Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 37
Generalsanierung brauchen. Die Tragödie ist, dass wenn man in so einer kleinen Klasse 30 Kinder hat, der Dichtestress – in der Psychologie spricht man davon – auch Anlass dafür ist, dass Aggressionen leichter entstehen, sich leichter entwickeln. Es gibt hier also eine Reihe von Dingen, die wir verbessern könnten. Für den Kindergarten, liebe Frau Vizebürgermeisterin, gibt es eine genau Normzahl, nämlich 3 m² pro Kind. Ich wünsche mir das auch für die Schüler.
Nun zur Senkung der Schülerzahl. Ich verstehe schon,
PISA hat bewiesen, dass man in Österreich nicht unbedingt gut lesen kann,
manche auch nicht gut rechnen können. Ich habe nur nicht gewusst, dass wir
gleich einen Fall hier am Rednerpult haben werden. (VBgmin Grete Laska:
... Bildungsministerium! Die Frau Bildungsministerin hat bei ...pension
auch Probleme gehabt!)
Meine Damen und Herren! Die Senkung der
Klassenschülerzahl – zu Frau Jerusalem gesprochen – ist deswegen leicht
möglich, weil es ja eine genau genormte Anzahl gibt. 1 zu 14,5 für
die Volksschulen ist der Berechnungsschlüssel. Jetzt sollen es
1 zu 20, 1 zu 22 werden - denn wir müssen Direktoren, wir
müssen auch Supplierungen berücksichtigen; das verstehe ich alles. Aber zu
glauben, dass das nur mit der Lösung geht, dass da 30 Kinder in der Klasse
sein müssen, das ist ein Problem dieser Stadt und nicht ein Problem, das der
Bund verursacht hat. Lassen wir die Kirche doch im Dorf! Ich bin nur
überrascht, dass Sie das so übernehmen, dass Sie da auf den Leim der SPÖ gehen,
nach dem Motto: Prügeln wir doch den Bund, wo wir nur können, und wenn das
Wetter heute nicht schön ist, dann geben wir auch da dem Bund die Schuld!
Meine Damen und Herren! Wir nehmen im OECD-Bereich,
was die Stunden betrifft, den fünften Platz ein. Wir haben also deutlich mehr
Stunden als alle anderen OECD-Staaten. Von einem Kahlschlag, von einer
Stundenkürzung kann in Wahrheit, wenn man sich das international anschaut,
überhaupt keine Rede sein. Das, was wir tun müssen, ist, die Lehrerzahl besser
zu verteilen.
Fünfte Forderung: Angebote für die Jungfamilien. Wir
glauben ganz einfach, dass im Kindergarten durch die Stadt zu wenig getan wird,
was Beratung in Erziehungs- und familiären Fragen betrifft, und dass man hier
mit einer Art Elternschule sicher mehr erreichen könnte, als das derzeit der
Fall ist.
Die sechste und siebente Forderung sind Forderungen,
die wir hier schon mehrmals mit Antrag eingebracht haben: Die vorgezogene
Schuleinschreibung - die ja Sie zu einer Farce verkommen lassen. (GR Heinz Vettermann: Aber geh!) Fast
alle Bundesländer werden das tun, und zwar ziemlich genau ein Jahr vorverlegt,
im Oktober, spätestens im November. Wien muss schon wieder anders sein: Wien
legt das Ganze zwei Monate vor, eineinhalb ganz genau, auf Jänner. Nun, das
wird der Weisheit letzter Schluss sicher nicht sein, das ist auch nicht die
Intention. Es geht ja darum, möglichst früh bei einem fünfjährigen Kind
Entwicklungsverzögerungen, Entwicklungsstörungen, emotionale
Entwicklungsprobleme, Sprachprobleme festzustellen und dann ein Jahr lang - das
macht Sinn, überall wo die Pädagogik ein Jahr lang ein Kind betreut; darum
dauert ja auch die Schule ein Jahr und nicht nur ein halbes Jahr - die
Betreuung sicherzustellen.
Daher unser letzter Punkt - schon immer gefordert -,
zumindest das letzte Kindergartenjahr gratis anzubieten. Hier können dann durch
entsprechendes Angebot, durch Förderungen tatsächlich all jene Defizite
aufgefangen, all jene Defizite abgefangen werden. Auch das hilft in Wahrheit,
liebe Frau Jerusalem, wieder mehr Lehrer in die Klasse zu führen, weil man dann
im Schuleingangsbereich, wenn die Kinder halbwegs Deutsch können, wenn sie in die
Schule eintreten, weniger Lehrer dafür braucht, ihnen im Laufe des ersten
Schuljahres überhaupt erst die Sprache beizubringen.
Meine Damen und Herren! Wir werden daher heute einen
Antrag einbringen. Ich brauche ihn nicht mehr zu wiederholen, weil ich die
sieben Punkte bereits aufgezählt habe, und sage nur den Schlusssatz:
„Darüber hinaus wird der Bürgermeister der
Bundeshauptstadt Wien aufgefordert, gegenüber dem Wiener Stadtschulrat
sicherzustellen, dass die angeführten Maßnahmen auch konkret umgesetzt werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt." (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Es besteht hoher
Handlungsbedarf. Beenden Sie hier in der SPÖ Ihre Selbstzufriedenheit, tun Sie
etwas, handeln Sie! Wir sind der Auffassung: Wien kann mehr! (Beifall bei
der ÖVP.)
Abschließend möchte ich mich - Sie wissen ja
mittlerweile, dass ich in der nächsten Legislaturperiode diesem Haus nicht mehr
angehören werde (GR Harry Kopietz: Du
wirst mir abgehen!) - persönlich bei Ihnen verabschieden.
Ich möchte das in der Form tun, dass ich mich bei
allen Fraktionen bedanke, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, von GRÜN über
SPÖ bis zur FPÖ - jetzt geteilt -, also bei mehreren Fraktionen. Ich bedanke
mich natürlich auch bei meiner eigenen Fraktion, dass sie mir zweimal – im
Jahr 1996 und im Jahr 2001 - die Möglichkeit gegeben hat, für das
Hohe Haus, das Wiener Stadtparlament, tätig sein zu dürfen. Es war das
zweifelsohne ein gewisser Höhepunkt in meiner bisherigen politischen Karriere,
und ich freue mich ganz einfach auch, dass ich dabei sein durfte, mitgestalten
durfte, mitwirken durfte an der Veränderung, an der Weiterentwicklung meiner
Heimatstadt.
Ich möchte mich auch beim zuständigen Ausschuss, beim
Ausschussvorsitzenden Heinz Vettermann, bei StRin und VBgmin Grete Laska
bedanken, weil ich glaube, dass vor allem in den mir von meiner Fraktion
zugeordneten Schwerpunkten - Sport, Schule und Bildung - einiges gelungen ist,
von dem ich meine, dass ich zumindest sagen kann: Da war ich dabei, da habe ich
mich bemüht und da habe ich versucht, auch eine "Duftnote" abzugeben.
Ich habe versucht, Gutes zu tun,
meine Damen und Herren. Es wird nicht immer geglückt sein, und daher
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