Gemeinderat, 6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll -
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(Beginn
um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf die heutige Sitzung des Wiener Gemeinderates
für eröffnet erklären.
Ich darf bekannt geben, dass Herr GR Blind, Herr
GR Mag Jung und Herr GR Mag Schieder entschuldigt sind.
Wir kommen somit gleich zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP –
00952-2006/0001 – KSP/GM) wurde von Herrn GR Baxant an den Herrn
amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr
gerichtet. (Die EU-Kommission beziehungsweise der EU-Rat haben eine Kürzung
des TEN-Budgets 2007 bis 2013 von rund 20 Milliarden EUR auf
6,7 Milliarden EUR vorgeschlagen. Das TEN-Budget dient zur
Co-Finanzierung von europaweit wichtigen Infrastrukturprojekten. Laut
Pressemeldungen sei der Brenner Basistunnel gesichert. Wie wirkt sich diese
Entscheidung auf die Vienna Region aus?)
Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Die Transeuropäischen Netze sind eine ganz
entscheidende Einrichtung zur Ertüchtigung des europäischen Verkehrsnetzes. Sie
umfassen ja nicht nur Straßen, sondern vor allem auch den Schienenausbau und
den Ausbau der Wasserstraßen.
Es gibt ein breit gefächertes Netz von Korridoren,
die vor allem für die Verbindung zwischen den alten und den neuen
Mitgliedsstaaten wichtig sind, und es gibt eine Reihe von Strecken, die auch
für die Erschließung innerhalb der ehemaligen EU-15 entscheidend sind.
Für diese Projekte wurde eine Prioritätenreihung
erarbeitet, die so genannte Van-Miert-Liste, die eine Shortlist der wichtigsten
Projekte darstellt. Diese Short-List wurde vom Europäischen Parlament durch
sehr intensive Tätigkeit der österreichischen Abgeordneten, namentlich Hannes
Swoboda, verbessert und nachjustiert. In dieser Liste sind für Österreich
insgesamt sechs Projekte enthalten.
Ein Projekt betrifft den Brenner Basistunnel und die
Unterinntaltrasse.
Das zweite Projekt, das Projekt Nummer 17, ist
das für Wien entscheidende Projekt, nämlich die Magistrale für Europa mit dem
Abschnitt Wien – Bratislava.
Das dritte Projekt, Projekt Nummer 22, betrifft
mit dem Ausbau der Summerauer Bahn im Wesentlichen die Verbindung zwischen Linz
und Prag.
Das vierte für Österreich relevante Projekt,
ebenfalls Nummer 22, beinhaltet die Strecke Wien – Sopron –
Budapest und somit ebenfalls den Ausbau der Eisenbahninfrastruktur.
Sowohl die Magistrale für Europa als auch die Strecke
Wien – Sopron – Budapest sind die entscheidenden Trassen für die
Ost-West-Richtung, also für die Donauachse auf der Schiene: Somit sind dies
zwei ganz wichtige Projekte.
Das in der Shortlist enthaltene Straßenprojekt ist
für Wien nicht minder von Bedeutung, nämlich die Nordautobahn von Brünn bis
Wien als Teil der Achse zwischen Wien und der Ostsee bei Danzig.
Das sechste Projekt betrifft den Ausbau der Donau für
die Binnenschifffahrt zwischen Wien und Bratislava.
Alle sechs Projekte haben eine wesentliche Bedeutung
für Österreich, und von diesen sechs Projekten sind wiederum vier für die
Ostregion, also auch für Wien und die Vienna Region, von hoher Bedeutung.
Leider hat die finanzielle Vorschau, die im Dezember
vom Europäischen Rat vorläufig entschieden wurde, die vorgesehenen Mittel von
20 Milliarden EUR für die Liste von etwa 56 Projekten auf rund
4,5 bis 5 Milliarden EUR reduziert. Dieser Betrag liegt wesentlich
unter dem Betrag, was für die Herstellung all der priorisierten Projekte
erforderlich ist.
Sieht man sich die Zeitungsmeldungen an, dann steht
die Bundesregierung offensichtlich auf dem Standpunkt, dass das einzige und
wirklich wichtige Projekt für Österreich das Brenner Basistunnel-Projekt ist.
Die Wirkung für Wien und für die Ostregion ist enden wollend, und ich denke,
dass wir nochmals dringend die Hilfe des Europäischen Parlamentes benötigen, um
eine Umschichtung der Mittel von Riesentöpfen, wie zum Beispiel der
Agrarfinanzierung, zu den wenig gut ausgestatteten Töpfen, nämlich für die
Finanzierung der Transeuropäischen Netze, zu erreichen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön.
1. Zusatzfrage, Herr GR Mahdalik.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Im Zusammenhang mit den Transeuropäischen Netzen
würde mich interessieren, wie weit die Planungen für die so genannte
Marchfeld-Autobahn oder Marchfeld-Straße fortgeschritten sind, so sie denn
überhaupt schon aufgenommen wurden, ob es da grenzüberschreitende Planungen
zwischen Wien, Niederösterreich und der Slowakei als Ostregion gibt und ob es
schon einen ungefähren Zeitplan für die etwaige Realisierung gibt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Herr Gemeinderat!
Eine der Grundvoraussetzungen für diese
Planungen – denn hier geht es ja darum, dass das ein Teilstück des
ASFiNAG-Netzes werden soll –, ist, dass dieser Abschnitt in das
Bundesstraßengesetz aufgenommen wird. Die Intentionen Niederösterreichs waren,
diesen Abschnitt einbeziehen zu können, ebenso wie weitere Abschnitte im
Weinviertel und einen Abschnitt von St Pölten in den Süden.
Diese drei oder vier Projekte
Niederösterreichs wurden der strategischen Prüfung Verkehr unterzogen, bevor
das Ministerium eine Novelle dazu erarbeitet hat. Ebenso war die so genannte
Hansson-Spange im Raum Wien als Verbindung zwischen der S1 und der A23, der
Südosttangente, enthalten, damit die ASFiNAG, die ja ab 1. Mai für das
gesamte Autobahn- und
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