Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 116
Personal aufgefordert wird, im Sinne einer Optimierung von Integrationsmaßnahmen dafür Sorge zu tragen, dass bei allen geförderten Spracherwerbsmaßnahmen eine Prüfung über den Lehrstoff verbindlich vorzusehen ist.
Eine sofortige Abstimmung wird verlangt. (Beifall
beim BZW.)
Um die Problematik, die ich jetzt schon angeschnitten
habe, noch etwas genauer zu betrachten, gibt es Maßnahmen, die nach unserer
Ansicht unbedingt notwendig sind. Bei Zuwanderern wäre es wichtig, dass sie
schon in ihren Heimatländern über strenge rechtliche Handhabe in Österreich
informiert werden - sodass sie nicht glauben, wenn sie nach Österreich kommen,
hier ist das Schlaraffenland, hier bekommen sie alles, hier geht alles, und
jeder, der nach Österreich kommt, hat hier das goldene Glück gefunden -, aber
auch darüber, dass Zuwanderer nur nach Bedarf - so wie es mein Kollege
ausgeführt hat - hier in Österreich integriert werden.
Sie brauchen nicht den Kopf zu schütteln. Das ist
unsere Ansicht, die ich Ihnen darlege. Sie können eine andere haben, das steht
Ihnen zu, aber wir sind dieser Meinung.
Wir sind auch der Meinung, dass bei der Integration
ganz klare Signale erforderlich sind, dass eine Anpassung auch hier in unserem
Land notwendig ist. Wir sind, genauso wie mein Vorredner, gegen
Parallelkulturen. Das wäre allein schon mit dem Spracherwerb, wenn dieser
funktionieren würde, wesentlich besser.
Eine Einbürgerung sollte nach unserer Ansicht erst
nach 13 Jahren erfolgen, mit Nachweis der Sprachkenntnisse, mit dem
Nachweis, dass sie ein wenig über unsere Staatsbürgerkunde Bescheid wissen, und
es sollte eine unabhängige Kommission beurteilen. Manche Angebote wären in
Ausnahmefällen möglich, je nach Fortschritt der Integration, dass man da oder
dort auch vorzeitig einbürgert.
Wichtig wäre es uns auch, Rückkehrwillige in ihre
Heimatländer zu unterstützen. Sie wissen, dass ich seit Jahren diese Programme
durchführe, leite und betreue. All die Menschen, die ich jetzt in ihren
Heimatländern wieder treffe und sehe, sind eigentlich glücklich, dass sie in
der eigenen Heimat wieder Fuß gefasst haben.
Man sollte auch jede andere Maßnahme einer
Rückführung in Anspruch nehmen. Es gibt hier etwas, wofür ich die Gemeinde sehr
loben möchte. Denn es gibt ein Konzept zur Rückführung von unbegleiteten
Jugendlichen oder unmündigen Fremden, da werden Kinder, die in Wien
aufgegriffen werden, Kinder zwischen 5 und 18 Jahren, betreut wieder
zurückgeführt in ihre Heimat, wo es Sozialeinrichtungen - in der eigenen
Heimat! - gibt, die sie dann auffangen und übernehmen. Kinder, die von
Schleppern hergebracht werden zum Diebstahl, zur Prostitution oder sonstigen
negativen Maßnahmen, werden betreut wieder zurückgeführt. Ein großes Lob an die
MA 11, die nicht nur dieses Programm durchführt, sondern auch in Ländern,
wohin die Kinder zurückgeschickt werden, Krisenzentren unterstützt, ausbildet
und schaut, dass das dort in Schwung kommt, damit die Kinder nicht in ein Loch
fallen, wenn sie wieder zurückkommen. Ich finde es toll! (Beifall beim BZW.)
Aber ich möchte noch festhalten, dass der wachsende
soziale und kulturpolitische Druck aufgrund der zunehmenden Migration, vor
allem hier in Wien, nur durch intelligente Lösungen im Spannungsfeld von internationalen
Verpflichtungen und nationalen Notwendigkeiten erfolgen kann. Es ist ein
schwieriges Gebiet, aber wenn man sich ausreichend Gedanken macht, dann wird es
auch möglich sein.
Eine verbindliche und strenge Einwanderungspolitik
ist zum einen von Österreich aus stärker durchzusetzen, aber auch durch die
Repräsentanten von Österreich außerhalb unseres Landes bekannt zu machen. Das
schließt nicht aus, dass die natürliche Integration bis hin zur Einbürgerung
unbescholtener und bereits viele Jahre in Österreich lebender Mitbürger und
Mitbürgerinnen nicht durch Willkür oder bürokratische Hemmnisse erschwert
werden soll.
Zum Abschluss möchte ich ein paar Worte in eigener
Sache sagen. Sobald meine Ausbildung zu Ende ist, gehe ich dauerhaft nach
Rumänien, um dort den Menschen bei der sozialen und gesellschaftspolitischen
Entwicklung beizustehen. Nach 35 Jahren Arbeit für Rumänien von Wien aus
habe ich mich entschlossen, ganz dorthin zu übersiedeln.
Meine hohen Ideale am Beginn meiner Tätigkeit hier im
Haus sind etwas zurechtgestutzt worden. Mein Anliegen war immer, den Menschen,
die Hilfe benötigen, zur Seite zu stehen; vielfach ist das auch gelungen. Mit
Kollegen und Kolleginnen aus allen Fraktionen, die ebenso für die Menschen -
und nicht für Parteien oder für ihr eigenes Wohlergehen - gearbeitet haben,
habe ich immer ein gutes Gesprächsklima, trotz verschiedener Ansichten. Darüber
freue ich mich und bin froh, diese Menschen kennen gelernt zu haben.
Betroffen gemacht hat es mich, wenn unterschwellige Meinungen
kamen, wenn mir Heimatliebe als "Ausländer raus"-Parole unterstellt
wurde, wenn mein Bekenntnis zur eigenen, überlieferten Kultur gleich als
Unverständnis für andere Kulturen ausgelegt wurde, wenn ehrlich gemeinte,
aufgrund meiner Erfahrung ausgearbeitete Konzepte und Anregungen mit dem
Hinweis abgetan wurden, sie sagt es nur so, aber sie meint es ja ganz anders,
oder wenn unsachliche Diffamierungen und Unterstellungen als politisches
Handwerk ohne sachlichen Hintergrund verwendet wurden.
Insgesamt gesehen, habe ich die mir gestellten
Aufgaben gerne erfüllt, habe ich mein Bestes gegeben. Ich habe viele Menschen
und Politiker mit ihren Schwächen und Stärken kennen gelernt. Es hat mich
vorwärts gebracht und mich Gelassenheit gelehrt. Nur kleinmütige Menschen
greifen andere an, großherzige zeigen sich in Toleranz.
Ja, ich habe nun eine weitere verantwortungsvolle
Tätigkeit vor mir. Es ist eine schöne Tätigkeit. Ich hoffe, weiterhin vielen
Menschen helfen zu können. Denn gerade Rumänien, die Menschen, die sich jetzt
auf den EU-Beitritt vorbereiten, haben es verdient, dass man ihnen beisteht,
diesen Schritt zu finden und zu setzen.
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