Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 136
Bundesländern, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis von
guter Politik, aber auch das Ergebnis des Kampfes der SozialdemokratInnen auf
Seiten der Frauen. (Beifall bei der SPÖ.)
Mit dem Kindergeld - statt der Kindergarten-Milliarde
- ist es der Bundesregierung gelungen, die Frauen erfolgreich vom Arbeitsmarkt
zu verdrängen. Das bestätigen auch zahlreiche Studien.
Wien dagegen erweist sich dazu wieder als
Gegenmodell: Mit einer flächendeckenden Kinderbetreuung unterstützt Wien die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und - Sie haben das heute sicher ohnedies
schon von mir gehört: Ein Drittel der Eltern zahlt in Wien keinen Beitrag, ein
weiteres Drittel erhält Ermäßigungen, und dabei ist aber auch die
flächendeckende Versorgung geben, während das in anderen Bundesländern lange
nicht der Fall ist. Es sei hier nur etwa auf das Beispiel des Mittagessens
verwiesen: In Vorarlberg erhalten nur 6 Prozent der Kinder ein
Mittagessen, in Wien 85 Prozent. Und die Mittagsmenüs sind zu
50 Prozent biologisch.
Statt ein Gratis-Kindergartenjahr zu fordern, wie das
die ÖVP macht, setzt Wien auf Bildung im Kindergarten. (GR Mag Hilmar Kabas: Wir wollten zwei Jahre!) Ja, aber es ist auch
wichtig, die Qualität zu sehen! (GR Mag
Hilmar Kabas: Die gehört natürlich dazu!) Ja, und in anderen Bundesländern
zum Beispiel sind nicht ausgebildete PädagogInnen tätig, in den Kindergärten in
Wien hingegen gibt es nur ausgebildete PädagogInnen.
Wir haben neue Standards festgesetzt. Erst kürzlich
war eine große Konferenz. Die Standards der guten, qualitätvollen Betreuung hat
es immer gegeben (GR Robert Parzer: Aber
jetzt erst...!) - jetzt noch einmal festgelegt: Lernen, Spiel und Spaß,
Kommunikation und soziale Kompetenz als wichtige Basiskompetenz zu erreichen.
Ich denke - und wir haben heute auch schon von
Bildung gesprochen -, dass Bildung schon in den ersten Lebensjahren wichtig ist
und dass da Weichen fürs Leben gestellt werden. Vor allem ermöglicht aber
Bildung, bessere Bildung dann später auch bessere Berufschancen. Wir haben die
Pflichtschulen modernisiert und haben in den letzten 10°Jahren rund
1,3 Milliarden EUR investiert. Wir haben alle Schulen mit Computer
und Internet ausgestattet. Wir haben Englisch ab der ersten Schulklasse, also
es geht auch um die Fremdsprachen; es könnten sicher noch mehr Fremdsprachen
werden.
Wir haben leider die 700 zusätzlichen
LehrerInnen, die wir in den 90er Jahren gehabt haben, durch die Politik des
Bundes verloren, und damit können wir den Kindern, die Lernschwächen oder
Sprachdefizite haben, nicht mehr so helfen, wie wir es früher getan haben.
Aber wir haben im Gegensatz zur Einführung der
Studiengebühren des Bundes die StudentInnenfreifahrt einführt, und ich denke,
auch das ist ein wichtiger Beitrag, um als Universitätsstadt den jungen
Menschen das Leben leichter zu machen.
Wir fördern die Fachhochschulen. Es gibt schon ein
Viertel aller österreichischen Fachhochschulplätze in Wien, und ich finde das
auch gut so.
Auch die neue Hauptbücherei leistet natürlich für die
Bildungsarbeit in Wien einen sehr wichtigen Beitrag.
Wien gibt für Erwachsenenbildungseinrichtungen - da
hören Sie bitte auch gut zu! - doppelt so viel aus wie der Bund für ganz
Österreich.
Ich denke, Bildung und Wissen sind heute die
wahrscheinlich wichtigsten Grundlagen für Arbeit, Wertschöpfung und zur
Erreichung persönlicher Lebensziele. Die Förderung von Bildung und Ausbildung -
und das sind natürlich auch die Maßnahmen der Schulung im Arbeitsmarktbereich -
ist so wichtig wie schon lange nicht.
Wien soll natürlich auch den Ruf einer
Weltwissenschaftsstadt halten, und wir bemühen uns ja auch, Wien zu einem
Zentrum der naturwissenschaftlichen, technischen, geistigen und kulturellen
Intelligenz zu machen.
Laut Verfassung ist Bildung Sache des Bundes, doch
dort fehlen die nötigen Impulse und Investitionen. Die Bundesregierung spart
bei der Bildung. Das Ergebnis war, dass man Bauchweh bekam, als die PISA-Studie
veröffentlicht wurde. Erst dann wurden ganz schnell auch von der zuständigen
Ministerin plötzlich Krisenstäbe einberufen.
Zum Schluss vielleicht noch zu Wien als Stadt des Miteinanders: Dass
das Miteinander funktioniert, zeigt sich in vielen Bereichen. In der
Gesundheitspolitik gilt das Motto "Spitzenmedizin für alle", egal
welchen Alters oder welcher Herkunft, unabhängig vom Einkommen und sozialen
Status. Das können die Ordensspitäler mit Sicherheit nicht leisten, obwohl sie
in vielen Bereichen sicherlich gut qualifiziert sind.
In der Politik für die ältere Generation gilt der
Satz: "Solidarität mit Pflegebedürftigen." Wir haben ein Wohn- und
Pflegeheimgesetz, wir haben den Pflegeombudsmann eingeführt, wir haben in der
Geriatriekommission ein Maßnahmenkonzept "Lebenswertes Altern in
Wien" geschaffen, und vor allem flexible Modelle für spezielle Gruppen wie
Mehr-Generationen-Wohnen und Wohngemeinschaften. Natürlich können wir jetzt
nicht die Betten von Lainz auf die Straße stellen. Deshalb ist ja auch
versprochen worden, bis 2010 eine Modernisierung der Geriatriezentren in Wien
durchzuführen, und vieles andere mehr.
Das Miteinander von verschiedenen Kulturen, von
Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern war in Wien schon immer ein Ziel
der Stadtpolitik. Ich glaube, das ist Wien gut bekommen.
2002 hat sich ein Paradigmenwechsel zur Diversitäts-
und Gleichstellungspolitik vollzogen, und unter diesem Aspekt gilt es auch, das
gesamte Serviceangebot der Stadt allen BürgerInnen gleichermaßen zur Verfügung
zu stellen, und zwar auch muttersprachlich. Die Muttersprache ist ein ganz
wichtiges Gut, das die Menschen, die zu uns gekommen sind, auch nicht verlernen
sollen. Künftig sollen aber trotzdem 6 000 Menschen Deutschkurse im
Rahmen der Sprachoffensive neu zur Verfügung gestellt werden, und das ist uns
auch sehr, sehr wichtig.
Für die demokratiepolitischen
Maßnahmen in Wien haben wir, denke ich, auch eine Vorreiterrolle. Das
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