Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 37
das nichts mit Law and Order zu tun hat, sondern eine
Frage der Sicherheit ist. Wenn solche Verdachtsmomente da sind, dann soll auch
rechtlich diese Möglichkeit gegeben sein. (Beifall
bei der ÖVP. – VBgmin Grete Laska: Das gibt's ja eh!)
Na ja, es ist nicht erlaubt! Rechtlich ist es nicht
erlaubt, die Schultasche zu überprüfen. Es wird gemacht, liebe Frau Stadträtin,
wir wissen es. (VBgmin Grete Laska: Was
heißt "überprüfen"? Aber du kannst als Lehrer sagen, dass er den
Inhalt der Schultasche ausräumen soll!) - Ja, aber wenn er es nicht
macht? (VBgmin Grete Laska: Wollen wir es
doch nicht rechtlich komplizieren!) Nein, vereinfachen wollen wir es ja! (VBgmin Grete Laska: Nein! Du willst, dass
das rechtlich geregelt wird!) Nein, ich will, dass der Lehrer die
Möglichkeit hat, wenn sich der Schüler zum Beispiel weigert - denn die
Freiwilligkeit ist ja immer eine Möglichkeit -, wenn ich also sage: Bitte, zeig
mir deine Waffen! Und der Schüler sagt: Ich zeige alles her, nur nicht meine
Waffen! - Das ist denkbar und auch eine sehr realistische Szene, liebe Grete. (VBgmin Grete Laska: Solche Lehrer gibt's im
Wiener Schulsystem nicht, die so argumentieren! Stell ihnen nicht so ein
schlechtes Zeugnis aus!) Das hat mit Lehrern nichts zu tun, das sind nur
intelligente Schüler! (Weiterer
Zwischenruf von VBgmin Grete Laska.)
Also, ich war lange genug in der Klasse und kenne
diese Situationen mit Messern - ich habe nie jemandem eine Pistole abnehmen
müssen, Gott sei Dank, aber Messer schon. Nun, das rückt der Schüler nicht so
gerne heraus, weil er ja nicht erwischt werden möchte. Und vorher sagt er, ich
zeige es nicht her! - Also da lassen wir lieber die Realität in der Schule.
Wir werden Wege finden - ich höre ja daraus, dass du dieser
Überlegung nicht abgeneigt bist. Es geht ja jetzt nicht um konkrete rechtliche
Formulierungen, sondern es geht um die Möglichkeit, eine Schultasche im
Anlassfall auch tatsächlich perlustrieren zu dürfen.
Zweiter Punkt: Ausbau der ganztägigen Schulen. Alle
PISA-Studien zeigen, dass vor allem sozial und emotional schwache Kinder dann
am besten erfasst werden können und die beste Möglichkeit der Förderung
erhalten, wenn sie ganztägig betreut werden. (Zwischenruf von GRin Marianne
Klicka.) Wir sind schon immer dafür gewesen, dass die bestehenden
gesetzlichen Möglichkeiten, liebe Frau Kollegin, ausgeschöpft werden. Das ist
aber Aufgabe der Gemeinde - und wenn Sie nicken, dann bedeutet das nur, dass
Sie zwar meiner Meinung sind, aber in Wirklichkeit etwas anderes tun. Es hätte
die Möglichkeit gegeben, an den 448 Schulen - schon seit über
10 Jahren gibt es die gesetzliche Möglichkeit! - zwei Formen ganztägiger
Schulen einzurichten. Tatsächlich haben das 135 Schulen in Wien - die
machen das -, und davon hat eine deutliche Mehrheit die flexible Lösung
gesucht. Da sind wir aber offen. Das, was im Gesetz steht, soll sein, wenn sich
Eltern, Schulforum dafür entscheiden. Aber es ist ein trauriges Ergebnis, wenn
von 448 Standorten nur 135 ganztägig geführt werden. - Das ist Ihre
Politik. Da können Sie etwas tun, und da haben Sie schon lange Zeit gehabt, das
besser zu machen. Aber nicht jetzt schon wieder schreien: Schuld ist der Bund!
