«  1  »

 

Gemeinderat, 56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 104

 

ist. Da unterstütze ich, was der Herr Stadtrat gesagt hat. Also, wenn das ernst gemeint ist, was hier steht - und ich gehe einmal davon aus, dass es ernst gemeint ist – nämlich es auch dann gegen Begehrlichkeiten abzuwehren, darum geht es ja. Also, dass man für Grünraum und für Wald- und Wiesengürtel ist, da wird keiner Nein sagen. Konkret also, wenn einer daherkommt und sagt, aber da wollen wir ein ganz besonderes Projekt bauen, und das ist ganz besonders wichtig, und ich habe ganz besonders gute Beziehungen zur Wiener Sozialdemokratie, und deswegen muss man gerade dort, und im Ausgleich pflanzen wir ohnedies wo anders Bäume. Ja, wenn man diese Begehrlichkeiten abwehrt, da bin ich nicht nur positiv, dass das immer so funktioniert - das erlaube ich mir schon zu sagen -, dann ist das, was hier steht, ein Durchbruch.

 

Eine Siedlungsgrenze in bestimmten Bereichen festzuschreiben und zu sagen, jenseits ist es tabu, egal welcher Investor hier herkommt, international oder in Wien, dann ist das ein Durchbruch. Optimistisch, wie ich bin, gehe ich aber davon aus, dass es ernst gemeint ist, und wir werden daran erinnern.

 

Vernünftig finde ich auch - und da danke ich auch noch für die Änderung im letzten Moment vor ein, zwei Monaten -, dass nicht nur die großen Grünräume erwähnt und beschrieben sind, sondern auch die kleinen, dezentralen. Da bin ich mir schon nicht mehr ganz so sicher, wie das gemeint ist, weil immer dann, wenn im Grünbereich “Park“ steht, muss man ja bei der SPÖ aufpassen, weil sie lässt dort immer parken und blitzschnell wird dann dort eine Parkgarage geplant und erfunden. Leider müssen wir uns neue Begrifflichkeiten zwischen Park und parken erfinden, damit es hier zu Unterscheidungen kommt. Trotzdem, auf diese... (GR Karl Dampier: Darum heißt es ja so!) Nun, Parkgarage kommt nicht daher, dass Garagen unter Parks sind. Das ist eine unglückliche linguistische Schöpfung, die der deutschen Sprache inhärent ist, das ist die eigentliche Katastrophe. Glauben Sie mir, es gibt einen Unterschied zwischen Park und Parkgarage. Aber in Wien ist diese Symbiose geglückt, über die wir sehr traurig sind, dass es fast keine Parks mehr gibt, wo nicht geparkt wird.

 

Ich komme zu einem wesentlichen Bereich, wo es um Ausbaumaßnahmen geht. Man soll Grünraum und Freiraum nicht nur unter dem Motto Schutz und Erhaltung sehen, sondern auch unter dem Bereich Ausbau. Es gab einmal – also jetzt komme ich auch schon in die Jahre – Initiativen, wie das Planquadrat, wo man versucht hat, neue Freiräume, neue Grünräume im dichtbesiedelten Gebiet zu schaffen. Dieses Projekt gibt es heute noch, ich glaube, die wenigsten, die dort diesen Freiraum, diesen Grünraum, genießen, wissen, wie das eigentlich entstanden ist.

 

Da gab es eine einmalige Initiative, dass im dicht-besiedelten Gebiet etwas passiert. Ich sehe derartige Initiativen nicht mehr, und ich sehe auch nicht wirklich den Willen zu sagen, dass wir zwar - bei aller Wertschätzung der Größe von Donauinsel bis Wienerwald - diese haben, aber es nützt jemandem, der im 7., im 9., im 6., im 5., aber auch in den Kernbereichen sehr vieler anderer Bezirke lebt, nichts, dass es irgendwo einen Wienerwald gibt, sondern er will oder sie will den Freiraum im unmittelbaren Nahbereich. Ich empfehle, an Tagen wie heute durch die wenigen Parks in diesen Bereichen zu gehen und sich diese unglaubliche Übernutzung anzusehen, die nicht daran liegt, dass es zu viele Menschen gibt, sondern dass es zu wenig derartige Freiräume gibt.

 

Und natürlich kommt es da zu Nutzungskonkurrenzen. Ich gehe jetzt nicht auf die schrulligen Vorschläge der DNA-Tests für Hundescheiße ein, sondern ich will mich schlicht und einfach darauf begrenzen, wie kann man in diesen Bereichen weitere Freiräume schaffen, ist das überhaupt gewünscht, und mit welchen Instrumenten.

 

Und da sage ich wieder, das ist nicht leicht. Wesentliche zusätzliche Qualitäten sind nie leicht zu schaffen in der Stadtentwicklung, weil ein Hochhaus rechnet sich aus sich selber, Stichwort “Aufwertung der Grundstückskosten“, ein Park rechnet sich überhaupt nicht, ist höchst wenig lukrativ aus Kostengründen, sonst hätten wir viel mehr. Das muss finanziert werden, und Bauland rückwidmen, ist schwierig. Wo kann man also in diesen dichtbesiedelten Gebieten neue Freiräume entwickeln? Das wäre ein spannendes, ein wesentliches Thema.

 

Ich denke da zum Beispiel an Dachflächen von Garagen, von anderen Bereichen, ich denke da an die nächste Dimension, da sollte, da könnte, da müsste einiges Neues passieren.

 

Nicht lange will ich mich damit beschäftigen – denn das wird dann Kollege Maresch tun –, aber ich möchte nur noch abschließend eine Bemerkung über den Begriff aus dem Bereich der Zersiedelung machen. Mit gutem Grund jetzt, wie immer man zu einer Lobau-Autobahn und dem Verkehr stehen mag - dass wir das nicht für nicht sinnvoll erachten, ist bekannt und wir werden also weiter argumentieren -, mit gutem Grund wurde jedoch bei der Strategischen Umweltprüfung festgestellt, dass von der Stadtentwicklung her die außenliegende Variante die schlechteste ist. Es zieht die Stadt aus der Stadt hinaus. Genau diesen Weg geht man jetzt. Noch einmal, Kollege Maresch wird im Detail dann darauf eingehen. Hier baut man den weiteren Zersiedlungsdruck und bildet Ansiedelungsattraktivität für große Bürogebiete, ausgerechnet in Niederösterreich. Ich frage mich ja, warum die Wiener Kammer nicht viel lauter schreit. Als Wiener Kammer würde ich mich maßlos aufregen, weil hier ein unglaublicher Wettbewerbsvorteil nach Niederösterreich verlagert wird. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Wir brauchen dringend die Straße!) Wir brauchen dringend die Straße, sagt die Wiener Kammer. Das werde ich all denen sagen, die dann die großen Einkaufszentren in Niederösterreich sitzen haben, und die Geschäfte, Ihre Mitglieder im Kernbereich hier, massive Konkurrenz bekommen werden, nachdem es die Wiener Kammer auch verlangt hat. Das halte ich von der Stadtentwicklung her für einen Fehler.

 

Also abschließend, bei aller Wertschätzung eines

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular