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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 116

 

verschwindet.“ Was dieser letzte Satz bedeuten kann und wie das gemeint sein könnte, sieht man gleich an Hand von Beispielen: Quasi alle Kleinbühnen haben im November mitgeteilt bekommen, dass ihr Konzept abgelehnt wurde. Aber auch bei denen, die in den Genuss einer Förderung kommen, geht es keineswegs ohne Bedingungen. Nötig sei, heißt es da, auch die Abschaffung von Intendanzen auf Lebenszeit durch das Halten einer Immobilie, wie etwa beim Odeon und dass 2007, 2008 die Intendanz neu ausgeschrieben werden soll, will man in den Genuss einer weiteren Förderung kommen. Und von der Homepage des Odeon darf ich da zitieren: „Was ist die Ursache für die Vorgänge um das Odeon?“ Nun, bevor die Jury zusammengesetzt wurde, erschien im Odeon der Theaterbeauftragte des Stadtrates und bemerkte unter anderem: „Das Odeon ist ein sehr schönes Haus, das möchten andere auch haben, das könnte man sehr gut bespielen.“ Auf das Argument, dass das Odeon ja bespielt wird und schon einen Eigentümer hat, wurde uns empfohlen, dass wir uns für die Zukunft etwas einfallen lassen sollten, schreiben die Herren und weiters: „In einem beschämenden Hearing vor der Jury, bei dem sich die Leitung des Odeon zu einem großen Teil vor über deren Arbeit uninformierten Leuten verantworten mussten, wurde obiger Kommentar der damaligen Theaterbeauftragten wiederholt.“

 

Ist das die Objektivierung? Soll das das Ziel der Reform sein? Ist das die Unabhängigkeit? Die Effizient? Die Transparenz? Mir schaut das eher wiederum als gelebte Willkür aus, meine Damen und Herren, als Entmündigung von jahrelang erfolgreich Tätigen, die Theater machen, und als Entmündigung ihrer Arbeit. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Die anfänglichen Ziele dieses Leitbildes, das wichtigste Ziel, die Transparenz, das ist jetzt noch weniger gegeben als zuvor. Man kann weder die ausgewählten noch die abgelehnten Konzepte nachlesen noch erfahren, wer überhaupt ein Konzept eingereicht hat. Aber Herr Kollege Salcher hat das ja schon erwähnt, wir feiern dieser Tage 400 Jahre ein Stück von Miguel Cervantes, Don Quichotte, der Ritter von der traurigen Gestalt und sein Kampf gegen die Windmühlen. (Heiterkeit bei der FPÖ.) In Spanien werden unzählige Veranstaltungen abgehalten, im Treffpunkt Kultur gestern Abend suchte man auch nach Don Quichotte in unserer Welt, also Menschen, die in der Leistungsgesellschaft in ihrer selbstentworfenen Gegenwelt leben. Wir haben dieses Problem nicht, wenn wir dem “profil“ folgen, wir haben unseren Don Quichotte, wir haben unseren Ritter von der traurigen Gestalt in der Kulturpolitik, unseren Stadtrat Mailath-Pokorny, wie das “profil“ schreibt, und der hat ja überhaupt ein glückliches Händchen, was Theater betrifft. Denken wir - das ist ja auch schon erwähnt worden heute - an die Einsetzung von Herrn Welunschek, dessen SPÖ-Nähe hier wohl der einzige Grund gewesen sein konnte, dass er als Direktor des Rabenhofes eingesetzt wurde. Die Folge, Herr Woller, sind desaströse finanzielle Verhältnisse, Chaos, Streit an allen Fronten, Vernichtung im Kontrollamtsbericht, Klage. Alles auf Kosten unserer Steuergelder.

 

Oder denken wir an die Josefstadt. Öffentlich ausgeschrieben, die Jury nominiert Herrn Beil, der sich gar nicht beworben hat und sich nach einigen Tagen zurückzieht, worauf es Hans Gratzer wurde, der dann gesagt hat, der Kulturstadtrat hätte ihm schon viel früher die In-tendanz angeboten, ja versprochen.

 

Oder die Geschichte mit dem Volkstheater, wo Frau Eckert im letzten Moment zurückgezogen hat, weil Herr Stadtrat Pokorny ihr sagte, Morak akzeptiere das nicht, was dann auch wieder widerrufen wurde.

 

Oder die Wiener Festwochen, wo ja einerseits Martin Kusej als Intendant antreten soll und andererseits sich wünscht, dass Luc Bondy auch noch 2007 in Wien als Festwochenintendant erhalten bleibt. Dies nennt der Herr Stadtrat professionelle Gespräche, die über persönliche Befindlichkeiten hinausgehen.

 

André Heller sagt dazu: „Es hat vor Mailath noch nie einen Wiener Kulturstadtrat gegeben, dessen Hauptleistung darin bestand, beinahe alle Protagonisten des Kulturbetriebes seiner Stadt, aber auch zahlreiche internationale Figuren restlos vor den Kopf zu stoßen. Interessanterweise ist er bei den zahllosen Fehlhandlung auch noch nicht einmal um Schadensbegrenzung bemüht, sondern schiebt den Schwarzen Peter immer den von ihm Brüskierten zu.“

 

Meine Damen und Herren, das wäre ja alles nicht das Schlimmste, gäbe es da nicht auch diese Bereiche - der Kollege Salcher hat das ja, ich kann das leider nicht so humoristisch bringen, ich bemühe mich zwar, aber da ist er der Meister in diesen Dingen - wo quasi als Verhöhnung der anderen, ohne Mucks und ohne Probleme, die Steuergelder mit beiden Händen ausgeschüttet werden, so nach dem Motto, (an GR Dr Andreas Salcher gerichtet) was haben Sie zuerst gesagt, “wahre Freundschaft“, war das wahre Freundschaft, oder “ein Freund, ein guter Freund“, ja, das war es. Man könnte auch sagen, Brüderchen komm tanz mit mir, Subventionen gebe ich dir. Oder, der Papa wird’s scho richten.

 

In diesem Sinne hat Adi Hirschal sein mobiles “Wiener Lustspielhaus“ gekriegt. 363 Millionen EUR, da macht er also dann unter anderem im Arkadenhof des Rathauses eine Aufführung. Da ist das Akzenttheater der Arbeiterkammer, 250 000 EUR.

 

Und natürlich die Renovierung des Ronacher. Fast 47 Millionen EUR, eine unvorstellbare Summe. Wegen der offensichtlichen Bedeutung, die allerdings von kaum einem Außenstehenden nachvollziehbar ist. Mit Kredit. Ich meine, das zahlen wir ja nicht gleich, sondern wir verschulden uns, wegen der Bedeutung, auf die nächsten 15 Jahre. Das heißt, die Mittelbildung des Kulturbudgets für die nächsten 15 Jahre ist gegeben in diesem Bereich.

 

Und dann, wofür das Ganze. Für die herausragenden Produktionen? Romeo und Julia, Barbarella, wo der Standard schreibt: “Der Rausch des Trivialen.“ Und die ganzen Besucherzahlen! Ich meine, ich weiß ja nicht - da werden ja die Schüler von ganz Österreich mit Bussen hingekarrt zu diesen Musicals - ob man das jetzt tatsächlich als einen so großen Erfolg betrachten kann. Dann

 

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