Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 136
dass die Regierung an allem schuld ist. (GR Godwin
Schuster: Das Koalitionsabkommen bleibt aufrecht! Was soll das?) Wir werden
Ihnen nicht den Schmäh durchgehen lassen, dass die Bundesregierung an allem in
Wien schuld ist. (GR Godwin Schuster: Haider muss auch...!))
Unser Bürgermeister will unbedingt im Herbst wählen. (GR
Rudolf Hundstorfer: Sie haben das Regierungsprogramm unterschrieben! - Rufe und
Gegenrufe zwischen GR Mag Hilmar Kabas und Gemeinderäten der SPÖ.) Der
Bürgermeister, Herr Klubobmann, will von seiner eigenen Bilanz ablenken, etwa
von seiner eigenen Bilanz beim Spitalskostenbeitrag. (GR Christian Oxonitsch, in Richtung GR Mag
Hilmar Kabas: ...Vorstandsbeschluss war das!)
Herr Klubobmann! Warum verzichtet man in anderen
Bundesländern auf diesen Spitalskostenbeitrag? Herr Klubobmann Oxonitsch, warum
kommt man in Kärnten, im Burgenland, aber auch in der Steiermark ohne diesen
Spitalskostenbeitrag aus? (GR Rudolf Hundstorfer: Weil man in Kärnten die
Kelag...!) Warum gibt es in anderen Bundesländern, Herr Hundstorfer, etwa in
Salzburg, wenigstens eine soziale Staffelung? Warum ist in Salzburg eine
soziale Staffelung möglich? (GR Godwin Schuster: Wie bei uns! Nur lesen muss
man!) Herr Schuster, in Salzburg sind Einkommen bis 1 200 EUR vom
Spitalskostenbeitrag befreit, also bis 17 000 ATS; in Wien sind
Einkommen bis 600 EUR befreit, also nur Sozialhilfeempfänger! (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Wir werden den Menschen daher zeigen, dass Sie kein
soziales Gewissen haben, wie Sie das immer von anderen verlangen. Herr Schuster
und Herr Hundstorfer, ich meine daher auch: Freuen Sie sich nicht zu früh über
Ihren Wahlsieg! (Beifall bei der FPÖ. - Heiterkeit bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es ist der Rechnungsabschluss
vor allem durch Verschleierung gekennzeichnet, durch Intransparenz. Dazu nenne
ich Ihnen ein paar Beispiele.
Das erste Beispiel für die Intransparenz: Diese
Debatte ist die erste, in der dieser Gemeinderat in die Sozialpolitik überhaupt
keinen Einblick mehr erhält. Durch die Ausgliederung des Fonds Soziales Wien können
wir keine Zahlen mehr vergleichen. Ich habe daher die zuständige Stadträtin
schriftlich um zusätzliches Zahlenmaterial gebeten, aber ich habe von Kollegin
Brauner bisher kein zusätzliches Zahlenmaterial bekommen.
Zweites Beispiel für Intransparenz: Da wird im
Rechnungsabschluss vermerkt, dass die Investitionen gesteigert werden konnten.
Der Kollege Strobl, der jetzt nicht da ist, hat sogar von einem
Investitionsrekord gesprochen. Aber man verschweigt, dass das nur durch die
Überrechnung der Bezirksbudgets so ist, weil eben die Bezirksbudgets im
Voranschlag fehlen und erst dann im Rechnungsabschluss übergerechnet werden.
Kollege Strobl verschweigt, dass, wenn man das bereinigt, die Investitionen im
Vollzug sogar gekürzt werden mussten, und zwar um 30 Millionen EUR
gekürzt werden mussten.
Drittes Beispiel für Schönfärberei:
Wirtschaftsförderung. Da verkündet der Vizebürgermeister die steigende
Wirtschaftsförderung. In Wahrheit ist es die Garagenförderung, die
Garagenförderung ist nämlich bei der Wirtschaftsförderung budgetiert. Der
Finanzstadtrat verschweigt uns, dass die Förderung für die Klein- und
Mittelbetriebe, um die es ja geht, um insgesamt 14 Millionen EUR gekürzt
werden musste.
Viertes Beispiel für die Verschleierung: Da macht der
Vizebürgermeister eine Pressekonferenz und verkündet stolz, dass er
600 Dienstposten eingespart hat. Er verkündet das als Erfolg. Aber, Herr
Vizebürgermeister, Sie haben dabei vergessen, dass im Vorjahr das
Konservatorium ausgegliedert worden ist, dass eben der Fonds Soziales Wien
ausgegliedert worden ist. Insgesamt 651 Dienstposten sind ausgegliedert worden,
und dann kommen Sie her und wollen uns diese Ausgliederungen auch noch als
Einsparung verkaufen! Herr Vizebürgermeister, ich meine daher, Sie sollten am
Schluss Ihrer Amtsperiode nicht mit immer neuen Tricks Schönfärberei betreiben.
Sie sollten die Größe haben, am Schluss dieser Amtsperiode diesem Gemeinderat
einmal reinen Wein einzuschenken.
Fünftes Beispiel für die Verschleierung: Da hat diese
sozialistische Fraktion doch tatsächlich behauptet, dass Wien ein Vorbild bei
der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist. Weil man sich die Wahrheit nicht
eingestehen will! Weil man sich nicht eingestehen will, dass man hier im
Kernbereich der sozialen Kompetenz, dass man hier im Kernbereich der
Sozialdemokratie eigentlich versagt hat.
Wie sieht denn die Wahrheit aus? Als Häupl im Jahr
2001 sein Amt angetreten hat, war Wien in der Bundesländerstatistik an
drittletzter Stelle. Hinter uns, schlechter als wir, war das Burgenland und
waren die Kärntner. Und wie sieht die Bilanz aus? Es hat uns dann Kärnten schon
im Jahr 2001 überholt, und im nächsten Jahr, 2002, hat uns sogar das Burgenland
als Ziel-2-Gebiet überholt. Seit diesem Jahr 2002 haben eben wir die rote
Laterne, seit diesem Jahr 2002 ist bei uns die Arbeitslosenrate am höchsten!
Die Bilanz dieser Legislaturperiode ist auch, dass
wir in Wien erstmals 10 Prozent Arbeitslosigkeit haben – 10 Prozent! Das ist
ein Wert, den man eigentlich noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten
hätte. Meine Damen und Herren, man nimmt diese Verschlechterung, diese
Schlusslichtposition einfach nicht zur Kenntnis. Herr GR Strobl hat heute etwa
in der Generaldebatte wieder gemeint, dass eine Trendwende erreicht werden
konnte, er hat festgestellt - und ich zitiere wörtlich -, dass die
Arbeitslosigkeit in Wien sinkt. Wie schaut denn die Realität aus?
Meine Damen und Herren! Das Arbeitsmarkservice Wien
erhält so viel an Bundesmittel wie nie zuvor. Waren es vor fünf Jahren, im Jahr
1999, also noch unter einem sozialistischen Bundeskanzler, erst 22 Prozent
der gesamten Bundesmittel, so fließen heute bereits 31 Prozent nach Wien. Das
AMS Wien kann natürlich, Gott sei Dank, mit diesen zusätzlichen Mitteln
zusätzliche Arbeitslose umschulen.
Aber, meine Damen und Herren, Herr Vizebürgermeister, wir
wissen doch alle, dass diese umgeschulten
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