Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 136
würden.
Wien ist das Sinnbild einer sozialpolitischen
Bankrotterklärung. Ohne die Maßnahmen des Bundes, Kollege Schuster, wäre Wien
nämlich soziales Ausnahmegebiet. Gerade die Maßnahmen unserer Bundesregierung
schützen die Menschen in dieser Stadt vor den sozialpolitischen Unsinnigkeiten
der Wiener Landesregierung. Währenddessen der Bund das Kinderbetreuungsgeld
eingeführt, verschläft Wien den Ausbau flexibler Kinderbetreuungseinrichtungen.
Die Gemeinde Wien erspart sich durch das Kinderbetreuungsgeld des Bundes
4 Millionen EUR pro Jahr beim Karenzgeld für Beamtinnen und Beamte,
und anstatt das Geld für die bedürftigen Wiener Familien zu verwenden, wird
dieses Geld für die Sanierung des Wiener Budgets missbraucht.
Der Rechnungsabschluss 2004 zeigt,
dass gerade bei den sozial schwachen Familien in Wien gespart wurde. Die
MA 56 hat so die Zuschüsse für Schullandwochen und Schulschikurse an
sozial schwache Familien um sage und schreibe 20 Prozent gekürzt. Es wurde
einmal mehr am falschen Platz gespart. Es sind auch 2004 die Schulinvestitionen
insgesamt zurückgenommen worden, und wir bedauern das sehr.
Währenddessen der Bund mit seiner
Behindertenmilliarde mehr als 17 000 Menschen mit besonderen Bedürfnissen
einen künftigen Arbeitsplatz gesichert hat, verschläft Wien geeignete Maßnahmen
im Behindertenbereich. Währenddessen der Bund mit 1.1.2005 erstmalig seit 1995
das Pflegegeld erhöht hat, erhöhte Wien in allen Bereichen die Gebühren. Es ist
absurd, dass die überhebliche Sozialdemokratie am 1. Mai die große Keule
des Sozialstaates schwingt, aber im eigenen Bereich völlig versagt.
Die Gebührenerhöhungen belasten
alle Wienerinnen und Wiener seit 2001 massiv – seit 2001, dem Wiederbeginn des
roten Absolutismus in Wien und daher gnadenlos. Nicht auszudenken, was
passieren wird, wenn die SPÖ nach den Wiener Gemeinderatswahlen wieder die
absolute Mandatsmehrheit haben sollte. Die Unsozialpolitik wird dann wieder
eine Farbe haben, und es wird dann leider wieder rot sein. Aber der Vergleich
macht Gott sei Dank sicher. (GR Harry Kopietz: Das stimmt nicht!)
Der Bund hat das Kinderbetreuungsgeld
– gut aufpassen, Herr Professor, zum Mitschreiben, dass Sie es sich auch merken
–, die Behindertenmilliarde, das Heimaufenthaltsgesetz, das
Behindertengleichstellungsgesetz, die Pflegegelderhöhung und die Steuerreform
mit 3 Milliarden EUR und mit einer Negativsteuer für die
Kleinstverdiener eingeführt.
In Wien sieht die Bilanz im
Vergleich ganz traurig aus. Da haben wir die Gebührenerhöhungen,
Strompreiserhöhungen, insbesondere während Wien Energie eine
15-Millionen-EUR-Kampagne im Wahlkampf jetzt startet aus den Steuergeldern.
Bravo! Wir haben fehlende Wohnungsplätze, wir haben fehlende
Kinderbetreuungseinrichtungen. Wir hatten nicht vergessen den Pflegeheimskandal
Lainz. Dazu habe ich von Ihrer Seite heute noch kein einziges Wort gehört aus
der Sozialdemokratie. Wir haben 855 fehlende Arbeitsplätze für Behinderte. Wien
zahlt lieber die Ausgleichstaxen aus den Steuergeldern. Und wir haben, ich
finde das auch ganz dramatisch und sehr traurig, 400 fehlende Ausbildungsplätze
für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Der Herr Bürgermeister ist mir auf
meine letzte mündliche Anfrage noch die Antwort schuldig geblieben, wo denn
diese Plätze jetzt herkommen sollen.
Die Familien in Wien sind die
Lückenbüßer für die katastrophale Budgetpolitik der Wiener SPÖ. Sie plakatieren
rote Karte für den Mist, ja, die rote Karte für den Mist, den die SPÖ in der
Wiener Familienpolitik hier stattfinden lässt. (Beifall beim BZW.) So ist Familienpolitik in Wien ein
Fremdwort. (GR Heinz Hufnagl: Wenn das Ihre letzte Rede ist, Frau Kollegin,
werden wir nachsichtig sein!) Das werden nicht Sie bestimmen, Herr Kollege!
(GR Harry Kopietz: Nein! Die WählerInnen!) Lediglich 2 798 Familien
haben von den Familienleistungen des Landes Wien im Jahre 2004 profitiert.
Der Antrag des BZÖ Wien, ein
Familienförderungsgesetz einzuführen, wurde im letzten Gemeinderatausschuss
Bildung, Jugend, Information und Sport mit den Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN
leider abgelehnt. Der Antrag wurde mit der Begründung der Frau
Vizebürgermeister Laska abgelehnt, es gäbe ja ein Familienforum, besetzt durch
VertreterInnen aller politischen Parteien, die über die finanzielle Gebarung
der Familienförderung in Wien beratschlagen und abstimmen würden. In dieses
Gremium seien nach der letzten Gemeinderatswahl VertreterInnen der politischen
Parteien nach dem d'hondtschen System hineingewählt worden, so also wie in die
Gemeinderatsausschüsse. Mit großer Verwunderung habe ich dann – na ja – die uns
allen bekannten schulmeisterhaften Belehrungen der Frau Vizebürgermeister
entgegengenommen. Erstens: 2001 gab es keine Wahl in dieses Gremium. Zweitens:
Das Familienforum tagte das letzte Mal vor drei Jahren. Drittens: Das
Familienforum hat Arbeitskreischarakter. Die MA 11 lädt ein, nicht der
zuständige Stadtrat. Und viertens: Das Familienforum kann keine finanzielle
Unterstützung für die Familienleistungen bestimmen.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder hat die Frau Vizebürgermeister keine Ahnung von dem, was sie spricht,
oder sie hat den Gemeinderatsausschuss falsch informiert.
Wie auch immer: Es wird in Wien
kein Familienförderungsgesetz geben, solange die rote Mehrheit alles bestimmt.
In Wien werden die Familien weiter belastet werden, und die Familien in Wien
werden weiterhin Bittsteller bleiben.
Wir vom BZÖ Wien wollen aber eine
Entlastung und Unterstützung aller Wiener Familien, und daher bringen wir einen
Beschlussantrag ein zur Einführung eines Familienpasses, der den Familien
Vergünstigungen bei den Freizeit- und Bildungseinrichtungen und bei den WIENER
LINIEN gewährleisten soll. (Beifall
beim BZW.) Jeder Autofahrerklub bietet seinen Mitgliedern mehr
Vergünstigungen bei Einkäufen und Eintritten als die Abkassierer der
SPÖ-Alleinregierung.
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