Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 136
arbeitslos ist, sondern schon die bessere Berufsausbildung fördern, wenn jemand noch einen Arbeitsplatz hat. PISA Plus ist ein Paradebeispiel für dieses Programm.
Zweitens: Eng mit dem AMS, mit der Bundeseinrichtung
zusammenarbeiten, also nicht in Konkurrenz treten, sondern einander ergänzen.
Drittens: Praxisorientierte, maßgeschneiderte
Programme anbieten. Ein Beispiel dafür ist etwa die Lösung des Problems der
zwölf Lehrlinge von der Grundig-Insolvenz. Die sind mittlerweile alle mit Hilfe
der WAFF-Programme in Lehrstellenprogrammen und haben bereits Arbeit gefunden.
Also das ist wirklich ein gutes Beispiel, wie man gute Beschäftigungspolitik
machen kann!
Viertens: Je mehr man auch den Unternehmern eine
Hilfestellung bietet, desto leichter ist es, jemandem zu einem Arbeitsplatz
oder zu einer Lehrstelle zu verhelfen. Die Programme des Personalfinders, des
Lehrstellenakquisiteurs, die Clustersofortprogramme, Informationsassistenz und
und und sind Beispiele dafür, wie das funktioniert und auch erfolgreich
funktioniert!
Der fünfte Punkt ist ganz einfach mehr Geld. 2004
standen dem WAFF 42 Millionen zur Verfügung, um 22 Prozent mehr
als 2003. 2005 sind es 51,5 Millionen, wiederum eine Steigerung
gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent! Nur ein Vergleich:
Wirtschaftsminister Bartenstein hat sich jüngst gerühmt, dass die Mittel der aktiven
Arbeitsmarktpolitik gegenüber dem Jahr 1999 um 22,6 Prozent gestiegen
sind. Wenn wir uns mit unserem Mitteleinsatz auf das Jahr 1999 beziehen,
dann bedeutet das eine Steigerung um 72 Prozent! Und hätte der
Wirtschaftsminister Bartenstein nur im selben Verhältnis wie die Stadt Wien die
Mittel für Beschäftigungs- und Ausbildungspolitik erhöht, dann gäbe es nach den
Berechnungen des AMS um 23 000 Arbeitslose in Österreich weniger! Ich kann
ihm nur empfehlen, dem österreichischen Modell das zu Grunde zu legen, was in
Wien längst entwickelt worden ist! (Beifall
bei der SPÖ.)
Seit August 2004 sind die Arbeitslosenzahlen in
Wien jeden Monat und zwar bereits zehn Mal in Folge zurückgegangen. (GR Dr
Matthias Tschirf: Das sind doch die Schulungen! Das ist ein Schmäh!) Im
Gegensatz dazu sind die österreichischen Arbeitslosenzahlen Monat für Monat
gestiegen! Auch Ende Mai war es so: Anstieg österreichweit um 2,1 Prozent,
Rückgang in Wien um 3,6 Prozent. (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist ein
Schmäh!) Die Langzeitarbeitslosigkeit ist im Jahresvergleich sogar um
67,5 Prozent zurückgegangen (GR Dr Matthias Tschirf: Das sind doch
Schulungen!), um zwei Drittel weniger Langzeitarbeitslose in Wien! Wien war
Ende Mai auch das einzige Bundesland, in dem auch die Frauenarbeitslosigkeit
zurückgegangen ist. Wien ist übrigens das einzige Bundesland mit einer
Frauenerwerbsquote von 79,3 Prozent, deutlich höher als der
österreichische Durchschnitt mit 62,9 Prozent.
Auf der anderen Seite ist die Anzahl der offenen
Stellen in Wien im Mai am stärksten gestiegen, im Jahresvergleich um
44 Prozent! Einiges an diesem "Wien ist anders"-Trend lässt sich
sicherlich erklären mit dem massiven Einsatz von (GR Dr Matthias Tschirf:
Schulungen!) Mitteln für Schulungen und Kursangebote. (GR Dr Matthias
Tschirf: Ja, das ist der Schmäh! Das ist der Schmäh! – Heiterkeit bei der ÖVP.)
Aber es lässt sich eben nicht alles damit erklären.
Tatsache ist (GR Dr Matthias Tschirf: Schulungen! Das ist die Realität! Ja!),
dass das Wirtschaftswachstum in Österreich deutlich unter der Marke geblieben
ist, die überhaupt zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führen kann, noch
dazu bei einem steigenden Arbeitnehmerangebot.
Es ist, meine sehr geehrten Damen und Herren, und es
passt sozusagen zu Ihrer Aufregung, einfach lächerlich, wenn im oppositionellen
Übereifer für Wien eine Sonderarbeitslosenstatistik verlangt wird. Während
nämlich sonst in ganz Österreich überall Personen, die in AMS-Schulungsprogrammen aufgenommen sind, in
der Arbeitslosenstatistik nicht aufscheinen, fordern Sie für Wien eine
Sonderzählung, wonach hier die in Schulung Befindlichen dazu gerechnet werden!
Offensichtlich ist es den Propagandisten dieser Sonderzählung völlig egal, dass
die Finanzierung von Ausbildung zwar nicht automatisch zu einem Arbeitsplatz
führt, aber sich natürlich die Chancen, Arbeit zu finden, wesentlich
verbessern. Ich glaube, dass das einer der Punkte ist, die uns grundsätzlich
unterscheidet. Wir sind bereit, dass man auch öffentliche Mittel dafür
einsetzt, um die Chancen von Arbeitslosen zu verbessern und wir sind nicht
bereit zu resignieren und zu sagen, wer arbeitslos ist, ist eh egal, da kann eh
nichts passieren, da setzen wir auch keine zusätzlichen Mittel ein. Das ist Ihr
Weg, der zu keinem Erfolg führen wird können!
Natürlich gehen nicht nur
Arbeitsplätze verloren, sondern es entstehen auch immer wieder neue,
beispielsweise durch die Technologieoffensive der Stadt oder durch die
Förderung der Creative Industries, durch die Förderungsprogramme des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds
für Klein- und Mittelunternehmungen oder durch die boomende Tourismus- und
Kongresswirtschaft. Also man kann durchaus sagen, dass nicht nur in der
Wirtschaft unmittelbar Arbeitsplätze entstehen, sondern dass Arbeitsplätze auch
mittelbar durch die Stadt geschaffen werden und so auch immer wieder neue
Betriebe in Wien entstehen. Die Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer hat
erst jüngst die hunderttausendste Betriebsgründung präsentiert und der
Wirtschaftsförderungsfonds hat ja für 2004 berichtet, dass 54 internationale
Betriebsansiedlungen stattgefunden haben.
Die
Zeitschrift “Stern“ titelt in der Ausgabe vom 9. Juni, die auch sehr gerne
von ÖVP-Politikern zitiert wird, folgend: „Wien wird zum Schreibtisch für
Osteuropa! Mehr als 300 internationale Konzerne steuern von Wien aus ihr
Osteuropageschäft. Henkel Austria ist ein Beispiel, wie hier in Wien ein
Subheadquarter für einen ost-europäischen Markt entstanden ist und hier wird
auch das osteuropäische Zentrallager angesiedelt werden. Die Verhandlungen
dafür sind ja bereits sehr weit gediehen. Electrolux Central und Eastern GmbH
ist ein weiteres Beispiel aus jüngerer Zeit. Der schwedische
Haushaltsgerätehersteller hat im Juni seinen Wiener Standort zur
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