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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 101 von 104

 

diesjährigen Wiener Festwochen hat am Rathausplatz bei der Eröffnung begonnen. Es war ein ganz starker Abend von vier starken Frauen. Das war ein deutliches Signal auf eine andere Sicht des Gedenkjahres 2005, die Sicht auf die Frauen in diesem Gedenkjahr. Und obwohl das international nicht so Superstars waren, sind trotz Regens und trotz Kälte 40 000 Menschen auf dem Rathausplatz gewesen. Vor allem Ihnen von der Regierung kann ich sagen, ich hätte Ihnen wirklich aus ehrlicher Überzeugung nur halb so viele Besucher bei den Gedenkveranstaltungen im Oberen Belvedere gewünscht. Da waren es bestenfalls ein Viertel. Das ist eigentlich schade. Aber da sieht man nur den Erfolg der Wiener Festwochen, die trotz Regens und Kälte bei vier starken Musikerinnen 40 000 Menschen auf den Rathausplatz gebracht haben. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Eine weitere Erfolgsproduktion dieser letzten Tage verdient Erwähnung, die Produktion "Schutz vor der Zukunft" im Jugendstiltheater über die von den Nationalsozialisten grausam ermordeten Kinder vom Spiegelgrund. Diese Produktion hat zum Besten gehört, was diese Stadt in den letzten Jahren gesehen hat. Das war von einem ausländischen Regisseur, das muss man vielleicht erwähnen, vom Schweizer Christoph Marthaler, und der hat zu Recht vom "KURIER" dieser Tage die "Rose der Woche" bekommen. Der "KURIER" schreibt dazu: „Ein großer Theaterabend, der reales Entsetzen transportiert, eine Aufführung zwischen Aberwitz und Tragik, zwischen Schönheit und Grausamkeit, eine in dieser Form singuläre Leistung."

 

Das leisten die Wiener Festwochen. Das haben sie auch in den letzten Jahren geleistet, und daher ist es mehr als berechtigt, dass die Wiener Festwochen im Mozartjahr eine wichtige Rolle spielen. Die Wiener Festwochen haben das in den letzten Jahren bewiesen. Sie haben heuer mit "Lucio Silla" bereits die erste Produktion des Mozartjahres erfolgreich herausgebracht. Sie planen für das nächste Jahr weitere drei Mozart-Inszenierungen: Eine Neuinszenierung der "Zauberflöte" des jungen polnischen Regisseurs Krystian Lupa, eine "Cosi fan tutte" des französischen Meisterregisseurs Patrice Chéreau und eine Neuinszenierung des selten gespielten Mozartfragments "Zaide" im Jugendstiltheater in der Regie von Peter Sellars.

 

Da für das Musiktheater lange Vorlaufzeiten, planerisch und auch finanziell, notwendig sind, beschließen wir heute hier einen ersten Teilbetrag für die Festwochen des Jahres 2006 in der Höhe von 5 Millionen EUR, und das zu Recht.

 

Das, was die Kollegin Unterreiner hier zu später Stunde im Wiener Gemeinderat gesagt hat, verlangt einfach eine Replik. Es ist ungeheuerlich, was Kollegin Unterreiner über internationale Künstler gesagt hat. Offensichtlich geben Peymann, Jelinek, Pasterk und Scholten nichts mehr her, daher muss ein neues Feindbild her, und das neue Feindbild der Diffamierung durch die FPÖ ist Peter Sellars. Peter Sellars ist einer der bedeutendsten Regisseure und Festivalleiter, die es in unserer Zeit auf der ganzen Welt gibt. Es ist ein Glücksfall, dass er in Wien inszeniert und arbeitet, und man muss ihn wirklich verteidigen vor den plumpen und ungeheuerlichen Diffamierungen der Kollegin Unterreiner und der FPÖ. Ihm hier zu unterstellen, dass er sich persönlich bereichern will, das ist eine bodenlose Diffamierung, die wir auf das Entschiedenste zurückweisen müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Ebenso ungeheuerlich ist der Vorwurf, dass die Festwochen aus parteipolitischer Motivation 10 Millionen EUR Subvention bekommen. Es gibt keinen einzigen Beweis, dass die Wiener Festwochen irgendeine Nähe zur SPÖ in dieser Stadt hätten. Die sind ein völlig unabhängiges, hoch angesehenes Festival mit den größten Künstlern, die es in der Welt gibt, Stéphane Lissner, Stefanie Carp, Luc Bondy, Peter Sellars, und diese hoch geschätzten Persönlichkeiten der internationalen Kunstwelt brauchen sich nicht sagen zu lassen, dass sie in Wien deshalb arbeiten, weil sie eine Nähe zur SPÖ haben. Das ist eine Diffamierung, die ich auf das Entschiedenste zurückweisen muss.

 

Genauso gilt das für den Vorwurf der Erhöhung der Subvention. Die Erhöhung der Subvention der Wiener Festwochen wird nächstes Jahr deshalb notwendig, weil eben der Bund die Subvention für die Wiener Festwochen gekürzt hat und weil die Mieten im Theater an der Wien höher geworden sind.

 

Man muss auch zur Frage, warum Peter Sellers mit seinem Festival hier in Wien einen Teil des Mozartjahres gestaltet, einige Worte sagen, auch wenn ich glaube, dass es sinnlos ist, denn Andreas Mailath-Pokorny hat es heute in ausführlichster und brillanter Art und Weise in der Fragestunde gemacht. Entweder hört die Kollegin Unterreiner nicht zu oder sie versteht es nicht. Ich versuche es nochmals. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Ich verstehe es sehr gut!) Der zweite Teil des Antrages betrifft eine Umwidmung von einer bereits vom Gemeinderat im Jahr 2004 beschlossenen Subvention in der Höhe von 9,33 Millionen EUR von den Vereinigten Bühnen Wiens an die Wiener Festwochen für die Durchführung des Peter-Sellars-Festivals.

 

Es ist, wie gesagt, ein absoluter Glücksfall für diese Stadt Wien und für StR Mailath-Pokorny, dass es ihm gelungen ist, Peter Sellars – er ist einer der herausragendsten Regisseure und Festivalleiter unserer Zeit – für diesen Teil des Mozartjahres für Wien zu gewinnen. Es wurde dies möglich, weil es in Wien, im Gegensatz zu dem, was die FPÖ will, ein offenes, ein internationales, ein kulturelles Klima gibt, das es Menschen wie Peter Sellars und Luc Bondy ermöglicht, in Wien zu arbeiten (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Die haben ja keine Ahnung von Mozart, diese Leute!), und sie kommen deshalb nach Wien, weil die Wiener Festwochen eines der bedeutendsten Festivals der ganzen Welt ist und weil sie seit sieben Jahren hoch qualitative Arbeit abliefern. Dazu bekennen wir uns in dieser Stadt und daher beschließen wir hier auch Subventionen. (Beifall bei der SPÖ. – GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Die haben ja keine Ahnung! – Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny, an GRin Mag Heidemarie Unterreiner gerichtet: Schreien Sie mir

 

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