Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 104
Ich frage Sie: Was ist der Unterschied zwischen Penzing und Simmering? Beide werden sozialdemokratisch verwaltet. Die Simmeringer haben ein tadelloses Bad, die Penzinger aber leiden unter diesem verpachteten Bad. Warum ist es nicht möglich – das wäre anständig –, dass die Stadt Wien sagt, ja, wir kündigen den Vertrag. Ihr habt zweimal das Bad nicht führen können, liebe Firma Tropicana, wir nehmen es wieder in die Verwaltung der MA 44 zurück. Wir lassen es wieder zu städtischen Tarifen besuchen. Und das Gescheite: Damit es auch wirklich funktioniert, bauen wir – die Wiese ist ja frei nach Süden – ein anständiges Becken im Freien und dann wird dieses Bad auch genug Besucherzustrom haben.
Es ist einmal die Verantwortung der Stadt Wien, auch
in Bereichen, die sich wirtschaftlich nicht unbedingt rechnen, sozial vorzugehen,
und es ist einmal eine soziale Aufgabe der Stadt Wien, eine öffentliche
Einrichtung wie ein Bad auch in jedem größeren Bezirk zu öffentlichen Tarifen
zur Verfügung zu stellen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Hatzl. (GR Mag Christoph Chorherr: Simmering gegen
Kapfenberg oder Simmering gegen Penzing?)
GR Johann Hatzl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
(Zwischenruf) Nein,
nein. Das ist nur jetzt aus einer Herausforderung völlig ungeplant. Ich weiß,
dass Erinnerung immer etwas Unterschiedliches ist, und es geht um einen
Zeitraum, der mehr als 10 Jahre zurückliegt. Herr Blind, ich habe Ihre
Rede mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgt. Das lachende: Dass
Sie also doch offensichtlich meine Argumentation zum damaligen Zeitpunkt, als
ich es vertreten habe, dass Bäder eine soziale Aufgabe haben und in diesem
Bereich auch in der Preisbildung zu berücksichtigen sind und daher auch nicht
so privatisiert werden können, begriffen haben. Heute freue ich mich. Damals
haben Sie es noch bestritten, aber Sie haben es in der Zwischenzeit für sich
selbst, so wie Sie es jetzt dargestellt haben, auch akzeptiert.
Das weinende: Es ist in der Erinnerung – ich spreche
nur über den Zeitraum vom Beginn dieser Geschichte – doch nicht alles ganz
zutreffend. Halten wir noch einmal fest: Natürlich hat es schon vor 1991 einen
Wunsch in Penzing gegeben, ebenfalls ein Bezirkshallenbad zu bekommen, wie es
in anderen Bezirken möglich war. Die Verhandlungen, die noch vor meiner Zeit
geführt wurden, haben dazu geführt, dass dann die Bezirksvertretung einen
Vorschlag akzeptiert und aufgegriffen hat, dass dieses Hallenbad, dieses
Penzinger Bad, errichtet wird, dass aber gleichzeitig das Baumgartner Bad, das
einen ganz hohen Sanierungsaufwand hatte, geschlossen wird. Als ich dann
zuständig wurde, haben sich – das gebe ich gerne zu – die ÖVP und die FPÖ bei
der Frage Baumgartner Bad wieder verabschiedet und haben gemeint, es soll weiter
bestehen bleiben.
Das ist damals der Punkt gewesen, und meine Aufgabe
war es, trotzdem die ursprüngliche Vereinbarung mit der entsprechenden
Finanzierung, die damals von der Finanzverwaltung zugesichert war, einzuhalten
und ein neues Hallenbad in Penzing zu gestalten.
Nur das Zweite sage ich auch nochmals dazu: Im
Ausschuss – und das ist sicher noch nachlesbar in Anträgen – haben beide
Parteien, FPÖ und ÖVP, wie in vielen anderen Bereichen die Meinung vertreten,
dass man auch im Bäderbereich den Weg der Privatisierung gehen sollte, weil die
Privaten es besser könnten. Das sei also eigentlich gerechtfertigt.
Am besten wäre es, wenn man
schon das Baumgartner Bad halten könnte, das bei der Stadt Wien zu belassen und
das neue Bad dann privat zu betreiben. Ich habe das immer abgelehnt. Es war
also nicht meine Idee oder mein Verlangen oder Begehren, den Weg der
Privatisierung zu gehen, sondern diese Entscheidung ist dann später auf Grund
anderer Überlegungen, auch gemeinsam mit den Oppositionsparteien – da war ich
nicht mehr zuständig, soweit bin ich aber informiert – getroffen worden, um
diesen Weg zu sichern. Von mir hat es die Zusicherung gegeben, und die hat ja
am Anfang auch gehalten, dass es hier keinen preislichen Unterschied gibt und
dass in diesem Bereich die Realisierung dieses Hallenbades erfolgt ist. Es ist
nur ein bisschen später als geplant fertig geworden, weil es in der
Zwischenzeit den Brand gegeben hat. Ich bin dann nicht mehr bei der Eröffnung
dabei gewesen, weil es gar nicht mehr in meinen Zeitraum hineingefallen ist.
Das wollte ich ganz gerne korrigieren, und das wollte
ich zumindest in dem Bereich sagen. Es war der Wunsch der beiden
Oppositionsparteien, damals den privaten Weg zu gehen. Heute habe ich mit Freude
vernommen, dass Sie eigentlich diesen Weg auch nicht als ganz richtig empfinden
bei den Bädern. Daher gibt es einen Umdenkprozess, und das sollte zumindest
hier klargestellt sein, bevor Erinnerungsverzerrungen eintreten.
Und, Kollege Blind, jetzt nur eine abschließende
Bemerkung, dass es nicht ganz so ernst ist. Ich bin beim Überlegen, ob ich
Ihren Parteifreunden einen Satz erzählen soll, wo Sie gesagt haben, Sie gehen
in Simmering gerne baden. Wenn ich das so erzähle, habe ich das Gefühl, dass
manche Ihrer Parteifreunde nicht mit besonderer Begeisterung in meinem Bezirk
dann demnächst in die Wahlbewegung gehen, wenn das das Ziel wäre. (Heiterkeit
und Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist
geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet.
Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt
durchführen.
Ich bitte zuerst um Ihre Zustimmung bei der
Postnummer 40. Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. –
Das ist mehrstimmig angenommen, gegen die Stimmen der ÖVP.
Wir kommen nun zur Abstimmung über die
Postnummer 158. Ich bitte jene Damen und Herren, die der
Postnummer 158 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein Zeichen mit der
Hand. – Postnummer 158 ist mit den Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN
angenommen.
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