Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 136
behaupten die Vertreter der Oppositionsparteien im Wiener Rathaus, dass das immer noch alles übersozial ist.
Wir bieten in Wien Beschäftigung für 900 000 Menschen.
Kein anderes Bundesland hat so viele Arbeitsmöglichkeiten wie Wien! Damit
entschärfen wir natürlich auch das Arbeitslosenproblem der Bundesländer, denn
über 200 000 Menschen pendeln täglich aus anderen Bundesländern nach
Wien, weil sie zu Hause keine Arbeit finden. Und für Frauen sind die Chancen
auf Arbeit in Wien besser als in anderen Bundesländern, vielleicht auch, weil
in den letzten 10°Jahren mehr als 10 000 zusätzliche
Kinderbetreuungsplätze geschaffen wurden. Das ist, glaube ich, wirklich eine
ganz großartige Leistung! Wien ist auch das einzige Bundesland, das eine eigene
Arbeitnehmerförderung hat; das ist heute schon vom Herrn Vizebürgermeister
erwähnt worden.
Zu den Lehrlingen: Es ist einfach so, dass wir mehr
arbeitslose Jugendliche haben. Es ist auf jeden Fall jeder arbeitslose
Jugendliche einer zu viel. Aber wenn es dann so ist, dass die ÖBB, die gut
geführte Lehrwerkstätten hatten, jetzt nur mehr 54 Lehrlinge beschäftigen
möchten, dann muss das ja irgendwo aufgefangen werden! Wien tut sehr, sehr viel
dazu, und das ist eben auch das, was ich heute darstellen möchte: Dass Wien
einfach auch ein Gegenmodell zu dieser Politik der Bundesregierung ist. Die
Stadt Wien bildet in ihren Unternehmen 1 000 Lehrlinge in 37 Berufen
aus - der Bund dagegen nur 200. Und Wien hat durch die Verhandlungen des Herrn
Vizebürgermeisters auch erreicht, dass 1 000 zusätzliche Lehrgangsplätze
für Lehrstellensuchende zur Verfügung stehen.
Und wir unterstützen auch viele andere
Ausbildungsmaßnahmen. Um nur ein Beispiel zu nennen: "Jugend am Werk"
hat 1 250 Jugendliche in Beschäftigung, die vom AMS und vom WAFF
gefördert werden. Und bei den Jugendlichen mit Behinderung finanziert der FSW -
das weiß vielleicht gar niemand hier in diesem Haus – 110 Plätze bei Wien
Work mit 1,9 Millionen EUR.
Sie fördern eine Wirtschaftspolitik, die nur
Unternehmensgewinne erhöht, jedoch die Arbeitsplätze vernichtet. Sie
privatisieren Unternehmen ohne Rücksicht auf Arbeitsplätze und
Arbeitsbedingungen. Sie bauen Arbeitnehmerrechte und Gesundheitsleistungen ab
und nennen das "Reformen" - das ist ja auch sozusagen eine Tarnung,
was da betrieben wird. Sie erlassen Unternehmen immer mehr Steuern und
Sozialabgaben. Das Ergebnis: In Österreich gibt es Rekordgewinne, Rekordkurse
an der Börse - man hört auch nichts anderes mehr im Regierungsfunk als
Börsenberichte -, aber es gibt zugleich natürlich auch die Arbeitslosigkeit und
die Armut.
Die Bundesregierung hat sehr viele Sozialleistungen
gekürzt und damit auch einen Beitrag zur Armutsgefährdung und zur Armut in Österreich
geliefert. Da darf man eben auch von Seiten der GRÜNEN nicht darüber
hinwegsehen.
Wir müssen die Armut in Wien bekämpfen und tun das
auch. Es gilt auch heute - und wir haben ja auch alle das Volksbegehren
unterstützt -, den Sozialstaat wieder aufzubauen, nicht weiter abzubauen. Die
wachsende Armut zeigt natürlich auch, dass Österreich - und dafür ist auch die
Bundesregierung verantwortlich - auf dem falschen Weg ist. Es ist wirklich
unanständig, gerade bei den Schwächsten zu sparen. Und wenn Herr Khol jetzt
gerade bei den Mindestpensionisten um 15 oder 20 EUR feilscht, dann finde
ich das auch unanständig. Wir haben einen höheren Betrag beantragt, und ich
meine, man könnte auch sagen: Das ist so und das machen wir so!, aber hier wird
wirklich um jeden Euro gefeilscht.
Wien hat auf Grund all dieser Umstände die
Sozialhilfe verdoppeln müssen - das wollen wir ja nicht gar so gerne, nicht
wahr, denn Armut in der Mitte der Gesellschaft zu haben, ist nicht unser Ziel
-, und die steigenden Zahlen von Sozialhilfeempfängern sind natürlich auch
Ausdruck einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung.
Wien will aber nicht nur die Sozialhilfe auszahlen,
sondern auch den Menschen helfen, vor allem den Langzeitarbeitslosen, sich
wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Wir beteiligen uns an
EQUAL-Projekten, zum Beispiel "Ways to Work". Wir versuchen, mit
innovativen Arbeitsintegrationsprojekten vertreten zu sein, zum Beispiel
"Generation 19+" - das ist ein Projekt für Schul- und
LehrabbrecherInnen - oder "Spurwechsel", das sich mit den
SozialhilfebezieherInnen befassen wird, um sie in den ersten Arbeitsmarkt zu
integrieren. Das alles sind Maßnahmen, um eben gerade die Armut zu bekämpfen.
"Jobchance" ist ja sehr erfolgreich gelaufen: Hier ist es gelungen,
2 000 Personen auf den Einstieg ins Erwerbsleben vorzubereiten und
sie dabei auch zu unterstützen.
Die Sozialzentren in der Stadt Wien, die auch oft
kritisiert wurden - wegen der langen Wartezeiten -, haben sich also wirklich
gut bewährt und setzen auch inhaltliche Akzente im Bereich der Prävention und
Integration.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Frauenpolitik. Der
Slogan "Nur mehr ist mehr" hat Wien zu einer Stadt der Frauen
gemacht. Die aktive Frauenpolitik setzt Akzente im Vergleich zur nicht existenten
Frauenpolitik des Bundes - das wurde heute hier auch von Seiten der GRÜNEN
schon erwähnt. Wir haben die Frauenförderung verdoppelt, und mit
7,2 Millionen EUR gibt Wien doppelt so viel für Frauenförderung aus
wie der Bund für ganz Österreich. Hilfe für Frauen in Not, Mädchentelefon,
Frauenhaus - alles das wird ja sicher auch noch im Zuge der
Rechnungsabschlussdebatte besprochen werden.
Frauenpolitik ist aber weiter notwendig, denn Frauen
verdienen weniger als Männer, oft bei gleicher Position. Sie bekommen weniger
Pension, sie tragen die Hauptlast von Haushalt, Kindererziehung und Pflege
Angehöriger. Ich denke, auch hier ist es wichtig, die Eigenständigkeit von
Frauen zu unterstützen, und Männer müssen ihren Beitrag zum Zusammenleben
leisten. (Beifall bei der SPÖ.)
Die
qualitätvolle Kinderbetreuung in Wien macht es möglich, dass die Erwerbsquote
von Frauen 79 Prozent beträgt - im Vergleich dazu Österreich:
64 Prozent. Dass es den Frauen in Wien besser geht als in allen anderen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular