Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 136
aufgegriffen. Aber Aufgreifen ist zu wenig, Taten
müssen folgen! Und Frau StRin Brauner, da muss ich halt sagen, die Taten sind
weit und breit nicht zu sehen. Das ist deprimierend, meine Damen und Herren der
Sozialdemokratie, denn Ihre Schlafwagenpolitik ist unbeschreiblich. Ihr
Baustellenchaos im Sozial- und Gesundheitsbereich gleicht jenem auf der Straße.
Wenn man bedenkt, und das sage ich wieder, dass davon Bürgerinnen und Bürger
betroffen sind, Menschen, die vielleicht gar nicht mehr lange Zeit haben zu
leben und die durch Ihre Untätigkeit wenig oder keine Lebensqualität mehr haben,
dann muss ich Ihnen sagen, das ist nicht nur bedauerlich, sondern das ist ein
Skandal! (Beifall bei der ÖVP.)
Beispiele: 1989 hat es eine Spitalsreformkommission
gegeben. Dr Rieder hat 1990 ein 10-Punkte-Programm vorgelegt. Zilk und Rieder
haben ein Spitalsreformpapier präsentiert. 1993 ist das Programm “Hilfe im
hohen Alter“ abgesegnet worden. Bgm Häupl hat in der Untersuchungskommission
selbst zugegeben, dass nur 20 bis 25 Prozent davon realisiert wurden.
In der jüngeren Vergangenheit erwähne ich den Bericht
Wiener Pflegeheimplan, damals von StRin Pittermann und KAV in Auftrag gegeben,
wo penibel alle Mängel und alle Schwächen des Pflegebereichs dokumentiert
werden und auch Sanierungsmaßnahmen und Varianten samt Kosten präsentiert
werden. Das heißt, Pittermann und die KAV-Führung waren ganz genau informiert.
Sie haben über die skandalösen Zustände im Pflegebereich gewusst. Was ist
passiert? Nichts. Der Bericht ist in der Schublade verschwunden anstatt etwas
dagegen zu unternehmen, geschweige denn natürlich die Opposition zu
informieren.
Dann flog der Pflegeskandal auf und durch den Druck
der Medien und durch die Nachhaltigkeit der Oppositionsparteien hat der Herr
Bürgermeister endlich - es hat lange gedauert -, aber letztendlich begriffen:
Da ist Handlungsbedarf. Im Jahr 2004 startete die Wiener SPÖ Initiativen
zur Pflegereform. Zuerst einmal wurden die Köpfe ausgewechselt.
Meine Damen und Herren, Sie haben 16 Jahre
geschlafen. Sie haben Ihre Energie nicht in die Verbesserung gesetzt, sondern
Sie haben Ihre Energie dafür verwendet, immer wieder zu erklären, dass eh alles
richtig gemacht wird und dass eh alles bestens ist.
Nun gibt es ein Pflegeheimgesetz, auch wieder viele
Jahre gefordert und diskutiert, und auch das ist ein Negativbeispiel, dass in
der Alleinregierung in Wien tatsächliches alles im langsamsten Schlafwagentempo
abläuft. Wir haben es zwar jetzt nach vielen Jahren, das Gesetz hat lange
Übergangsfristen für bestehende Pflegeheime, aber nach wie vor haben wir diese
Pflegesilos und daher haben wir es auch abgelehnt.
Aber anstatt jetzt die Ärmel hochzukrempeln und zu
sagen, so, jetzt muss etwas geschehen, will die SPÖ in Wien nicht mehr
arbeiten. Sie haben die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Trotzdem lassen Sie
in dieser Woche das Stadtparlament auflösen, um im Herbst vorzeitige Wahlen
auszuschreiben. Statt zu arbeiten wird gewählt.
Wann geht man eigentlich in vorzeitige Neuwahlen? In
vorzeitige Neuwahlen geht man, wenn es Probleme mit einem Regierungspartner
gibt, wenn man die Probleme nicht mehr bewältigen kann oder man verliert sich
in taktischen Spielchen. Jedenfalls ist die Vorverlegung einer Wahl durch eine
absolute Mehrheit die Täuschung der Menschen und man tut damit auch der
Demokratie nichts Gutes.
Vorzeitige Wahlen, die mutwillig und in dem Fall
werden sie mutwillig vom Zaum gebrochen, sind Arbeitsverweigerung, kosten Geld
und belasten vor allem jene und jetzt sage ich wieder jene, das sind die
Kranken, das sind die Alten, das sind die Behinderten, das sind pflegebedürftige
Menschen, die unserer Hilfe bedürfen, denn sie verhindern Maßnahmen, die man
setzen könnte, weil Sie jetzt ja nicht arbeiten können, denn jetzt wird einmal
Wahlkampf gemacht. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich bedaure das grundsätzlich. Ich bedaure es aber
vor allem deshalb, weil es gerade im Sozial- und Gesundheitsbereich so viele
Baustellen gibt, die rasch saniert werden müssen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie präsentieren sich aber so wie es schon immer der
Fall war, behäbig, selbstzufrieden, von Demut keine Spur, mit einem Wort, die
Arroganz der Macht ist wieder sehr spürbar. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie verhalten sich so, als ob Sie Alleineigentümer
dieser Stadt wären. Meine Damen und Herren der SPÖ, ist Ihnen klar, dass bei
der Wahl am 25.3.2001 nicht einmal ein Drittel der Wahlberechtigten in Wien die
SPÖ gewählt hat? Trotzdem glauben Sie, die Stadt gehört Ihnen und verhalten
sich auch so. (Beifall bei der ÖVP. – GR Heinz Hufnagl: Der Herr Schüssel
ist mit noch viel weniger Stimmen gewählt worden!) Aber er verhält sich
anders. (Aufregung bei der SPÖ.) Er verhält sich bei weitem anders. (GR
Godwin Schuster: Anders wie die SPÖ auf jeden Fall! Stimmt hundertprozentig!)
Kommen wir zu den Baustellen, Herr Kollege Schuster.
Schauen Sie, Krankenanstaltenverbund. Still und leise ist für die Gemeinde Wien
durch den KAV ein Millionen-Euro-Grab entstanden. Es gibt hohe operative
Verluste, ein negatives Eigenkapital, bitte sehr, das muss man sich auf der
Zunge zergehen lassen. 2003 waren es 22 Millionen EUR, 2004 waren es bereits
201 Millionen EUR! Sie versuchen durch eine finanzielle Kunstbuchung
zu verschleiern, indem Sie nämlich Investitionszuschüsse im Bereich der
Eigenmittel ausweisen. Dadurch wollen Sie das verschleiern. Faktum ist, dem
Eigenkapital fehlen 201 Millionen EUR!
Es ist ein unglaublicher Sanierungsbedarf. Würde ein
größeres Unternehmen in der Privatwirtschaft ein derart hohes negatives
Eigenkapital ausweisen, dann müssten nach dem Unternehmensreorganisationsgesetz
raschest Maßnahmen gesetzt werden. Leiten die zuständigen Organe keine
Sanierung ein, haften sie mit ihrem Privatvermögen. Meine Damen und Herren, wie
ist das beim KAV?
Es kommt wahrscheinlich nicht von ungefähr und ich habe
sehr genau aufgepasst, dass der Herr VBgm Dr Rieder heute mit keinem einzigen
Satz den KAV genannt
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