Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 136
abzustreiten. Es wird endlich darangegangen, die Bäder auch mehrfach zu nutzen. Es gibt mehr Initiativen in Richtung Beachvolleyballplätze oder Sportplätze und mehr Initiativen, die auch länger offen zu lassen, aber da entstehen halt so Skurrilitäten wie im Höpflerbad. Dort hat zwar der Beachvolleyballplatz bis 22 Uhr offen, aber das Bad schließt um 20 Uhr. Getrennt sind die beiden Flächen durch einen sehr niedrigen Zaun, und ich bin schon gespannt, wann die ersten Menschen vom Beachvolleyballplatz dann nach 20 Uhr über diesen Zaun klettern werden, um in dieses Bad hineinzukommen.
Deswegen glauben wir, dass es Sinn macht, hier auch
über eine Erweiterung der Öffnungszeiten der öffentlichen Bäder nachzudenken,
denn es entspricht auch nicht mehr ganz dem Freizeitverhalten, dass man im
Sommer nur bis 19 oder 20 Uhr baden gehen kann, denn viele Menschen hören
um diese Zeit erst zu arbeiten auf.
Daher stellen die GRin Maria Ringler und ich
folgenden Antrag: Die zuständigen Stellen der Stadt Wien sollen veranlasst
werden, dass der Badeschluss in den Sommerbädern im Zeitraum von Mitte Juni bis
August ab der Badesaison 2006 auf 24 Uhr verlegt wird und alle dafür
nötigen Maßnahmen ergriffen werden und dass die Ausweitung der möglichen
Arbeitszeit für die betroffenen Saisonbediensteten im Zeitraum 20 bis
24 Uhr mit entsprechenden Zuschlägen zum üblichen Stundenlohn abgegolten
werden; dies nur im Einvernehmen mit den betroffenen Saisonbediensteten und der
Personalvertretung.
Auch hier beantragen wir die sofortige Abstimmung
dieses Antrags.
Da wir wissen, dass man so eine
Öffnungszeiterweiterung der Bäder nicht von heute auf morgen machen kann, weil
viele Bäder ja keine Beleuchtung haben und und und – da gilt es einfach,
Maßnahmen zu treffen, die es wahrscheinlich noch nicht gibt –, haben wir das in
diesem Antrag auch erst für die Badesaison 2006 vorgeschlagen.
Wir
schlagen aber auch vor, dass man, um dieses Erweiterungsangebot der Öffnungszeiten
zu bewerben, schon heuer eine lange Nacht der Bäder macht. Die langen Nächte
sind ja sehr beliebt im Moment in Wien. Es gibt die Museen, die Musik, auch die
Kirche ist schon auf die lange Nacht gekommen, und so könnten ja auch die
öffentlichen Bäder auf die lange Nacht der Bäder kommen. Und da schlagen wir
vor, dass es noch in dieser Badesaison mindestens eine lange Nacht der Bäder geben
soll, um darauf hinzuweisen und auch abzutesten, wie die Menschen darauf
reagieren, wenn die Bäder doch auch am Abend offen haben.
Und auch hier beantragen wir die sofortige Abstimmung
dieses Antrages. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich möchte noch auf ein weiteres Thema zu sprechen
kommen, das in diesem Ressort beheimatet ist, aber eigentlich noch nie diskutiert
wurde, das sehr wenig diskutiert wurde, nämlich die Erwachsenenbildung
beziehungsweise die Volksbildung, wie sie ja in diesem Ressort bezeichnet wird.
Wir haben in Wien, aber auch in Österreich die Situation, dass sich im Bereich
der Erwachsenenbildung oder im Bereich des lebensbegleitenden, des lebenslangen
Lernens eigentlich ein sehr wuchernder Markt breit macht, einzelne Anbieter
hier anbieten, keiner durchschaut dieses Angebot mehr, es gibt keine
Kooperation zwischen den einzelnen Anbietern, es gibt eigentlich keine
Qualitätsstandards, keiner weiß, was er kriegt für den Preis, der meistens sehr
hoch ist, wo er versucht, sich weiterzubilden beziehungsweise, was es dort
gibt, was steckt da drinnen. Das heißt, es ist ein einziges Wuchern, und die
Politik kümmert sich nicht darum, man überlässt es völlig diesen privaten
Anbietern.
Es ist auch so, dass diese Form an Kursen und
Angeboten an den Volkshochschulen, deren Arbeit ich sehr schätze, und ich
glaube, dass die auch sehr, sehr wichtig ist, nicht mehr ganz so zeitgemäß ist
und dass wir nachdenken sollten, wie es hier weitergehen kann und dass es
vernetztere Orte geben könnte als die Volkshochschulen, und dann gibt es noch
die Bibliotheken und und und. Das heißt, die Vernetzung ist in diesem Bereich
sehr, sehr notwendig, und ich glaube auch, dass es niederschwelliger werden
muss. Die Volkshochschulen sind schon sehr, sehr niederschwellig, aber trotzdem
werden mit diesen Angeboten nur bestimmte Menschen erreicht, nämlich die, die
schon in der Bildung drinnen sind, nicht ganz so wie bei den großen Anbietern,
wo wir ja einen sehr, sehr großen Unterschied zwischen den qualifizierteren
ArbeitnehmerInnen haben, aber auch von Männern und Frauen.
In den Volkshochschulen ist es aber auch so, dass wir
eigentlich nicht an jene bildungsferneren Schichten herankommen, die auch in
den Genuss von Erwachsenenbildungsangeboten kommen sollten. Und ich glaube,
dass im Bereich der Erwachsenenbildung schon auch mal ein Diskussionsprozess in
dieser Stadt einsetzen könnte, um außer den Volkshochschulen oder auch mit den
Volkshochschulen gemeinsam sich zu überlegen, wie kann man sich zeitgemäß auch
hier weiterentwickeln beziehungsweise andere Dinge anbieten.
Ein weiteres Problem in diesem Bereich ist der
Analphabetismus. Wir haben in Wien, aber auch in ganz Österreich einen immer
steigender werdenden Prozentsatz an funktionalen AnalphabetInnen, und es gibt
viel zu wenig Kurse, es gibt viel zu wenig Angebote, die auf dem Grund des
Analphabetismus aufbauen. Es wird wenig getan, vor allem für Jugendliche, die
weder Lesen noch Schreiben können beziehungsweise nicht sinnerfassend Lesen
oder Schreiben können, sondern nur ihren Namen oder das, was sie sich halt
angeeignet haben, lesen können.
Wir
wissen alle, wie tabuisiert dieses Thema ist. Analphabetismus ist ein Tabu in
dieser Gesellschaft, und Deutschland macht ja vor, wie man mit einer sehr, sehr
guten Kampagne hier wirklich einiges bewegen kann. Und ich glaube, dass auch
Wien eine solche Kampagne gut täte, wo man ja auch sieht, wenn wir dann zum PID
kommen, wie viel Geld für Kampagnen ausgegeben wird. So könnte ja auch hier mal
eine Kampagne mit einem sinnvollen Ziel, nämlich das Thema Analphabetismus zu
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