Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 104
Pflegeombudsstelle. Dieser Antrag vom Pflegeombudsmann ist bereits beim Fond Soziales Wien gelandet. Ganz einfache Frage: Wird dieser Antrag positiv beschieden – ja oder nein? Es wurde eine groß angelegte Werbekampagne zugesagt. Wird es diese groß angelegte Werbekampagne geben – ja oder nein? Das sind ganz einfache Fragen. Der Wiener Bürgermeister hat letztes Jahr in der Untersuchungskommission am 13. Mai 2004, der ich beigewohnt habe, ziemlich klar und unmissverständlich angedeutet, nur wenn auf Bundesebene drei Pflegeanwälte eingerichtet werden – ist nicht passiert, schaut nicht so aus, als ob es passieren würde –, nur dann ist es vielleicht nicht notwendig. Ansonsten wird man versuchen, Herrn Dr Vogt auf eine rechtliche Basis zu stellen.
Bei der KURSANA hört es leider nicht auf, so wie es
nach Lainz nicht aufgehört hat. Die ganzen Berichte rund um die Pflegeheime in
der Stadt lassen nur einen Schluss zu für jemanden wie mich: Eines darfst du nicht
werden in der Stadt, nämlich alt und krank. Das Letztere lässt sich leider bei
den meisten von uns nicht verhindern. Diese Achtbettzimmer in Lainz, wo es
leider auch über ein Jahrzehnt gedauert hat, dass die wenigstens dank
hartnäckiger grüner Politik verschwunden sind. Es gibt eine ganze Serie von
Beispielen, wo mir persönlich beim Durchlesen fast schlecht wird. Ich muss
jetzt nicht nur auf die KURSANA zurückkommen, die Beispiele haben wir gestern
und heute mehrfach gehört.
Allein die Vorstellung, dass man in ein Pflegeheim
geht, seinen Vater besuchen möchte, und man findet ihn erkaltet, weil schon
48 Stunden tot, und es ist niemandem aufgefallen. Das muss man sich einmal
bildlich vorstellen, wie es dem gegangen ist, der dort hingeht. Der geht dort
hin und glaubt, er besucht seinen Vater, und der ist nicht gerade gestorben vor
10 Minuten, wäre schlimm genug, sondern der ist kalt. Der ist zwei Tage
tot, und niemandem ist es aufgefallen. Man kriegt eine Gänsehaut dabei, wenn
man das liest.
Ein städtisches Geriatriezentrum, nicht genannt. Ganz
was Einfaches, nicht so dramatisch wie der Todesfall. Eine Mutter – also es
beschwert sich eine Tochter für die Mutter – hätte gerne gehabt, dass sie mit
anderen Bewohnerinnen des Pflegeheims unter anderem auf den Balkon gehen kann.
Es stehen noch ein paar andere Punkte da. Eine Kleinigkeit, würde man meinen.
Das Pflegepersonal reagiert nicht, da muss der Pflegeombudsmann eingeschaltet
werden. Jetzt funktioniert es. Es war aber notwendig, dass jemand eingeschaltet
werden konnte.
Es gibt einen Ehemann – wieder ein städtisches
Geriatriezentrum, nicht genannt –, einen Ehemann einer Pflegebedürftigen im
Wachkoma, er hat Probleme mit dem Personal, kann sich nicht arrangieren, möchte
eine Verlegung, funktioniert nicht, geht zum Pflegeombudsmann, es ist
eingeschritten worden, hat dann funktioniert.
Aber ich stelle mir vor, wie viele Leute sich diesen
Weg nicht trauen, wie viele Leute wirklich ein Problem haben, wo ihre Mütter
und ihre Väter im Spital liegen, die sich nicht so durchsetzen können wie die
Leute, die den Weg glücklicherweise gefunden haben.
Die Empfehlungen im Detail, personell. Im städtischen
Bereich wurde aufgrund der angespannten Personalsituation ein Personalpool
angeregt, um kurzfristige Engpässe auszugleichen. Per Dezember 2004 wurde
dieser Pool zwar zugesagt, jedoch noch nicht umgesetzt. Wieder banale Frage:
Wann ist es soweit, wie groß wird dieser gewünschte Personalpool sein?
Im ambulanten Bereich fehlt Personal ohne Ende. Für
die Gesundheits- und Sozialzentren wieder ein Vorschlag aus dem Bericht: Für
die Gesundheits- und Sozialzentren des FSW wurde ein Personalzuwachs von
1 bis 2 Pflegekräften je Zentrum angeregt. Banale Frage: Wird es eine,
zwei oder keine Person geben? Falls es nicht keine ist, wann eine oder zwei?
Es kommen noch ein paar strukturelle Vorschläge, auf
die ich jetzt nicht im Einzelnen eingehe. Immer wieder taucht in dem Bericht
"mehrfach" auf, und deswegen, finde ich, kann man es sich nicht so
einfach machen von Seiten der Stadtregierung und einfach darüber hinweggehen.
Immer wieder taucht auf, dies alles wäre durch Schaffung einer gesetzlichen
Grundlage für den Wiener Pflegeombudsmann viel leichter zu erhalten und würde
die Effizienz der Wiener Pflegeombudsstelle erheblich steigern.
Und jetzt hinüber zu den privaten Heimen, wo die
Probleme noch sehr, sehr viel stärker auftreten, also bei den städtischen
Heimen. Da kommt eines nach dem anderen. Diese umtriebige Arbeit umfasst den
Besuch von 53 von 79 privaten Heimen in Wien und Niederösterreich. Es steht zu
befürchten, dass in den anderen 26, das ist immerhin noch ein Drittel, die
Dinge auch nicht alle rosig sind.
Am schlimmsten war es offensichtlich von den bisher
bekannt gewordenen eben im KURSANA, und da ist jetzt mehrfach von der StRin
Brauner angedeutet worden, was nicht alles geschehen ist und was die MA 15
alles kontrolliert hat.
Aber auch das findet sich schon in dem Bericht. Ja,
es wurde kontrolliert, und ja, es wurden Vorschläge gemacht. Nur, die
Zusammenfassung lautet: Den bereits mehrmals erteilten diversen Auflagen der
MA 15 wird somit kurzfristig nachgekommen. Nachhaltig geschah allerdings
nichts. Es ist offensichtlich so, dass die KURSANA, das kann man dem Bericht
entnehmen, einen Pool an Personen hat, den sie rundum schickt. Beim ersten
Blick hat man das Gefühl: Hier sind mehr Personen zuständig. Und dann werden
die Personen abgezogen und woanders eingesetzt. Das ist aber keine dauerhafte
Lösung. (GR Rudolf Hundstorfer: Die KURSANA hat nur mehr ein Haus in der Ostregion!
Da sollten Sie sich erkundigen!) Ich zitiere ja nur den Bericht, der mir
vorliegt.
Und
das wirklich sehr Überraschende beim Haus Tivoli ist, dass ein Platz in dem
Heim 3 500 EUR monatlich kostet. Da zahlt jemand ein Vermögen dafür,
dass er so miserabel betreut wird. Es würde jemand, der sich das nicht lange
überlegt, sagen, das ist doch ganz logisch, das muss man schließen. Das liest
sich nicht anders. Es bleibt dann nichts anderes übrig bei den Personen, die
dieses Institut leiten. Wobei man ja jetzt wieder sagen
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