Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 82
dass einerseits die Qualität abnimmt und andererseits
vielleicht auch eine Abwanderung stattfindet.
Das Dritte: Die Universität für Bodenkultur. Ja, etwa
10 Prozent sind jetzt in Tulln. Man kann sagen, das ist ja nichts. Aber
Tatsache ist, dass die Tendenz negativ ist und Tatsache ist auch, dass die BOKU
ein Opting out hat. Das heißt, sie können bis August noch aus diesem Vertrag
aussteigen, wenn die Stadt Wien nachbessert. Nur, es fehlt bis jetzt der
entsprechende Vorschlag der Stadt Wien. Auch hier warten wir sehr gespannt, ob
die Stadt Wien dazu steht, Wissenschaftsstandort sein zu wollen.
Tatsache ist also, dass große Mängel bestehen und
Wien eine sehr große Aufgabe hätte, sich besser als Wissenschaftsstandort zu
präsentieren und zu verbessern und nicht nur Bestehendes zu erhalten beziehungsweise
vielleicht sogar in der Qualität herab zu mindern.
Wien wird daran gemessen werden, wie es mit diesem
Thema umgeht. Bis jetzt ist jedenfalls kein rotes Ruhmesblatt dabei heraus
gekommen. Nach einem Plakat, das Sie vor kurzem affichiert haben, könnte man
sagen: Wien hat eine bessere Zukunft verdient. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Smolik, bitte.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich gebe allen meinen Vorrednerinnen und Vorrednern
Recht, die das mangelnde Engagement der Stadt im Bereich der Wissenschaft
ausgesprochen haben. Aber ganz so wie meine VorrednerInnen das zum Teil gemacht
haben, stimmt es ja dann doch nicht.
Es wundert mich schon jetzt
– nur, um auf die SPÖ einzugehen -, dass Sie offensichtlich die heutige
Aktuelle Stunde gebraucht haben, um mitzubekommen, dass die BOKU absiedeln
will. Das ist seit einem Dreivierteljahr im Gespräch. Seit einem Dreivierteljahr
bemüht sich die Stadt und auch wir haben uns bemüht, dass das hier nicht
eintritt, dass die BOKU absiedelt. Und der Kollege Schock stellt sich jetzt da
her und regt sich furchtbar auf. Ich kann Ihnen gratulieren, dass Sie jetzt
aufgewacht sind und dass auch die FPÖ offensichtlich mitbekommen hat, dass die
BOKU absiedelt. Und das ist nicht, weil die BOKU und die WissenschaftlerInnen
an der BOKU das wollen, sondern weil der Rektor, der durch das Autonomiegesetz
der Bundesregierung offensichtlich alleine das Sagen hat, entschieden hat,
Teile der BOKU gehen, wurscht, was die Beteiligten sagen und wollen. Auch hier
ist zu vermuten, dass Parteipolitik eine Rolle spielt, weil sich auch hier das
wieder in Tulln findet. Ich kann Ihnen echt nur gratulieren, dass Sie da
draufgekommen sind, auch auf die TU.
Na super! Bei der TU war vor einigen Jahren
spruchreif, dass sie absiedelt. Hier hat es ein Angebot der Stadt gegeben und
hier hat sich die TU entschieden, in Wien zu bleiben. Sich dann darüber groß
aufzuregen, dass bei der TU seit Jahren nichts passiert, verstehe ich nicht
ganz, außer dass Sie offensichtlich die Debatten über die Wissenschaftspolitik
dieser Stadt in den letzten Jahren versäumt haben.
Aber ganz besonders interessant war ja für mich die Wortmeldung
der Frau Kollegin Cortolezis-Schlager. Ich frage mich manchmal wirklich, ob Sie
in einem anderen Universum leben, was die Wissenschaftspolitik in diesem Land
betrifft! Sie stellen sich da wirklich heraus und behaupten, den guten Ruf der
Stadt in der Forschungs- und Wissenschaftspolitik haben wir der Frau Ministerin
Gehrer zu verdanken! Also selten so einen Holler gehört, weil: Wer war für das
Schulsparpaket verantwortlich? Die Stadt Wien? Nein! Die Bundesregierung mit
der schwarzen Ministerin Gehrer! (Heiterkeit und Beifall bei den GRÜNEN und
der SPÖ.)
Wer war für dieses desaströse Dienstrecht an den
Universitäten verantwortlich, das die jungen WissenschaftlerInnen ins Ausland
vertreibt, weil sie nur mehr vier Jahre an den Universitäten bleiben können?
Die schwarze Ministerin Gehrer!
Wer war für dieses unsägliche UOG 93 zuständig?
Die Bundesregierung mit der Ministerin Gehrer!
Wer war dafür, dass alle Kurien, die es vorher an den
Universitäten gegeben hat, an den Universitäten nichts mehr mitzureden haben,
sondern nur noch ein politisch besetzter Uni-Rat und sich die Bundesregierung
Leute reingesetzt hat, die vom rechtesten Rand kommen, von der
Wirtschaftspartei ÖVP besetzt sind (Heiterkeit bei StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager.) und keine Ahnung von Uni-Politik haben? Die bestimmen
jetzt – wie man an der BOKU sieht (StR Dr Johannes Hahn: Das ist
leistungsorientiert!) – über die Universitäten. Leistungsorientierung, ja
genau.
Leistungsorientierung heißt offensichtlich, über die
Betroffenen hinweg zu entscheiden, was wir auch an Gugging gesehen haben. Alle,
die internationalen Wissenschaftler, aber auch die österreichischen
WissenschaftlerInnen haben diese Standortentscheidung mit Maria Gugging
kritisiert. Was das mit Leistung zu tun hat, weiß ich nicht.
Es wird in dieser Wissenschaftspolitik in diesem Land
über die Betroffenen hinweg gegangen. Es wird über die WissenschaftlerInnen
hinweg gegangen, Sie werden lächerlich gemacht und über die Medien wird ihnen
ausgerichtet oder sogar gedroht, dass sie sich da irgendwie nicht einmischen
sollen. Wenn das nicht Parteipolitik par excellence ist, was die
Bundesregierung macht, dann weiß ich nicht, was es sonst sein soll!
Ich meine, ich verteidige ja nicht
gerne die SPÖ in dieser Stadt und schon gar nicht die Wissenschaftspolitik in
dieser Stadt, aber wenn Sie sich beschweren, dass Sie dieses Angebot der Stadt
nicht haben - wir haben es in der Post gehabt. Ich weiß nicht, vielleicht
sollten Sie die Post aufmachen, weil ich habe einen Brief, da steht vom (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.) Herrn Sepp Rieder: „Sehr geehrte Frau Bundesministerin,
liebe Liesl…“ und dann ist alles aufgelistet. Also lesen müssen Sie schon
selber, wenn Sie es eh bekommen. Ich habe es gelesen und es steht das drinnen,
was auch schon in den Medien gestanden ist, wie das Stadt Wien-Angebot
aussieht.
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