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Gemeinderat, 59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 22 von 37

 

Ich möchte nun zu den fünf Anträgen die wir heute einbringen werden, der Reihe nach ein bisschen Stellung nehmen.

 

Der erste Antrag betrifft die Einrichtung von Schulsozialarbeit an den Wiener Pflichtschulen. Dazu habe ich gerade gesprochen, möchte aber noch hinzufügen, dass einige von uns ja auch in Finnland waren und sich finnische Schulen angeschaut haben.

 

Wir haben mit schwedischen Pädagoginnen und Pädagogen gesprochen. Schulsozialarbeit ist dort ja mittlerweile ein laufend eingesetztes Mittel und etwas, worauf alle setzen und womit alle zufrieden sind. Vielleicht nur, um auch zu zeigen, wie man sich das vorzustellen hat:

 

Es war ja in der Geblergasse im 17. Bezirk Schulsozialarbeit als ein EU-Projekt eingesetzt, und daher kam ja auch das Geld. Leider wurde es nach Ablauf des Projektes nicht fortgesetzt, weil, so wurde argumentiert, das Geld nicht da ist - ich hoffe, dass es jetzt schon da sein wird. Die Schulsozialarbeit in der Geblergasse hat sich bewährt. Wer sich näher dafür interessiert, kann ja dort anrufen und mit LehrerInnen, die schon damals dort gearbeitet haben, sprechen.

 

Ganz grundsätzlich war es so, dass in einem Raum an der Schule die SozialarbeiterInnen anwesend waren, und alle Schulpartner - die Schülerinnen, die Schüler, die Eltern, die LehrerInnen, alle – konnten sich an die Schulsozialarbeit wenden, wenn es Probleme gab, die zu besprechen waren und wo Konflikte zu lösen waren.

 

Ich möchte nicht im Einzelnen darauf eingehen, was diese Schulsozialarbeit alles geleistet hat, denn Sie alle können es nachlesen; man braucht es sich nur aus dem Computer herauszuholen - die 20 Seiten sind nach wie vor drinnen -, wenn man sich etwas näher damit auseinander setzt.

 

Wir sind jedenfalls der Meinung, dass es Schulsozialarbeit an allen Pflichtschulen geben sollte und dass man beginnen sollte, damit jene Schulen auszustatten, die den größten Bedarf an Schulsozialarbeit anmelden. Wir haben daher folgenden Antrag gestellt:

 

„Nach dem Vorbild des EU-Projektes 'Schulsozialarbeit' an der KMS Geblergasse soll an den Wiener Pflichtschulen Schulsozialarbeit eingerichtet werden. In einem ersten Schritt sollen jene Schulen mit Schulsozialarbeit ausgestattet werden, die das entsprechend ihrem Schulprofil am dringendsten benötigen.

 

In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses Antrags."

 

Das ist unser erster Antrag und ich hoffe sehr, dass es dazu von Seiten auch der SPÖ eine Zustimmung geben wird und dass wir uns darauf einigen können, dass nicht alle Probleme, die jetzt laufend in den Familien auftauchen oder zwischen den Familien und den LehrerInnen auftauchen, oder alle Probleme, die die Schülerinnen und Schüler auch dann bei ihrem Übertritt in eine Lehre oder in den Beruf haben, von den LehrerInnen alleine bewältigt werden können, dass sie das nicht alleine leisten können. Das ist unmöglich. Das sind Probleme, die weit über das Tätigkeitsfeld der Lehrerinnen und Lehrer hinausgehen, wobei viele Dinge ja auch Zeit erfordern, die gar nicht vorhanden ist. Ich denke mir, wer mit Lehrerinnen und Lehrern redet, weiß, dass diese von uns fordern, dass wir ihnen auch Arbeit abnehmen, und das muss man tun, wenn man vor allem in der Gewaltprävention tätig sein will.

 

Ich rechne damit, dass die sozialdemokratischen Gemeinderäte nicht nur in der Zukunft jemanden beauftragen wollen, sich europäische Modelle anzuschauen, sondern sich auch dazu finden können, Dinge, von denen man schon weiß, dass sie brauchbar und sinnvoll sind, einfach zu übernehmen und Wirklichkeit werden zu lassen.

 

Der zweite Antrag betrifft die Schulmediation. Auch dieses Projekt ist den meisten Gemeinderäten bekannt, denn die Kinder- und Jugendanwaltschaft hat das Projekt in ihrem Bericht erwähnt. Schulmediation gibt es im 9. Bezirk, mittlerweile auch im 7. und im 8. Bezirk, demnächst möglicherweise auch im 13. und im 18. Bezirk. Die Kinder und die Jugendlichen haben die Möglichkeit, um Hilfe zu rufen und Mediation durch externe Expertinnen und Experten an die Schule zu rufen.

 

Ich denke, Sie werden mit mir einer Meinung sein, dass nicht nur die Kinder und Jugendlichen aus einigen wenigen ausgewählten Bezirken diese Möglichkeit haben sollen, sondern aus allen Bezirken. Das heißt, ich gehe davon aus, dass Sie entweder heute meinem Antrag zustimmen oder aber - was mir genauso recht wäre - in Ihren Bezirksorganisationen dafür sorgen, dass die Anträge der GRÜNEN angenommen werden und dass die Schulmediation dann eben über die Bezirke läuft. Mir ist beides vollkommen gleichberechtigt recht. Was nicht geht, ist, dass wir zwar alle wissen, dass Schulmediation eine gescheite Sache ist, dass das auch mit den Stimmen der SPÖ und der GRÜNEN in einigen Bezirken geht und gut funktioniert, dass aber in anderen Bezirken die Gemeinderäte abwinken und sagen: Brauchen wir nicht! Haben wir kein Geld dafür! - Das ist nicht akzeptabel. Das heißt: Bitte entweder heute um Zustimmung - oder aber bitte ich darum, dass Sie auf Ihre Genossinnen und Genossen einwirken, dass sie in den Bezirken unsere Anträge fürderhin nicht ablehnen.

 

Meine Damen und Herren! Ein drittes Projekt, das die GRÜNEN empfehlen - man könnte zunächst mit dem einen oder anderen Pilotprojekt beginnen -, bezieht sich auf die Peer-Mediation. Diese wird am Schulschiff gemacht. Ich lese diesbezüglich unseren Beschlussantrag vor, denn aus dem geht schon hervor, wie es sein soll:

 

„Der Gemeinderat beschließt, dass an einer Wiener Pflichtschule nach dem Vorbild des Schulschiffes ein Pilotmodell ’Streiten lernen’ eingerichtet wird. Die SchülerInnen sollen von qualifizierten MediatorInnen in die Grundlagen von Mediation, Verhandlungstechniken und sozialem Lernen eingeführt werden. Eine kontinuierliche Betreuung der Peer-MediatorInnen während des Schuljahres muss gewährleistet sein. Die Schule stellt Raum und Zeit zur Verfügung, damit die Peer-MediatorInnen die Möglichkeit haben, gemeinsam mit den anderen SchülerInnen Konflikte zu bearbeiten. Das Pilotmodell soll wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden."

 

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