Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 136
anbietet bei den Netztarifen, dass es insgesamt ein günstiges Angebot ist. Und dann ist gesagt worden: Ja aber, wir haben ja einen Gewinn von fast 100 Millionen EUR. Wie ist denn das? Ich weiß nicht, wer in der Bundesregierung zuständig ist – ich glaube, der Bartenstein, daher richte ich es eher an die ÖVP – für den Verbund. Der Verbund hat im letzten Jahr in seinem Bericht, ich glaube, über 328 Millionen EUR Gewinn ausgewiesen. Also dann reden wir einmal über die Gewinnspanne beim Verbund. Warum gibt denn der Verbund das nicht weiter, so wie Sie das gefordert haben? Warum sind Sie nicht in der Bundesregierung dafür eingetreten, dass der Bund die Senkungen ermöglicht?
Also das ist immer diese merkwürdige Situation, wobei
ich im Detail sicher dem, der sich wirklich dafür interessiert, erklären kann,
dass diese Gewinnausschüttung ja nur einen Bruchteil dessen ausgemacht hat,
weil sich hinter diesen Berechnungen ja auch etwas anderes verbirgt. Aber
letztlich muss ich sagen, das, was hier angerechnet wird für Wien Energie,
müsste im höheren Maße für den Verbund gelten.
Es ist hier auch vom Verkehrsdienstevertrag die Rede
gewesen. Ich möchte das auch durchaus aufgreifen. Wir werden selbstverständlich
als Vertragspartner der ÖBB unsere Rechte aus dem Vertrag wahrnehmen, was die
Qualität der Schnellbahn betrifft.
Ich gebe nur Folgendes zu bedenken: Wenn das von Frau
Dr Pilz so gemeint ist, dass für alles der Wiener Steuerzahler einspringt, dann
bin ich für diese Kooperation nicht zu haben. Denn gerade in einem Zeitpunkt,
wo sich derzeitig der Bund aus dem Bereich der öffentlichen Beförderung, des
öffentlichen Personennahverkehrs hinausbewegt, zu sagen, jawohl, alles, was der
Bund nicht zahlt, werden wir selbst einbringen, das werden wir nicht tun. Wir
verhandeln auf der Basis des bestehenden Vertrages, aber nicht auf der Basis
zusätzlicher Finanzierungen. (GRin Dr Sigrid Pilz: Sie sollen nur darauf
bestehen, dass der Vertrag eingehalten wird!)
Zur Frage der Pensionsreform, die auch hier mehrfach
mit einer Inbrunst als Vorwurf gegen die Stadt Wien vorgetragen worden ist: Es
trifft sich zufällig, dass gerade heute auch das Land Salzburg die
Pensionsreform beschlossen hat. Nicht so wie der Bund, sondern da ist deutlich
davon die Rede – ich zitiere: „Besserstellungen gäbe es unter anderem für
Frauen mit Teilzeit und Kinderbetreuungszeiten sowie bei Eltern behinderter
Kinder. Auch ein Modell der Altersteilzeit wird eingeführt."
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was ich
überhaupt nicht verstehe, ist, dass man sich erkühnt, eine Pensionsreform, die
zu massiven Beeinträchtigungen der Situation alter Menschen geführt hat,
erwiesenermaßen, selbst zu verteidigen. Die Bundesregierung wird schon dafür
die Rechnung präsentiert bekommen beim nächsten Wahltag. Aber dass man dann
einfach den Mut hat zu sagen, das ist der Benchmark, bei dem müssen alle
anderen nachziehen, wir machen unsere Pensionsanpassungen bei den
Bundesbeamten, und deswegen müssen dann alle anderen Länder gleichziehen, auch
wenn sie anderer Meinung sind, je nachdem, mit welchen Emotionen sie am Werk
sind, das ist eine Sauerei. Das verstehe ich überhaupt nicht. Also zu sagen,
weil ein Bundesland der Meinung ist, es hält diesen Maßstab der Pensionsreform
für nicht geeignet, das ist jemand, der Geld hinausgeschmissen hat und einfach
sozusagen nicht erspart hat, das verstehe ich nicht. Das verstehe ich insbesondere
dann nicht, wenn man bei dieser Diskussion beispielsweise, wie es auch hier
geschehen ist, zwar über Wien spricht, aber beispielsweise überhaupt kein Wort
verliert über Niederösterreich. (GR Dr Matthias Tschirf: Warum ist die
Pensionsreform in Salzburg besser?) In Niederösterreich weist der Herr
Finanzminister dem Landeshauptmann Pröll nach, dass er ein Vielfaches dessen
sozusagen einsparen könnte, wenn er die Pensionsreform vornimmt. Ich verstehe
es schon, wenn Sie Briefe schreiben, Kollege Tschirf, an die Magistratsbeamten.
Die werden das schon zu würdigen wissen, wenn Sie gleichzeitig das, was ihnen
als Pensionsreform in Wien als Vorteil dient, sozusagen wegnehmen wollen, das
verstehe ich schon.
An die Adresse Margulies möchte ich nur sagen: Frauen
in führenden Positionen. Ein gutes Beispiel dafür ist FemPower, eine Aktion des
ZIT und des Wirtschaftsförderungsfonds, und dabei möchte ich es hier bewenden
lassen.
Eine Bemerkung jetzt zur Amfortas-Wunde der ÖVP. Ich
meine damit den Kauf der CA durch die Bank Austria. Also das war im Jänner
1997, wo dieser Deal stattgefunden hat. Jetzt sind fast acht Jahre vergangen,
und noch immer ist dieser Kauf spürbar und merkbar nicht verschmerzt, denn
sonst hätte das aus keinem Anlass heraus gerade an führender Position in der
Generaldebatte der Klubobmann der Wiener ÖVP zur Sprache gebracht. Daher habe
ich mich ernsthaft mit dieser Frage zu beschäftigen versucht in dieser kurzen
Zeit und habe mir da einige Sachen herausgesucht.
Ich will nicht zu lange sein. Aber nachdem es hier
mehrfach Gegenstand von tatsächlichen Berichtigungen aller Art war, muss ich
schon darauf aufmerksam machen: Der zuständige Finanzminister war damals noch
Viktor Klima, also nicht Staribacher, wie das hier gesagt worden ist, sondern
war Viktor Klima. Und wenige Tage später war es dann Rudi Edlinger. Aber das
ist nicht das Entscheidende, sondern ich zitiere aus der APA von damals. Da
heißt es: „Um 2 Uhr derselben Nacht wurde ein spektakulärer koalitionärer
17°Punkte-Pakt unterschrieben."
Ein koalitionärer Pakt ist ein Pakt gewesen zwischen
der ÖVP und der SPÖ. Ich verstehe schon, dass sich die andere Parteien, die
GRÜNEN, die Freiheitlichen, die BZÖ, da gelassen zurücklehnen. Aber dass es die
ÖVP, der Wiener Klubobmann der ÖVP, als seine zentrale Aufgabe sieht, etwas
aufzugreifen, was damals Gegenstand eines spektakulären koalitionären
17-Punkte-Paktes war!
Und da heißt es weiter: „Einer der
Vertragspunkte besagte, die CA bleibt als selbstständiges Unternehmen für die
Dauer von fünf Jahren erhalten, ausgenommen Teilfunktionen, ein anderer sah den
schrittweisen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular