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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 116

 

auch ein Hightechmusical im Ronacher machen kann und dass diese ganzen Ausreden, dass man das unbedingt umbauen muss, nicht stimmen. Das Ronacher ist sicher die größte Geldvernichtungsaktion im gesamten Kulturbereich und das mit geborgtem Geld und mit gesichertem Subventionsbedarf! Das nenne ich wirklich eine nachhaltige Kulturpolitik! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Mit der Umsetzung dieses genialen Konzeptes ist eine Institution betraut, der man mangelnde Erfahrung mit konsequenter Steuergeldvernichtung nicht unbedingt vorwerfen kann, die Vereinigten Bühnen. Frau Kollegin Ringler hat das schon angesprochen. Der sozialistische Paradekolchosebetrieb im Kulturbereich mit allen signifikanten Merkmalen. Arroganz: Sie wollen eine Bilanz? - Die liegt am Handelsgericht auf. Sie wollen Informationen? - Wir zeigen Ihnen bunte Bilder von den letzen Aufführungen. Sie wollen konkrete Auslastungszahlen haben? - Zwei Zeilen gewidmet im Kulturbereich. Aber wie wir in diesem Gemeinderat von der Mehrheitsfraktion schon gehört haben: „Zu viel Wissen verwirrt nur, macht nur unsicher. Vertrauen Sie uns!"

 

Von den Wiener Abgeordneten wollen die Vereinigten Bühnen in diesem Hause, und zwar von uns allen, eine einzige Sache: Geld, Geld, Geld und wieder Geld. In Summe, wir haben uns das einmal ausgerechnet, in den Jahren 1992 bis 2005, ein bisschen mehr als 10 Jahre, 262 591 619 EUR, das sind schlampige 3,6 Milliarden ATS, die in dieses Unternehmen geflossen sind, wo wir bis heute noch nicht im Detail wissen, was damit passiert ist. (GR Ernst Woller: Wie war das, als der Peter Marboe Kulturstadtrat war?)

 

Ja, kommen wir zu Peter Marboe. Das war jene Zeit, die Zeit des Rudi Klausnitzer und des Peter Marboe, wo das einzige Mal die Subventionen reduziert wurden und wo Investitionen, zum Beispiel die Schnürbodensanierung im Theater an der Wien aus den Reserven und aus den Eigenmitteln der Vereinigten Bühnen gezahlt wurde (GR Ernst Woller: Weil sie die Mieten verrechnet haben!), ganz im Gegensatz zu jetzt, wo die Sozialdemokraten mit absoluter Mehrheit regieren und heute wirklich richtig tief in die Taschen des Steuerzahlers greifen können.

 

Ich habe nur eine Frage. Jede Woche, letzte Woche wieder, hören wir von den Vereinigten Bühnen die tollen Auslastungszahlen jenseits der 90 Prozent, die Erfolgsproduktionen, die Tantiemen, die nur so hereinfließen aus dem Ausland. Ich frage mich nur, warum brauchen die dann jedes Jahr mehr Geld und warum zahlen sie ihre Investitionen beim Ronacher nicht aus eigenen Mitteln, die sie offensichtlich erwirtschaftet haben. (Beifall bei der ÖVP und GRin Mag Marie Ringler.)

 

Jetzt kann Kollege Woller noch immer sagen, das ist nur die freche ÖVP, die dem Stadtrat diesen großen Erfolg mit dem Ronacherumbau nicht gönnen will. Das Interessante ist nur, alle Fraktionen in diesem Haus, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, sind dagegen, alle führenden Kulturjournalisten dieses Landes sind dagegen und alle maßgeblichen Künstler dieses Landes sind dagegen. Also ganz so allein dürfte offensichtlich der Klub der Österreichischen Volkspartei nicht sein. Das heißt, absolute Macht der SPÖ in Wien heißt im Kulturbereich leider Gottes absolute Geldverschwendung. Da bin ich durchaus für den Antrag von Frau Kollegin Ringler, der auch unserer ist. Die einzige Chance, diesen Windmühlenumbau, das Ronacher, zu stoppen, ist, wenn die SPÖ die absolute Macht im Kulturbereich, das allein entscheiden zu können, verliert.

 

Um hier etwas Positives zu sagen, weil das ja eine Rechnungsabschlussdebatte, eine Bilanzdebatte ist: Dass man mit absoluter Macht auch positiver umgehen kann, ist durchaus das Beispiel der Theaterreform, wo wir gemeinsam, zumindest die GRÜNEN, die ÖVP und die SPÖ, sage ich einmal, auf einem guten Weg sind. Hätten wir mehr mitzubestimmen, wäre das eine oder andere dort auch anders gelaufen, aber hier gibt es zumindest interessanterweise die Informationen, die man bei den Vereinigten Bühnen überhaupt nicht bekommt. Die bekommt man dort. Da sind sie auf einmal da.

 

Herr Stadtrat, haben Sie sich schon einmal gefragt, warum eigentlich die Theaterreform, also jener Bereich, wo Sie die ÖVP und die GRÜNEN unterstützen, eigentlich der einzige Bereich ist, wo Sie nachhaltig öffentliche Anerkennung bekommen? Liegt es an einem Zufall? Warum ist das so? Vielleicht zeigt uns das als Beispiel, dass man das auch in anderen Bereichen machen kann.

 

Ich komme zu einem anderen Thema. Herr StR Mailath-Pokorny ist ja nicht nur Kulturstadtrat in dieser Stadt, sondern jetzt verrate ich Ihnen eine Tatsache, die selbst, nehme ich an, den Politfeinspitzen in diesem Hause hier zum Großteil verborgen ist: Er ist auch Wissenschaftsstadtrat dieser Stadt.

 

Ich möchte einmal die Runde fragen. (GRin Mag Marie Ringler: Er hat beim Donauinselfest auch gemalt!) Beim Donauinselfest gemalt, höre ich gerade. Ich wollte gerade die Saalfrage stellen. Denken Sie nach! Was hat StR Mailath-Pokorny als Wissenschaftsstadtrat in den letzten vier Jahren zusammengebracht? Das würde mich interessieren. Es dürfen alle mittun, auch die Mehrheitsfraktion. (GR Ernst Woller: Wir sollen nicht zwischenrufen!) - Du darfst auch mitmachen. Was verbinden Sie mit dem Wissenschaftsstadtrat Mailath-Pokorny in den letzten Jahren? Bitte nicht alle gemeinsam, nicht durcheinander. (GRin Inge Zankl: Ich warte, bis ich dran bin! Ich rufe nicht dazwischen!) - Das kommt dann alles, ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Da sind wir fair. Wie heißt es? Man darf einen Freund anrufen. Also die Saalfrage zum Wissenschaftsstadtrat ist, können wir sagen, offensichtlich nicht so gut gewesen.

 

Es hat ein Projekt in dieser Stadt gegeben, zu dem man stehen kann, wie man will. Wir als ÖVP haben eine ganz klare Meinung, die sich in dem Fall mit der des Bürgermeisters deckt. Es hat die Idee von Prof Zeilinger gegeben, ein "Center for Excellence" für eine Förderung besonders außergewöhnlich guter Wissenschaftler im Naturwissenschaftsbereich zu machen. Wo war da der Kulturstadtrat der Stadt Wien? Der Bürgermeister hat sogar gesagt, er ist dafür. Die ÖVP hat einen Antrag gestellt, mit dem sie den Bürgermeister unterstützen will.

 

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