßenbahn und S-Bahn sowie bei
wichtigen Straßenverbindungen. Als weitere pro-grammatische Festlegung erfolgte
die Aktualisierung des Strategieplans für Wien im Jahr 2004. Dieser
Strategie-plan für Wien enthält 41 strategische Projekte und wurde im
vergangenen Jahr im Gemeinderat beschlossen, im Übrigen ganz zum Unterschied zum
Strategieplan 2000, den mein Vorgänger nie dem Gemeinderat zur Diskussion
vorgelegt hat.
Parallel und abgestimmt mit dem Strategieplan
erfolgte die Erstellung des Stadtentwicklungsplans, der die Ziele, Vorgaben und
Prioritäten des Strategieplans 2004 auf die Ebene der räumlichen
Stadtentwicklung konkretisiert. Nach einem intensiven Diskussionsprozess,
beginnend mit einer öffentlichen Fachdiskussion im Jahr 2002, wurde im
März 2004 der öffentliche Dialog mit der Bevölkerung in Bezirksveranstaltungen
eingeleitet. Begleitend dazu erfolgte eine Dokumentation aller Veranstaltungen
im Internet. Nach der Diskussion und dem Beschluss in der Stadtentwicklungskommission
im April dieses Jahres liegt der Entwurf des neuen Stadtentwicklungsplans nun
dem Gemeinderat vor. Der Stadtentwicklungsplan bedeutet aber nicht das Ende der
breiten Diskussion, sondern vielmehr den Auftrag zur Umsetzung und
Fortschreibung in einem partizipativen Prozess.
Generell war es von Beginn an ein Anliegen, den
Stadtentwicklungsplan einem breit angelegten Diskussionsprozess zu unterziehen.
Der STEP 05 ist somit nicht nur in enger Kooperation mit FachexpertInnen,
sondern stets auch in engem Dialog mit interessierten BürgerInnen erarbeitet
worden. Uns war es wichtig, den neuen Stadtentwicklungsplan in einem offenen
Diskurs über die Zukunft Wiens gemeinsam mit allen Interessierten zu
entwickeln. Ich denke, dass uns dies mit den zahlreichen Veranstaltungen und
Workshops, der Internetplattform und auch mit dem gestrigen internationalen
Fachsymposion bestens gelungen ist. Nach der Partizipation sind auch die
Grundsätze des so genannten Gender Mainstreamings, der Nachhaltigkeit und der
Diversity, die sich gleichsam als roter Faden durch den gesamten
Stadtentwicklungsplan ziehen, neu. Sie sind als Prinzipien für die Stadtentwicklungsplanung
festgeschrieben. Sowohl bei den Maßnahmen als auch bei den Umsetzungen wurden und
werden sie als selbstverständliche Prinzipien mitgedacht. Die Berücksichtigung
der unterschiedlichen Lebensumstände und Bedürfnisse der einzelnen
Bevölkerungsgruppen, Frauen und Männer, Jung und Alt, Menschen mit Behinderung,
MigrantInnen, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen, dass Wien
auch in Zukunft eine weltoffene, tolerante Stadt des Wissens und der Kultur und
nicht zuletzt eine Stadt mit hohem Umweltbewusstsein bleibt.
Sehr geehrte Damen und Herren, im Mai 2004 wurde
die Europäische Union um 10 Mitgliedsstaaten größer und Wien rückte damit noch stärker
ins Zentrum Europas. Die Erweiterung der Europäischen Union, aber auch künftige
demographische Entwicklungen bilden die Rahmenbedingungen, die im neuen
Stadtentwicklungs-plan ihren Niederschlag finden. Wien ist eine prosperierende
Stadt, die weiterwächst. Ausgehend von den Bevölkerungsprognosen sind wir daher
im neuen STEP von einer leichten Steigerung der EinwohnerInnenzahl ausgegangen.
Allen Schätzungen zu Folge können wir in den kommenden Jahren mit einem
Wachstum in einer Bandbreite von 70 000 bis 140 000 Einwohnern
rechnen.
Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ist auch für
eine soziale Ausgewogenheit im Angebot an Wohnraum Sorge zu tragen. Eine
Wohnbauleistung von rund 6 500 bis 7 000 neuen Wohnungen, von denen
6 000 wohn-baugefördert sein sollen, soll ein vielfältiges Angebot am
Wohnungsmarkt schaffen. Leistbares Wohnen durch ein Gleichgewicht zwischen
Angebot und Nachfrage, Stadterneuerung durch die Sanierung von
Gründerzeitvierteln, parallel zur notwendigen Neubautätigkeit, sowie stadt-strukturell
sinnvolle Mischnutzungen sollen zur weiteren Attraktivierung des Wohnstandorts
Wien beitragen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, unter dem Motto
"europäisch denken, regional handeln, Wien entwickeln" hat sich die
Stadtregierung mit dem Stadtentwicklungsplan 2005 auch das Ziel gesetzt,
den neuen Herausforderungen mit einem umfassenden Bündel an Maßnahmen zu
begegnen, um Wien als die Metropole im südlichen Zentraleuropa weiter zu
stärken. Die regionale Komponente, sowohl die Kooperation mit unseren
Nachbarbundesländern Niederösterreich und Burgenland als auch mit den östlichen
Nachbarstaaten innerhalb der Europäischen Union, dem so genannten CENTROPE,
spielt dabei eine zentrale Rolle. Erstmals endet ein Stadtentwicklungsplan
nicht an den Grenzen Wiens, sondern bezieht auch sein Umland sogar über die
Stadtgrenzen und Staatsgrenzen hinaus mit ein. Erstmals greift ein Stadtentwicklungsplan
die regionale Perspektive als Bestimmungsfaktor für die Entwicklung Wiens auf
und bezieht verstärkt das wirtschaftliche und infrastrukturelle Umfeld ein. Der
STEP 05 ist somit viel stärker als die vorangegangenen
Stadtentwicklungspläne auf die Außenbeziehungen und deren Einfluss auf die
innere Entwicklung der Stadt ausgerichtet.
Durch den bewusst weiteren Blick
über die Grenzen ist es uns erstmals gelungen, ein gemeinsames regionales
räumliches Leitbild mit Niederösterreich zu
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