- Der Bund hat damit gar nichts zu tun (GRin Marianne Klicka: Ah geh,
nicht?), denn das steht schon seit 10 Jahren im
Schulorganisationsgesetz so drinnen.
Jugendwohlfahrt – meine Damen und Herren, ein Thema,
das ich schon sehr lange und sehr oft hier in diesem Hause aufgezeigt habe. Ja,
liebe Grete! - Die Jugendwohlfahrt ist eine Einrichtung, die sinnvollerweise
dort eingreifen soll, wo sie unterstützend in der Familie, aber auch in der
Schule wirken kann, besonders bei verhaltensauffälligen Kindern, also bei auf
Grund ihres sozialen Milieus schwierigen Kindern, aber auch im emotional schwierigen
Bereich.
Nun, wer sich mit der Wirklichkeit herumschlägt, wird
Folgendes erleben: Erstens einmal bekommt man auf Grund von Personalknappheit
sehr schwer überhaupt jemanden an den Hörer. Darüber hinaus kommen die Damen
und Herren nur sehr ungern, wenn es nicht einen ganz massiven Anlassfall gibt –
also so in Richtung: Wenn schon ein bisschen Blut fließt, dann kommt man. Aber
im Vorfeld? - Frag einmal die Schulen, die Direktionen durch: So ist die
Wirklichkeit!
Darüber hinaus hat sich nach meinem Dafürhalten die
Umstellung - sprengelmäßige Zuordnung zum Wohnsitz - nicht bewährt, zumindest
nicht für die Schule, denn die Schule hätte lieber Ansprechpartner, die konkret
für die Schule da sind - und nicht für jeden Schüler, der, je nachdem, in welchem
Bezirk er wohnt, sozialsprengelmäßig woanders hingehört, sodass die Schule mit
15, 20 verschiedenen Sozialarbeitern an der Schule zu tun hat. Das ist keine
wirklich gute Lösung, und ihr solltet euch anschauen, ob es hier nicht Sinn
macht, die Sozialarbeit besser am Standort der Schule als Brennpunkt der
gesellschaftlichen Ereignisse zu verankern, sie dort an der Schule als eine
Säule zu verankern. - Also das ist unser Zugang.
Wir werfen euch zusätzlich vor, dass ihr euch dort
mit 150 Lehrern bedient, die diese Arbeit in einem hohen Ausmaß hoch
qualifiziert, aber eben als Lehrer - obwohl sie nicht mehr unterrichten, auch
hier mit vielen dienstrechtlichen Schwierigkeiten versehen - tun. Das führt zu
Spannungen, weil Lehrertätigkeit ein bisschen etwas anderes ist als diese
Beratungstätigkeit, die bis an die Grenzen der Therapie geht. Da glauben wir
ganz einfach, dass diese 7 Millionen ATS, die dieses Projekt kostet,
besser angelegt wären, wenn man diese Frage in der Jugendwohlfahrt auf ähnliche
Art und Weise, durchaus niederschwellig, am Standort der Schule lösen würde.
Ihr aber greift da in den Topf der Lehrer, und diese fehlen natürlich dann in
den Klassen.
Damit bin ich schon bei der Frage
der Klassengröße. Die Klassengröße ist in Wien in einem ganz hohen Ausmaß, wenn
es sich nicht um neue Schulen handelt, sehr problematisch. Wir haben auf rund
50 m² 30 Kinder - nicht ein Mal, sondern immer wieder. Wir haben
schon im Jahr 1998 ein Programm zur Sanierung, Generalsanierung der
Schulen beschlossen. Dieses ist bis heute nicht abgeschlossen - es sollte 2003
fertig sein. In Wahrheit fehlen schon wieder neue Schulen, die diese
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