Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 116
möchte ich auch kurz Stellung nehmen. Es ist natürlich nicht so, dass der Integrationsfonds schlechte Arbeit geleistet hat und deshalb aufgelöst wurde, sondern es ist einfach so, dass, als der Integrationsfonds vor 10 Jahren gegründet wurde, generell die Situation in der Zuwanderungspolitik eine andere war und dass es eben heute so ist, dass es notwendig ist, dass die Vielfalt in dieser Stadt von der Stadtverwaltung wahrgenommen wird und dass es Aufgabe der MA 17 ist, einerseits Vereine und Organisationen zu fördern, die zum Miteinander beitragen, dass es aber auch wichtig ist, dass die MA 17 ein interner Dienstleister innerhalb der Stadt Wien ist. Und was uns hervorragend gelungen ist, ist, die MA 17, und ich sage das jetzt in ganz, ganz positivem Sinn, in diesem ersten Jahr zu einer sehr guten, aber normalen Abteilung der Stadt Wien zu machen. Das freut mich sehr, ich bin sehr, sehr stolz auf die MA 17.
Und insbesondere, es wurde schon erwähnt, ist auch
toll gelungen, was die Frage der Erweiterung der Sprachkurse betrifft. Frau
Kollegin FRANK, wir haben das ja schon im Ausschuss diskutiert. Ich bin der
festen Überzeugung, dass es notwendig ist, unterschiedliche Maßnahmen zu
setzen, die auch ganz unterschiedlich ausschauen, um die Menschen dort
abzuholen, wo sie sind. Und dabei bleibe ich, sie dort abzuholen, wo sind, weil
das ja trotzdem bedeutet, dass sie das wollen müssen, weil ich kann niemanden
abholen, der sich nicht abholen lässt, aber ich muss sie mit einem Angebot
ansprechen, das sie auch annehmen können.
Ein Punkt, der mehrmals genannt wurde, auf den ich
kurz eingehen möchte, ist die Frage des Wahlrechts für Migrantinnen und
Migranten. Kollege Ulm hat das so dargestellt, dass es sozusagen ein schwerer
Fehler war, Kollege GÜNTHER auch. Ich sage Ihnen nach wie vor: Das Wahlrecht
für Zuwanderinnen und Zuwanderer, die in dieser Stadt ihr neues Zuhause
gefunden haben, wäre ein Meilenstein der Integrationspolitik. (Beifall bei der SPÖ.) Wir würden hier
das Rad nicht neu erfinden, sondern man kann sich das in vielen europäischen
Hauptstädten oder größeren Städten bereits anschauen.
Der Verfassungsgerichtshof hat entschieden, dass das
nicht möglich ist. Für mich ist das keine Frage, dass Erkenntnisse des
Verfassungsgerichtshofes umzusetzen sind. (GR Dr Matthias Tschirf: Na
hoffentlich!) Übrigens im Gegensatz zu dem Bundesland, wo der Vorsitzende
des BZÖ Landeshauptmann ist. (GR Günther Barnet: Der lässt sich keine
Vorschriften vom Bundeskanzler machen!)
Ich erlaube mir aber selbstverständlich als
Politikerin trotzdem, ganz klar zu sagen, dass das politisch eine Forderung
bleibt und dass das politisch nicht nur eine Forderung des Landtags, des Wiener
Landtags ist, sondern dass sowohl im Grazer Gemeinderat als auch in Linz
bereits die Forderung nach einem solchen Wahlrecht für Zuwanderinnen und
Zuwanderer beschlossen wurde. Bekanntlich ist der Bürgermeister der Stadt Graz
von der Österreichischen Volkspartei und kein Sozialdemokrat, und daher gebe
ich hier die Hoffnung nicht auf, dass wir auch das noch hinkriegen werden.
Vorletzter Punkt: Zum Thema Personal. Kollege
GÜNTHER! – Er ist jetzt leider nicht da, nur ganz kurz. Selbstverständlich
werden wir dem, was der Bund im Personalbereich gemacht hat, nicht folgen. Denn
es ist nicht sinnvoll, 16 000 Planstellen in den nächsten Jahren
einzusparen. Darüber hinaus – das war heute gar kein Thema – bildet der Bund
nahezu keine Lehrlinge mehr aus, was einen ganz, ganz großen Druck auch auf die
Stadt ausübt und vor allem den Jugendlichen wenig Zukunftschancen bietet.
Tatsache ist, dass wir in der Stadt Wien gemeinsam mit den Wiener Stadtwerken
rund 1 000 Lehrlinge ausbilden, dass die Zahl der Lehrlinge, die auf
Bundesdienststellen ausgebildet werden, permanent zurückgeht.
Wir haben in der Stadt Wien hervorragende
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und ich finde das wirklich eine Frechheit, es
hier so darzustellen, als wären all jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
insbesondere alle Führungskräfte, und es steht hier Wiener Führungskräfte oder
Abteilungsleiter-Stellvertreterinnen und –Stellvertreter, Vasallen von
irgendjemandem, das sind hervorragend ausgebildete Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, die überall anders, wenn sie nicht zur Stadt Wien gekommen wären,
auch reüssiert hätten, und dass das hier so dargestellt wird, als ob diese
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich gängeln ließen, als ob diese
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausschließlich auf Zuruf irgendwelche
wohlwollenden Dinge tun würden.
Lieber Kollege Ulm, da kann ich nur sagen: Wie der
Schelm denkt, so ist er. Ich weiß nicht, welche Verwaltung ihr vor Augen habt.
Ich hoffe, nicht die Bundesverwaltung. Ich kann Ihnen jedenfalls versichern: In
Wien ist es nicht der Fall. Und ich halte es für eine gewisse paradoxe
Intervention, diese eine Aussage heute zu vergleichen mit einem Brief, der vor
wenigen Tagen bei allen Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern vom Herrn
Klubobmann und vom Herrn neuen Parteivorsitzenden der ÖVP eingegangen ist. Und
da ja viele hier nicht Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter sind, möchte
ich Ihnen das nicht vorenthalten, zumindest Teile daraus, dass hier Kollege
Hahn und Kollege Tschirf, offenbar ganz im Gegensatz zum Kollegen Ulm, den
Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern der Stadt Wien schreibt:
„Sehr geehrte Damen und Herren! Die Bediensteten des
Magistrats leisten Tag für Tag gute Arbeit. Motivation und effiziente
Leistungserbringung der Wiener Magistratsbeamten bedürfen aber auch einer
engagierten und tatkräftigen Unterstützung durch die politische Führung." (GR
Dr Matthias Tschirf: Das stimmt auch!)
Das ist sozusagen in Konkurrenz zu bringen mit den
Aussagen von Kollegen Ulm.
Und darüber hinaus wird dann auch noch berichtet:
„Sie als leitende Beamte der Stadt Wien haben dann die Möglichkeit, von den
Ihnen unterstellten Bediensteten die optimale Leistung herauszuholen, denn die
SPÖ-Stadtregierung lässt eben diese Unterstützung vermissen."
Ich denke, alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die dieser unserer Diskussion folgen, und alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die insbesondere in diesem Haus
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