Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 116
damit hat man gemeint, es ist schon alles in Ordnung und es hat funktioniert. Schlussendlich hat man festgestellt - ich möchte das eindeutig festhalten -, dass diese Maßnahmen zur Integration gescheitert sind. Der Integrationsfonds wurde ja auch aufgelöst, weil die Arbeit nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat.
Tatsache ist, dass manche Bevölkerungsgruppen hier in
Wien bis heute keinerlei Bereitschaft zeigen, sich in unserem Land
einzugliedern, die deutsche Sprache zu erlernen beziehungsweise aktiv an der
Integration mitzuarbeiten. Es gibt noch immer viel zu viele Kinder, die bei
Schuleintritt die deutsche Sprache nicht beherrschen. Die Folge ist: Schlechter
Schulerfolg, schlechter Schulabschluss, keine oder nur eine niederschwellige
Berufsausbildung, und damit geht natürlich die Unzufriedenheit dieser Menschen
einher, die oftmals in sinnlose oder auch kriminelle Tätigkeiten münden.
Wie die meisten von Ihnen wissen, bin ich derzeit in
Ausbildung beim Bundesministerium für Soziales, und da haben wir im Rahmen
eines Seminars eine sehr interessante Diskussion gehabt. Da wird einerseits
festgehalten - und alle ohne Ausnahme sind dafür -, dass es mehr
Kinderbetreuungsplätze für Kinder bis drei Jahre beziehungsweise von drei bis
sechs Jahren gibt. Aber zu-gleich wurde festgehalten, dass immer mehr Eltern
sich einfach darauf verlassen, dass ihre Kinder in diesen Kinderbetreuungseinrichtungen
erzogen werden, und die Eltern zu wenig aktiv an der Erziehung teilnehmen.
Das heißt aber auch, dass immer mehr Kinder in
Sonderschulen beziehungsweise in Schulen mit besonderer Betreuung landen, weil
sie auffällig sind, lernschwach oder hyperaktiv sind. Von diesen
außerordentlichen Schülern - 25 Prozent in Wien - hat mein Kollege ja
schon berichtet. Jetzt ist es natürlich positiv, dass diese Kinder diese
spezielle Ausbildung, diese spezielle Betreuung haben. Aber im Zeugnis am
Schluss steht auch der entsprechende Vermerk drin, dass sie als
außerordentliche Schüler betreut wurden beziehungsweise dass sie eine
Sonderbetreuung erhalten haben. Da gibt es dann wieder die Probleme beim Arbeitsplatz,
bei den Lehrstellen, weil natürlich Schüler bevorzugt werden, die diesen
Vermerk nicht haben.
Festgehalten wurde - und das ist nicht meine Aussage,
sondern das haben die Sozialpädagogen dort festgehalten -, dass es vor allem
Kinder trifft, die die deutsche Sprache nicht oder nicht ausreichend können, dadurch
eben den Unterricht stören, ihm nicht folgen können oder sonst auffällig
werden. Ich meine, man sollte über diese Aussagen nachdenken. Denn es gibt
unter allen gleich intelligente und gleich unfähige Kinder. Aber die Chancen
nehmen wir den Zuwanderern, den Leuten, die wir integrieren wollen, die
verbauen wir ihnen, wenn sie nicht die deutsche Sprache können. Dazu kommt
natürlich dann auch die geringe Auseinandersetzung mit den Werten unserer
Kultur und dem, was wir europäische Traditionen nennen. Spannungen entstehen
zwischen den Bevölkerungsschichten, aber auch innerhalb der betroffenen
Familien und vor allem im Zusammenleben der Generationen.
Wien hat sich in den letzten 30 Jahren stark
gewandelt. Wir bemerken es überall in der Stadt. Das Grillen auf vielen
Grünflächen und in den Parkanlagen habe ich vor 30 Jahren überhaupt nie
gesehen. Auch das illegale Schächten auf der Donauinsel ist etwas Neues für
uns, das momentan noch nicht in den Griff zu bekommen ist. Aber es ist auch so,
wenn junge Frauen, junge Mädchen unfreiwillig verheiratet werden oder das
Patriarchat, das jetzt immer stärker wird, die Frauen entmündigt. Ganz
besonders schrecklich empfinde ich die Genitalverstümmelungen, die leider hie
und da noch immer stattfinden und wogegen wir alle ankämpfen. Ich stelle nur
fest, dass es so ist.
Jetzt kann man natürlich überlegen, ob es ein Vorteil
ist, wenn eine Stadt sich wandelt, manche sagen, wenn sie sich
weiterentwickelt, dass sie eine bunte Stadt mit den unterschiedlichsten
Kulturen wird. Ich bin der Meinung, dass es nur dann positiv ist, wenn keine
Bevölkerungsgruppe darunter leidet und alle davon profitieren.
Nur stellt sich die Frage: Ist das überhaupt möglich?
Haben zum Beispiel die Türken, die zu uns gekommen sind, Vorteile, wenn sie
sich abkapseln, teilweise in einem selbst gewählten Ghetto leben und allein
ihre Kultur pflegen? Haben Philippinen, Schwarzafrikaner, Osteuropäer Vorteile,
wenn sie sich in ihrer Kultur einigeln? Haben die deutschsprachigen Wiener
einen großen Gewinn, wenn sie innerhalb einer multikulturellen Gesellschaft
leben? - Ich kann es nicht beurteilen. Für all diese Fragen gibt es positive
Antworten und negative Antworten. Man kann es sich so aussuchen oder so, oder
man versucht, beides zu verstehen.
Aber eines ist klar: Kein Migrant, kein Flüchtling,
kein Asylwerber, aber auch kein Zuwanderer aus europäischen oder
anderssprachigen Ländern kann hier in Wien zufrieden leben, erfolgreich
arbeiten und sich wohl fühlen, wenn er die Landessprache nicht beherrscht.
Deshalb legen wir vom BZÖ Wien ganz besonderen Wert auf folgende Maßnahmen und
Betrachtungsweisen.
Wir möchten, dass es eine differenzierte Stellung zu Migranten
gibt, dass Einbürgerungswillige auch Integrationswillige sind und dass
unterschieden wird zwischen den Einbürgerungs- und Integrationswilligen, den
zeitlich begrenzt Anwesenden sowie den Ausländern ohne Aufenthaltstitel. Beim
Spracherwerb ist es uns wichtig, dass die Angebote ausgeweitet werden, dass ein
verpflichtender Selbstkostenanteil dabei ist - wie ich schon vorher erwähnt
habe, was nichts kostet, ist nichts wert, und das besucht man auch nicht
ausreichend -, aber auch, dass es eine verpflichtende Prüfung beziehungsweise
eine Evaluierung am Kursende gibt. Man kann darüber diskutieren, ob eine
teilweise Refundierung der Kosten nach erfolgreicher Prüfung möglich wäre. Das
wäre dann der Anreiz, sich noch mehr dafür zu engagieren. Aber auch Sprachkurse
bereits im Kindergarten und in der Schule sind uns sehr wichtig.
Wir
bringen daher einen Beschlussantrag ein, der genau diese Maßnahmen fordert. Wir
stellen den Beschlussantrag, dass die amtsführende Stadträtin für Integration,
Frauenfragen, Konsumentenschutz und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular