Gemeinderat,
59. Sitzung vom 03.10.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 37
Bewusstseinsbildung zu erbringen. Warum
sage ich, anhand eines vorgeschlagenen Textes? Weil wir natürlich wollen, dass
das ähnlich ist. Aber wir werden ja dann eines haben, mehr oder weniger, das
macht jede Schule für sich autonom. Denn es sollen dort, wenn sie zustimmen,
auch wirklich alle zustimmen können. Diese Bewusstseinsarbeit kann man jetzt
leisten, auch anhand dieses Vorfalls.
Ich werde dazu einen Antrag einbringen - gemeinsam
mit Kollegen Walter Strobl, Kollegin Susanne Jerusalem und Kollegin
Schmalenberg -, der diese eine Forderung und sechs weitere, die ich jetzt noch
kurz darlegen möchte, unterstützt. Da sagen wir von Wien aus, wir wollen alles
tun, damit diese sieben Forderungen entsprechend in die Wirklichkeit umgesetzt
werden.
Wir wollen einen Service gegen Gewalt bieten, eine
Beratungsbroschüre, die noch übersichtlicher und überschaubarer präsentiert
wird, worin es vor allem um die Information über Rechtsfolgen gerade für die
Jugendlichen geht. Da geht es nicht so sehr um einen Streit mit tödlichem
Ausgang, das wird nicht der Hauptschwerpunkt dieser Beratungsbroschüre sein.
Das ist auch nicht der Hauptschwerpunkt des Problems, wenn man von Gewalt und
Gewaltprävention spricht.
Wir wollen Hilfe vor Ort bieten, nämlich eine
flächendeckende Sprechstunde von Schulpsychologen für alle Schularten und einen
Aushang, dass man auch weiß, wann sie da sind, wenn sie gebraucht werden. Wir
wollen einen periodisch wiederkehrenden Jour fixe, und diesen
institutionalisiert, mit der Polizei. Wir wollen Kommunikation gegen Gewalt
fördern, indem wir vorschlagen, dass es psychosoziale Bezirkskommissionen geben
soll, ähnlich wie es das im Jugendbereich und in anderen Dingen schon gibt,
wobei Praktiker vor Ort im Bezirk unter Mitwirkung aller beteiligten
Organisationen sich absprechen und Maßnahmen koordinieren. Und wir wollen eine
Gesamtkoordination durch eine überregionale ExpertInnenrunde, wobei wir hoffen,
dass die ExpertInnen, die beim ersten Mal dabei waren, eine federführende Rolle
übernehmen werden.
Wir werden auch versuchen, von anderen Beispielen,
von anderen europäischen Beispielen zu lernen. Gerade aus Norwegen hört man,
dass es interessante Beispiele gibt, das werden wir uns auch genauer anschauen.
Wir können das zwar nie eins zu eins umsetzen, aber wir können durchaus einmal
versuchen, auch etwas von anderen zu nehmen.
Wir werden ein Aktionspaket ausarbeiten, "Sag
NEIN zur Gewalt", das vor allem der LehrerInnenfortbildung dient. Dabei
wird mit Institutionen der außerschulischen Jugendarbeit zusammengearbeitet. Das
ist deshalb eine wichtige Sache, weil zum Beispiel - das sage ich als
Vorsitzender der Jugendzentren - hier auch Know-how vorhanden ist. Denn auch
dort gibt es Gewalt, und die Betreuerinnen und Betreuer können und müssen damit
umgehen. Da kann man sicherlich gegenseitig einen Informationsaustausch und
einen Wissenstransfer machen.
Natürlich sollen die Burschen schon mit bearbeitet,
mit in alle Projekte einbezogen werden. Aber dass man auch einen eigenen
Mädchenschwerpunkt setzt, ist, glaube ich, einfach richtig, wenn man sich die
Realität anschaut. Daher wird der siebente Punkt diese spezielle Mädchenschiene
vorsehen.
Alles zusammen ist, glaube ich, das, was wir in Wien
guten Gewissens tun können, um nicht zu sagen: Wir haben schon viel gemacht,
jetzt kann man eben nichts mehr tun!, sondern um noch einmal einen Push zu
geben, noch einmal voranzukommen, noch einmal das Umsetzen zu verbessern. Ich
darf nun diesen Antrag abgeben. (Der Redner überreicht den Antrag der
Vorsitzführung.)
Um ganz kurz zu den Anträgen der anderen Parteien,
der Kolleginnen und Kollegen zu kommen, zunächst zur Kollegin Jerusalem: Zur
Schulmediation stehe ich als Person sehr positiv. Im 8. Bezirk, meinem
eigentlichen politischen Wirkungsfeld, ist diese ja beschlossen worden, und nicht
aus Zufall gemeinsam mit Stimmen der SPÖ. Hier gibt es ein organisches
Wachstum, und ich bin dafür, dass wir das nicht stoppen sollen. Aber wir
sollten es auch nicht jetzt von uns aus in dem Sinn, dass wir es heute
beschließen, zusätzlich explosionsartig vermehren. Denn es ist dies eben keiner
der sieben Punkte. Wenn wir Wiener sagen, wir wollen auch Geld, wir wollen
materielle Mittel nehmen, dann sollten wir uns einmal auf die sieben Punkte
fokussieren. Die Schulmediation wächst, sie funktioniert, es gibt immer mehr
Bezirke, die sie machen, das ist gut und richtig so.
Der Peer-Mediation werden wir zustimmen, weil dieser
Antrag tatsächlich nur eine Sache konkreter fordert. Das ist auf alle Fälle in
Ordnung. Dazu muss ich auch sagen, ich selbst habe in der Albertgasse, wo es
ein ähnliches Projekt gegeben hat, einen Preis übergeben, der vom SPÖ-Klub,
aber vom Wiener SPÖ-Klub, gestiftet und gespendet wurde. Auch das ist eine
Sache, die zeigt, dass wir dem durchaus positiv gegenüberstehen, weil das ja absichtlich
und willentlich von uns passiert ist, da wir diesen Formen positiv
gegenüberstehen.
Der Schulsozialarbeit kann man momentan generell so
nicht zustimmen. Da müssten wir zumindest diskutieren, wie man dann
Sozialarbeit organisiert - denn im Moment ist es tatsächlich so, dass es
grätzelmäßige Aufteilungen gibt -, sodass es eine klare Zuteilung gibt. Dass
nicht immer gern nach außen gegangen wird, ist ein Problem; das stimmt, das
höre ich von Lehrerinnen und Lehrern auch immer wieder.
Jetzt eher zur Kollegin Schmalenberg gesagt, die
immer eine aufsuchende Elternarbeit will: Es gibt mobiles Arbeiten mit den
Eltern. Ich sage nur, das Schwierige an dieser Arbeit ist, dass oft ein starker
Druck ausgeübt werden muss. Denn viele der betroffenen Eltern wollen gar nicht,
dass ihnen - unter Anführungszeichen - geholfen wird. Die kooperieren
hauptsächlich dann, wenn sozusagen eine Kindsabnahme droht. Auch da sollte man
sich überlegen, wie man genauer herankommt. Dass Beratungslehrer in den Schulen
das besser machen können, ist eigentlich, glaube ich, eine unbestrittene
Geschichte.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular