Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 82
Pflichtschulbereich hinter uns. Die Ergebnisse sehen
wir heute. Die Vizebürgermeisterin schiebt die Verantwortung auf den BV Kubik.
Ich richte sie ihm als Leopoldstädterin gerne aus! (Beifall bei der ÖVP.)
Diese Stadtregierung ignoriert auch Bundesgesetze.
Sie wäre verpflichtet, den Nachmittagsbetreuungsbedarf in unseren Schulen zu
erheben. Sie tut das nur für die erste Klasse, weil sie mehr zahlen müsste,
aber sie spart an der Bildung, sie spart an der Integrationspolitik.
Diese Stadt ist aber auch nicht in der Lage, trotz
mehrmaliger Aufforderung ein Angebot für die Spitzeneinrichtung abzugeben. (GR
Dr Michael LUDWIG: Das stimmt doch nicht! Das stimmt nicht!) Diese Stadt
ist nicht in der Lage, sondern braucht einen Boten, um gerade am letzten Tag
noch ein Angebot abzugeben, das die Qualität eines Ackers hat. Ich habe viel
Phantasie über die Vorstellung eines Wissenschaftsstandortes, aber dass das
innerhalb eines Jahres beziehbar wäre, dieser Acker, das müssen Sie mir erst
erklären, wie Sie das geschafft hätten!
Aber ich will nicht jammern, ihr guter Wille sei
dahingestellt. Ich nehme an, dass Ihre 120 Millionen, die Sie sich
ausgerechnet haben, nun auch tatsächlich für die Wissenschaftspolitik zur
Verfügung steht. 120 Millionen ist angeblich dieses Grundstück wert. Aber
machen Sie Wissenschaftler nicht zu Immobilien- und Grundstücksmaklern, sondern
geben Sie der Wissenschaft das Budget, das sie braucht. 120 Millionen,
sichern Sie das für die Wiener Forschung, dann könnten Sie einen kleinen
Beitrag leisten, um Synergien zwischen Bundes- und Landesmitteln herzustellen. (Beifall
bei der ÖVP.)
In der gestrigen Stadtsenatssitzung habe ich Herrn
VBgm Rieder gebeten, endlich einmal offen zu legen, wie das Wiener Angebot
ausschaut. Bis heute ist das nicht offen gelegt. Wir werden über die Medien
informiert. Das heißt, die Spitzeneinrichtung soll offensichtlich nur mit
Grundstücksmaklerei finanzierbar sein. Ein echtes Forschungsprogramm steckt nicht
dahinter. (Beifall bei der ÖVP. – GR Dr Michael LUDWIG: Das stimmt nicht!)
Die Handschlagsqualität vom Vizebürgermeister habe
ich heute kennen gelernt. Er hat mir gestern im Stadtsenat versprochen, das
Wiener Angebot zu unterbreiten. Bis jetzt, ca 10.35 Uhr, ist dieses
Angebot bei uns nicht eingelangt, aber wir sind immer noch guter Hoffnung, dass
es tatsächlich kommt.
Meine Damen und Herren, zusammenfassend: Was kann
diese Mehrheitsfraktion, wenn sie endlich einmal begriffen hat, dass es einen
Unterschied zwischen Bundes- und Landeskompetenz gibt und wir unsere Redezeit
nicht immer für Bundesdiskussionen verbrauchen müssen, sondern endlich zu
Landesdiskussionen kommen, tun? Fördern Sie mit den 120 Millionen, die Sie
angeblich zur Verfügung gestellt haben, Programme an den Universitäten, fördern
Sie die Exzellenz der Wiener Wissenschaft (GR Mag Thomas Reindl: Die Frau
Gehrer hat Ihnen das diktiert, Frau Abgeordnete!), ersparen Sie uns das
Forschungs-Wirrwarr in dieser Stadt, das auf zahlreiche Magistratsabteilungen
aufgeteilt ist, kommen Sie zu einem strategischen Forschungsprogramm und
fördern Sie es als Stadt. Und, Herr Gemeinderat, fördern Sie auch weiterhin das
Marketing der Bundesregierung! Danke für Ihren Leistungsbericht! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster ist Herr GR Mag Stefan
am Wort. (GR Mag Thomas Reindl. Die Frau Gehrer hat Ihnen das diktiert, so
schwach war das! – Heiterkeit bei der SPÖ.)
GR Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben heute mit der rosa Brille den Wiener
Wissenschaftsstandort präsentiert bekommen und dazu mit einem Schuss
Wehleidigkeit.
Eines muss man schon feststellen: Es gibt drei
wichtige universitäre Entscheidungen in diesem Jahr, in dieser Zeit. Die eine
ist die so genannte Elite-Universität, die andere ist die TU und die dritte ist
die BOKU und bei allen drei hat Wien ein sehr schlechtes Bild geboten.
Vorweg die Elite-Universität: Ich halte das nicht für
eine Seifenblase, sondern eher für eine Sackgasse. Wir haben uns von Anfang an
hier doch klar darüber ausgesprochen, dass es eher eine Ausdünnung der
bestehenden Ressourcen gibt. Wir haben 21 Universitäten und wenn man die
Donau-Universität Krems dazu zählt 22. Wenn es 23 gibt, dann wird
durch 23 geteilt und zwar sowohl beim Budget als auch bei der geistigen
Kapazität. Es ist mir nicht ganz klar, wieso es hier plötzlich mehr Mittel
geben sollte. Wir wissen genau, wie die Realität ausschaut und es wird daher
diese so genannte Elite-Universität eine Sackgasse bleiben. Wenn sie noch dazu
in Gugging stattfinden soll, losgelöst von allen anderen Institutionen, dann
halte ich das für einen sehr negativen Effekt.
In Wirklichkeit wäre es sinnvoller, eine virtuelle
Exzellenz zu fördern. Das wäre durchaus sinnvoller, denn Forschung ergibt sich
sehr häufig aus Zufällen, dass etwas Verborgenes gefunden wird. Man kann sehr
selten sagen, ja gut, in den nächsten fünf Jahren wird dieser Bereich
interessant sein, da forsche ich jetzt auf Teufel komm raus und schaffe hier
irgendetwas ganz Gezieltes und dann ist das ein Flop und es wird überhaupt kein
Erfolg heraus kommen. Also viel sinnvoller wäre es, aus den bestehenden
Ressourcen die Exzellenz zu fördern. Das wäre natürlich auch der bessere Weg,
als hier jetzt etwas nach Gugging auszulagern.
Wenn man schon meint, dass man so etwas installieren
muss, dann wäre das unbedingt in Wien zu suchen. Ich kann überhaupt nicht verstehen,
wie man hier ernsthaft einen Standort außerhalb Wiens in Betracht ziehen kann,
außer weil man damit eben politisch Geschäft machen möchte.
Das Zweite: Die Technische
Universität Wien. Wir wissen auch da, dass es schon seit Jahren das große Problem
gibt, dass die großen Fakultäten aufgesplittert sind und ein neuer Standort zu
suchen ist. Hier fehlt seit Jahren die Antwort der Stadtregierung in Wien. Auch
ein Armutszeugnis und ein sehr wesentlicher Bereich, wo Wien punkten müsste und
wo auch die Gefahr besteht,
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