Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 37
viel
mitgegeben wird. Wir müssen auch ernst nehmen, dass natürlich auch solche
Streitkulturen dort Thema sind. Dem können wir nur begegnen, indem wir hier versuchen,
ganz gezielt bei den Zuwanderern präventiv diese Kulturstreitbilder abzubauen,
sie ihnen zu nehmen, und dafür sorgen, dass ihnen diese positive Streitkultur,
wie heute schon festgemacht, nämlich Streiten lernen, auch vermittelt wird.
Das müssen
wir sehr ernst nehmen, denn da wird viel mitgegeben. Es gibt ja auch in Wien
Fälle, die ich selbst erlebt habe, dass Zuwandererkinder hier in Wien geboren
werden und dann mit sechs Jahren zur Schule gehen und kaum ein Wort Deutsch
können, weil es eben so ist, dass es Frauen gibt - und ich sagte schon, ich
habe das auch erlebt -, wo der Familienvater die eigene Frau eigentlich nicht
außer Haus lässt und diese in Wirklichkeit gar keine Möglichkeit hat,
Integration wahrzunehmen und Deutsch zu lernen, und auch nicht Deutsch kann.
Und dann zieht sie ein Kind groß: Na, wie kann denn das Deutsch lernen bis zum
sechsten Lebensjahr? - Denn in den Kindergarten gibt man es ja in der Regel
auch nicht.
Genau das
sind Dinge, denen wir entgegenwirken müssen, denn sonst werden wir das Problem
nicht rechtzeitig und frühzeitig in Angriff nehmen können, nämlich dort, wo es
notwendig ist: Vom ersten bis zum sechsten Lebensjahr. Dort muss es ja schon
ansetzen und einsetzen.
Es hat
einen Runden Tisch gegeben, der nach dem tragischen Fall von Seiten der Stadt
Wien initiiert worden ist. Mir ist wichtig, dass man da nicht gleich das über
Bord wirft, was dort auch Thema war - ganz kurz Thema war und dann gleich über
Bord geworden wurde, ohne es zu prüfen, ohne Studien durchzuführen -, nämlich
das Modell, das in Amerika gang und gäbe ist, nämlich Metalldetektoren beim
Eingang in die Schule, doch auch an unseren Schulen zu überlegen. Man hört von
den Kindern und Jugendlichen, dass es heute gang und gäbe ist, dass die
Mitschüler Messer mithaben. Das ist Regelfall geworden, Normalität geworden.
Das haben ja auch die Schüler, die Mitschüler von
Kevin bestätigt, die dann interviewt worden sind und gesagt haben: Natürlich
ist es so, dass andere Mitschüler und auch wir ein Messer mithaben. - Das ist
heute der Regelfall. Dem kann man natürlich auch mit Metalldetektoren
entgegenwirken, um das Aufspüren von Waffen schon beim Betreten der Schule
festzumachen. Auch als Abschreckung für Schüler, die das vorhaben, dient das
letztlich.
Die Beratung von Lehrern, Eltern und Schülern soll
jetzt mit Hilfe einer Broschüre in Angriff genommen werden. Das ist einmal ein
positiver Ansatz. Es soll dies dann auf die Polizei ausgeweitet werden. Aber,
bitte, nicht wieder nur eine einmalige Alibiaktion! Nicht nur eine Stunde im
Jahr, sondern wirklich schauen, dass man Nachhaltigkeit und Kontinuität
dahinter setzt und dass solche Projekte nicht auf eine einstündige Alibiaktion
beschränkt werden! Nachhaltigkeit, genügend Geld und Mittel dafür zur Verfügung
stellen, aber nicht nur Papier produzieren! Das ist unser Anliegen.
Es muss auch - was den Schulpsychologen betrifft -
hier so sein, dass wir von schulpsychologischer Seite her mehr sicherstellen.
Das ist eine finanzielle Frage. Da muss sozusagen ein Ansprechpartner vorhanden
sein, ein Ansprechpartner, der immer für alle Schüler da ist, der für die
Lehrer da ist, damit man nicht wochenlang für einen Termin braucht, sondern
wirklich jemand als Ansprechpartner vor Ort vorhanden ist und für die
Betroffenen da ist.
Beim Runden Tisch war es ein Thema, den Umgang mit
Gewalt vor allen Dingen auf die Mädchen zu fokussieren. Ich bitte da wirklich,
nicht den Fehler zu machen, dies nur auf Mädchen zu beschränken, sondern da
gehören auch die Buben eingebunden. Beim Thema Gewalt, beim Umgang mit Gewalt
soll nicht nur eine Beschränkung auf Mädchen getroffen werden, wie das eben
beim Runden Tisch festgemacht wurde - geschlechtsspezifisch, so habe ich es
mitgeteilt bekommen -, sondern da bitte ich wirklich, dies auch auf die Buben
auszuweiten.
Ich komme damit schon zum Schluss.
Es ist ein Gesamtkonzept notwendig, kein
Fleckerlteppich. Wir bringen daher heute einen Resolutionsantrag ein, mit dem
wir notwendige Sofortmaßnahmen einfordern. Darin haben wir als erste Hilfe
unumgängliche Schritte definiert, die notwendig wären, nämlich:
Erstens die Veranlassung der Erstellung eines
Informations- und Maßnahmenbündels zur Gewaltprävention an Schulen - was ja
andiskutiert worden ist.
Zweitens die Prüfung, inwieweit bestimmte
Präventivmaßnahmen im Hinblick auf das Mitführen von sicherheitsgefährdenden
Gegenständen getroffen werden können - auch Metalldetektoren sollen nicht a
priori ausgeschlossen werden, wie das dort ein Thema war.
Drittens die Schaffung aller notwendigen gesetzlichen
Voraussetzungen, damit Gewalt in der Schule hintangehalten wird, wie zum
Beispiel Meldepflichten der Lehrer für sicherheitsgefährdende Gegenstände,
Benachrichtigung anderer Schulen über das besondere Vorleben gefährdeter
Schüler oder Einführung eines gezielten Sport- und Bewegungsangebotes, mehr
Rechte für Lehrer durchzugreifen.
Das sind Punkte, die wichtig sind, weil wir ja
wissen, dass es bis heute nicht passiert, dass das Vorleben der nächstfolgenden
Schule mitgeteilt wird, und dass auch teilweise die Schulbehörde nicht
informiert wird.
Viertens: Sofortige Initiierung von Gesprächen
zwischen der Bundesministerin und den Landeshauptleuten, damit auch die
Ressourcen in den Ländern im Bereich der Gewaltprävention erhoben und
verbessert werden können, insbesondere die Sicherstellung der Finanzierung, die
ja heute auch aufgrund der Reduktion der Bundesmittel nicht mehr so gesichert
ist.
Fünftens: Erhebung statistischer Angaben zu aggressiven
und gewaltorientierten Vorfällen an Schulen.
Sechstens: Durchführung eines Symposiums der
Schulpartner im Bereich Konfliktbewältigung, Kommunikation und Aggression.
Siebentens: Verstärkung des
gezielten Einsatzes von
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