Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 116
Das dritte ist: Auch heuer steht fest, dass wir definitiv wieder über 110 Millionen EUR an Wasser-, Kanal- und Müllsteuer für das Gesamtbudget abführen. 110 Millionen EUR, das sind rund 70 EUR pro Einwohner! Also 70 EUR pro Kleinkind, 70 EUR pro Frau oder Mann in dieser Stadt oder in alten Schillingen 1 000 ATS! Und wenn Sie jetzt 1 000 ATS hören, dann werden sich manche erinnern: 1 000 ATS in der Politik, da gab es doch etwas, den so genannten "Ederer-Tausender", der uns vor dem EU-Beitritt versprochen wurde, den wir uns angeblich ersparen werden. Na ja, jetzt stellt sich heraus, einen "EU-Ederer-Tausender" haben wir uns nicht erspart, dafür müssen wir jetzt in Wien 1 000 ATS pro Kopf und Nase aus diesen drei Abgaben ins Budget einzahlen. Also das ist sozusagen jetzt der "Rieder-Häupl-Tausender", den wir uns leider nicht ersparen, sondern der abgezockt wird.
Und jedes Jahr, wenn wir das diskutieren und das seit
Jahren, gibt es bei diesen drei Gebühren diese horrenden Überschüsse und jedes
Jahr hören wir, dass es die Überschüsse eigentlich nicht gibt, so will es die
Kameralistik in der Darstellung und im Übrigen dient das Geld für spätere große
Investitionen und Ähnliches. Also jetzt bin ich seit 10 Jahren Mitglied dieses
Gemeinderats, seit 10 Jahren auch im Umweltausschuss und seit 10 Jahren gibt es
relativ gleichbleibend diese Überschüsse und nie irgendein Jahr, wo diese
tollen, großen Investitionen kommen, wo man dann meint, es müsste jetzt ein
ausgeglichenes Ergebnis geben.
Wenn es stimmen sollte, dass die Kameralistik so
verzerrt, dann frage ich mich, warum man das System beziehungsweise die
Darstellung nicht ganz einfach ändert und es so darstellt, wie es angeblich
wirklich wäre. Und wenn eine ordnungsgemäße Kostenrechnung etwas anderes
aussagen würde, dann frage ich mich, warum man sie nicht offen legt.
Gelegentlich bei einzelnen Magistratsabteilungen ist es so, dass dann nur so im
Text irgendwo vorkommt, wir haben einen Deckungsgrad von 98 Prozent oder
von 102 Prozent; aber wie dieser Deckungsgrad errechnet wird, welche
kalkulatorischen Zinsen oder sonstige Dinge da angesetzt wurden, das ist
natürlich für die Opposition nicht nachvollziehbar. Das heißt, auch hier gilt
offenbar: Transparenz und Nachvollziehbarkeit ist nichts, was die SPÖ der
Opposition zugestehen will.
Dafür gab es gegenüber diesen Gebührenüberschüssen
gerade im Umweltbereich saftige Erhöhungen für die Bevölkerung, Erhöhungen der
Strompreise, Erhöhungen der Gaspreise, Erhöhungen der Müllgebühren, Erhöhung
der Wasseranschlussgebühren. Kollege Maresch hat nicht zu Unrecht gemeint: Wir
haben sogar Erhöhungen gehabt und eigentlich, wenn permanent solche Überschüsse
sind, dann könnte man sich doch überlegen, einmal für einen gewissen Zeitraum
die Gebühren zu senken. Na, so etwas kommt natürlich überhaupt nicht in Frage. (Beifall
beim BZW.)
Nun möchte ich auch eine Schlussbilanz hinsichtlich
der Inhalte ziehen, also was zum Beispiel vom SP-Regierungsprogramm 2001
jetzt umgesetzt wurde. Dazu möchte ich aber vorweg einmal bemerken: Die Ziele
in diesem Regierungsprogramm sind zum Teil so allgemein und so unpräzise
formuliert, dass eine Erfüllung dieser Ziele durchaus jederzeit behauptet
werden kann.
Also aus dem Verkehrsprogramm, dem Nachtragsprogramm,
wird auf den Einsatz der intelligenten Verkehrssysteme hingewiesen, also
Car-Sharing, City-Logistik und diese Dinge. Und da darf ich zum letzten Bericht
der Klimaschutz-Koordinationsstelle, zum KliP 2003/ 2004, sagen und ich zitiere
aus diesem Bericht zum Programm Car-Sharing: „Trotz wiederholter Bewerbung
läuft die Aktion nur zögerlich an. Nur ein einziger Anbieter mit
138 Fahrzeugen.“
Zum Programm Car-Pooling: „Ist leider nur auf sehr
mäßiges Interesse in der Bevölkerung gestoßen.“
Programm Geschäftsstraßen- Logistik: „Derzeit ein
Pilotprojekt und es wird festgehalten, dass dem relativ geringen
Reduktionspotential dieses Programms ein sehr hoher Aufwand zur Umsetzung
gegenübersteht.“ Also eindeutig drei massive Flops.
Das Ziel auf dem Weg zur Klima-Musterstadt. Also der
erste Absatz ist eigentlich nur Selbstbeweihräucherung und offensichtlich nach
dem Motto “Je öfter ich das Wort Umweltmusterstadt irgendwo hinschreibe oder
sage, desto eher glauben wir selber, dass wir eine sind.“ Und das Ziel, das Klimaschutzprogramm
umzusetzen: Beim letzten Bericht zum KliP, wie gesagt der 2003/ 2004-Bericht,
habe ich damals im Plenum zusammenfassend ausgeführt, dass wohl die
Klimaschutz-Koordinationsstelle zur Halbzeit des KliP viel in Bewegung gesetzt,
viel erreicht und viele neue Akzente gesetzt hat, aber dass das nicht über die
grundsätzlichen Mängel und Schwächen des KliP hinwegtäuschen darf, und dass
Wien vom Ziel, nämlich einer zufriedenstellenden CO2-Reduktion, noch
sehr weit entfernt ist.
Dann gibt es das Ziel, mehr Niedrigenergiehäuser zu
errichten. Na ja, von nichts auf ein bissel was ist auch schon ein großer
Sprung, aber das ist noch lange nicht unbedingt der Umweltmustererfolg. Ein
Ziel ist verstärkter Einsatz von Windgeneratoren und die Brücke zum Solarzeitalter.
Auch hier hält sich der Erfolg in sehr engen Grenzen, weil wir wissen, wie
immer alle diese Anträge, die ich in punkto erneuerbare Energie gestellt habe,
abgeblockt worden sind. Ich orte eine einzige Person oder Stelle, die sich
wirklich intensiv und vorbildlich damit auseinander setzt, und das ist die
Klimaschutz-Koordinatorin, die sich da wirklich für erneuerbare Energien stark
macht.
Die thermische Sanierung: Also ich möchte sagen, das
ist eine der wenigen Bereiche, wo wirklich was weitergeht, aber es wäre
sicherlich auch noch mehr möglich.
Das
Thema Grünraum erhalten, mehr Grün in Wien: Da darf ich an meine Wortmeldung
zum STEP 05 erinnern, wo ich festgestellt habe, dass die Sicherung des
Grünbereichs, insbesondere auch der landwirtschaftlichen Flächen, keineswegs
sichergestellt ist und dass es in Wien an der Auswahl verschiedener kleiner
Grünflächen fehlt und natürlich auch dementsprechend an Programmen, wie diese
zu schützen sind. Also auch hier
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular