Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 104
wird die Wien-Wahl eine Denkzettelwahl sein. Deshalb
sind übrigens auch, nicht nur deshalb, aber auch deshalb, die GRÜNEN seit
Monaten auf der Überholspur, deshalb ist es so, dass in Wien, zumindest in den
Umfragen, vorerst die GRÜNEN stabil den zweiten Platz halten, seit Monaten, und
die Kanzlerpartei ÖVP den dritten Platz mittlerweile errungen hat, und deshalb
wird es auch am Wahlabend genauso ausfallen. (GR Gerhard Pfeiffer: Sie
bieten sich schon an als Koalitionspartner!) Deshalb lohnt es, am Wahlabend
grün zu wählen, damit aus den Umfragen Wirklichkeit wird. (Beifall bei den GRÜNEN. – GR Gerhard Pfeiffer: Sie waren es, die die
Koalition torpediert hat!)
Doch nun zu Wien. Denn die bundespolitische Relevanz der
Wien-Wahlen ist, glaube ich, ziemlich eindeutig, sie liegt auf der Hand, da
braucht man gar nicht weiter lang darüber zu diskutieren. Also kommen wir auch
zu Wien.
Zugegeben, die Rahmenbedingungen in den letzten
Jahren waren denkbar schlecht. Das habe ich soeben auch ausgeführt. Aber was
haben Sie, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, getan außer
wehklagen? Wo bleibt das angekündigte Vorzeigemodell für Österreich? Wo bleibt
das Modell, das Sie 2001 angekündigt haben? Wo Sie gesagt haben, wir geben ein
Versprechen ab, wir werden zeigen, dass Wien anders ist, wir werden zeigen, wie
es anders sein kann für Österreich. Dieses Versprechen haben Sie bis heute
nicht eingelöst. Sie haben vor wenigen Monaten mit dem Slogan geworben:
"Die Zukunft lebt in Wien." Ich kann sagen: Ja, die Zukunft lebt in
Wien, aber die fällt einem nicht in den Schoß, die muss man selbst schaffen.
Und ich möchte nur zwei Bereiche aufgreifen, die meines Erachtens geradezu
exemplarisch aufzeigen, wie man dieses Versprechen nicht eingelöst hat in den
letzten Jahren.
Erster Bereich: Schulen. Also wenn es in Österreich
eines Beispiels bedarf, was denn ein schwarz-rotes Projekt ist und wie es
aussieht, dann sind es die Schulen in Wien. Wie sieht dieses schwarz-rote
Projekt aus? 1 500 LehrerInnen weniger, Einsparungen bei Fördermaßnahmen
für die Kinder, ganz besonders zu Lasten der schwächeren Kinder, aber
letztendlich wirkt es sich klarerweise für alle unsere Kinder nachteilig aus,
Einsparungen bei der Zukunft unserer Kinder, Misere, Personalmisere und last
but not least, natürlich keine Überraschung mehr, PISA-Debakel. Mehrmonatige
Diskussionen lassen klar erkennen, das ist kein Weg für die Zukunft, eindeutig
von allen Seiten festgehalten. Das muss sich ändern, so kann es in Wiens
Schulen nicht weitergehen. Und was dann? Nächster Finanzausgleich und schon das
nächste rot-grüne, Entschuldigung, rot-schwarze Projekt für die Zukunft in
diesem Fall. Schon das Nächste. (GR Heinz-Christian Strache: Das war an der
Grenze! Das war ein Freud’scher Versprecher!) Zu den rot-grünen Projekten
werde ich auch noch kommen. Ja, ja, dazu werde ich auch noch kommen, aber gegen
Ende meiner Ausführungen. Jetzt sind wir bei den rot-schwarzen Projekten.
Also dieses wunderbare rot-schwarze Projekt für Wiens
Zukunft ist nicht nur auf Kosten der Bundesregierung zurückzuführen, nein, hier
hat Wien seinen Anteil auch, hier haben Sie Ihr Versprechen nicht eingelöst.
Sie sind es nicht angegangen, Sie haben es nicht gelöst. Sie haben nur eines
getan: Sie haben zwei Mal, zwei Mal, den Finanzausgleich mitgetragen und haben
dann Mängelverwaltung betrieben. Und das tun Sie weiterhin, und das muss sich
ändern, meine Damen und Herren!
Zweiter Bereich: Neue soziale Absicherungsmodelle.
Ich habe es vorhin auch ausgeführt, die Armut ist tatsächlich Working Poor
derzeit, auch in der Bundeshauptstadt. Wir wissen alle, dass sich die
Strukturen am Arbeitsmarkt rasant verändern, jahrein, jahraus. Und wir wissen
alle, dass es so nicht weitergeht und dass es längst an der Zeit ist, neue
soziale Absicherungsmodelle zu entwickeln, damit man den Menschen in unserer
Stadt nicht nur ein Leben in Würde, sondern vor allem auch ein Leben ohne
Existenzängste ermöglichen kann.
Was haben Sie da getan? Wo und wann sind Sie es
angegangen? Was hat es denn gegeben zum Beispiel in dem Bereich der
Sozialhilfe? Nichts, nichts. 630 EUR für die Ärmsten in dieser Stadt, ein
Betrag, von dem wir wissen, dass er weit unterhalb der Armutsgrenze liegt. Das
heißt, das Vorzeigemodell Wien verurteilt Menschen dazu, ihr Leben per Bescheid
in Armut zu verbringen, denn nichts anderes ist das, wenn man den Ärmsten in
dieser Stadt 630 EUR, zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben, gewährt.
Meine Damen und Herren! In diesem Bereich haben Sie
nichts unternommen, ganz im Gegenteil. Gerade in diesem Kernbereich von Ihnen,
der vielbesungenen und viel gerühmten sozialen Kompetenz, wenn man sich das
anschaut, bleibt nichts übrig. 630 EUR ist die Realität der Ärmsten und
der Schwächsten in dieser Stadt, tagein, tagaus. Und darunter sehr viele
Familien mit kleinen Kindern, die dieses Leben, dieses eine Leben, das sie
haben, hier und jetzt, in dieser Bundeshauptstadt, die eine der reichsten
Städte der Welt ist, gemeinsam mit ihrer Familie von derartigen Beträgen bestreiten
müssen. Also nichts in Richtung Zukunft.
Wo bleibt die Grundsicherung? Wo bleibt die
Einführung eines Bürgergeldes, und wo bleiben viel diskutierte Maßnahmen? Die
haben wir ja nicht verbunden von den GRÜNEN: Sie entsprechen den Debatten und
dem Stand der letzten Jahre, gerade in der modernen Sozialpolitik. Nichts
dergleichen. Wo bleibt eine Arbeitslosenversicherung für kleine Selbstständige
und für kleine Unternehmen? Nichts dergleichen. Und nicht einmal in Sachen
Feinstaub gibt es ein Maßnahmenpaket.
Aber Geld, Geld gibt es genug,
also das ist zweifelsfrei so. Denn wie kann es sonst sein, dass man in dieser
Situation zwar all diese Bereiche unerledigt lässt, aber andererseits heute zum
Beispiel in ein paar Stunden 4, sogar über 4 Milliarden ATS, und ich
sage es bewusst in Schilling, weil man ja seit der Euroeinführung teilweise,
glaube ich, ein bisschen aus den Augen verloren hat, wie hoch manche Beträge
sind. Wir beschließen also in Schilling insgesamt 4 Milliarden ATS
für Werbeaktivitäten für die Laufdauer von 8 bis 10 Jahren, und das ist
die
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