Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 89
bei der
ÖVP.)
Das gilt auch für andere Themen, wie unglaubhaft etwa
die Rolle der Stadt im Zusammenhang mit dem Wissenschaftsstandort ist. Da wird
er einerseits proklamiert und andererseits merken wir dann doch, dass Baxter
nicht in die Muthgasse geht, dass Teile der BOKU nach Niederösterreich
absiedeln sollen, dass die Eliteuniversität als Standortfavorit
Niederösterreich und nicht Wien, eine jahrhundertealte Universitätsstadt, hat.
Oder Stärkung des Medienstandorts Wien und
Abschaffung der Werbeabgabe. Der Bürgermeister hat das vollmundig, natürlich
beim richtigen Klientel, bei der Werbewirtschaft, angekündigt. Dann, als es ums
Umsetzen gegangen ist, hat er alle möglichen Ausreden gehabt. Geschehen ist
nichts. Hinsichtlich Abschaffung der Werbeabgabe ist das zum Schaden des
Medienstandorts Wien nicht vor sich gegangen.
Herr Bürgermeister, wie steht es denn um die Wiener
SPÖ, wenn dieser Schlingerkurs jetzt so festzustellen ist?
Das sehen wir beispielsweise auch in der
Gesundheitspolitik, immer ein Stück nach vorne, ein Stück zurück.
Wir sehen das auch etwa in den letzten Tagen, wie die
Stadt hinsichtlich einer Beteiligung Wiens beim Rückkauf der Klimt-Bilder
unterschiedlich vorgegangen ist. Das konnte sich der Finanzstadtrat vorstellen.
Vorhin haben wir in der Fragestunde, wo mein Kollege Franz Ferdinand Wolf die
Frage an den Stadtrat gestellt hat, gehört, das kommt nicht in Frage. Es war
übrigens auch bemerkenswert, dass ein Gesetz, das seinerzeit eine
Koalitionsregierung unter einem SPÖ-Bundeskanzler und einem Sektionschef namens
Mailath-Pokorny ausgearbeitet hat, jetzt so kritisiert wird. Aber das müssen
Sie selbst vertreten. Das passt auch wieder zu diesem Schlingerkurs, in dem
sich die Wiener SPÖ befindet, dieses Hin und Her, bin hier, bin schon wieder
weg, nicht wissen, doch wissen. (GR Heinz Hufnagl: Das ist ein ganz anderer!
Diese Oper spielt viel weiter im Süden!)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist eigentlich
interessant, wenn Sie sich genau daran ein Vorbild nehmen! (GR Heinz Hufnagl: Nein, da sind Sie ganz allein!) Wir haben das
heute schon einmal gehört, bei den Tafeln, dass Tafeln von Ihrer Partei einfach
gar nicht ernst genommen werden, obwohl es sich um Verordnungen, um
Rechtsvorschriften handelt. (Beifall bei
der ÖVP.)
Es ist festzustellen, dass die Wiener SPÖ einfach
nicht funktioniert, sondern ein Chaos verursacht! Meine sehr verehrten Damen
und Herren, das stellen wir gerade auch in diesen beiden Ressortbereichen fest.
Wir können zwar seit dem Juni 2004 bei der Frau Umweltstadträtin
82 PR-Termine konstatieren (GR Heinz
Hufnagl: Dass man über etwas spricht, ist normal in der Politik!), aber was
ist weitergegangen oder geschieht tatsächlich von Seiten der Frau Umweltstadträtin
bei den anstehenden Problemen? Man hört manchmal, der Bund ist schuld, aber
dann hat es sich schon. Aber was sich in den letzten Wochen und Monaten
abgespielt hat, zeigt, sie hat Ihr Ressort einfach nicht in der Hand. Daher
werden wir diesem Misstrauensantrag die Zustimmung geben! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich gebe zu, dass es nicht leicht ist, gerade für
eine Partei wie die Volkspartei, die sich immer als eine konstruktive Partei
versteht und das gerade in diesem Haus immer zeigt, mit einem Mittel wie dem
Misstrauensvotum umzugehen. Ich gestehe ein, dass es der Herr StR Schicker
nicht einfach hat, weil er letztlich etwas ausbaden muss, was ihm die Frau
Umweltstadträtin Sima und der Herr Bürgermeister eingebrockt haben. Die
Wien-weite Tempo 50-Regelung erfolgte bekanntlich gegen den Rat der
Experten, gegen den Willen der Wienerinnen und Wiener, aber es gibt jemanden,
der dafür die Verantwortung trägt. Es war auch interessant in der Fragestunde
im Dezember, als ich den Herrn Bürgermeister gefragt habe, dass er eigentlich
sehr offen gesagt hat, dass der Verkehrsstadtrat dafür zuständig ist. Das
heißt, es gibt einen, der die Verantwortung für dieses rechtliche Wirrwarr zu
tragen hat. Das ist Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker. Und daher müssen wir das
tun, was uns unsere demokratische Pflicht als Oppositionspartei abfordert, einen Misstrauensantrag zu stellen.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, es ist aber auch nicht der erste Fehler, den der Verkehrsstadtrat
gesetzt hat. Erinnern wir uns nur an die Situation Roßauer Lände. Auch dort war
er zugegebenermaßen ein Getriebener. Aber es gibt letztlich einen, der die
Entscheidung zu treffen hat. Und es war damals, so wie heute, die falsche
Entscheidung.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, wir, und zwar meine Kollegen Wolfgang Gerstl, Alfred Hoch und ich,
bringen daher den Misstrauensantrag, den Sie ja kennen, ein, einen
Misstrauensantrag, der darauf ausgerichtet ist, dass dem Stadtrat für
Stadtentwicklung und Verkehr, Dipl Ing Rudolf Schicker, im Hinblick auf
all die Versäumnisse, die stattgefunden haben, dieses Fehlverhalten im
Zusammenhang mit der unsinnigen breitflächigen
Tempo 50-Geschwindigkeitsbeschränkung, das Vertrauen entzogen wird. Der
Grund, warum wir nicht nur diesen Antrag stellen, sondern in formeller Hinsicht
auch die sofortige und namentliche Abstimmung verlangen, ist, weil wir wissen,
und es ist ganz klar, dass viele von Ihnen das genauso wie wir sehen, aber
jeder trotzdem klipp und klar dazu Stellung nehmen soll. Geben Sie sich einen “Stessa“,
wie man in Wien sagt, und stimmen Sie mit uns für diesen Misstrauensantrag! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine
sehr geehrten Damen und Herren, beim Feinstaub ist nichts weitergegangen, aber
das, was wir festzustellen haben, ist ein rechtliches Wirrwarr. StR Schicker
hat Verordnungen ohne ausreichende gesetzliche Grundlagen erlassen, unklare
Inkrafttretenstermine, und dann wieder die Anweisung an die Polizei gegeben,
aber irgendwie fast als Privatperson, bestimmte
Geschwindigkeitsüberschreitungen nicht zu bestrafen. (GR Godwin Schuster: Das kann er ja gar nicht!) Meine sehr geehrten
Damen und Herren, was ist denn das für ein Rechtsstaat, in dem man so vorgeht? (GR Godwin Schuster: Wie kann ein Stadtrat
einer Bundesdienststelle
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