Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 82
(GR Mag Thomas Reindl: Na, wenn sie nicht lesen können!)
Zum Schluss aber trotzdem:
Ich glaube, dass wir – das habe ich hier ja schon öfters gesagt – eine Debatte
über die Strategien der Wissenschaftspolitik in dieser Stadt brauchen. Wir
brauchen einen Wissenschaftsstadtrat, der sich auch darum kümmert und der nicht
dann wartet, was der Finanzstadtrat Rieder oder der Bürgermeister vorschlägt
und tut, sondern wir brauchen einen wirklich aktiven Wissenschaftsstadtrat. Ich
würde ihn, da er jetzt auch gekommen ist, bitten, sich in die Debatte auch
wirklich einzubringen, denn die erste und einzige Meldung zu der
Elite-Uni-Diskussion am 16. Februar in Rust ist ein bissel wenig für einen
Wissenschaftsstadtrat und ich würde mir hier wirklich mehr Engagement wünschen.
Um einen Teil der Wortmeldung der Frau
Cortolezis-Schlager zu zitieren: Ich bin guter Hoffnung, dass diese verfehlte
Wissenschaftspolitik mit dieser Bundesregierung mit Ende dieses Jahres ein Ende
hat. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Wolf, bitte sehr.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Bevor wir in einem Meer von Krokodilstränen über die
Elite-Universität ertrinken, ein kurzer Blick auf die Haltung von Rot-Grün zur
Elite-Universität.
Am 21. November 2004 hat die ÖVP einen
Antrag eingebracht, in dem der Bürgermeister aufgefordert wird, genügend Geld
für die Realisierung einer University of Excellence bereitzustellen. Die GRÜNEN
haben das abgelehnt.
Am 28. Juni 2005 gab es einen grünen
Antrag, der lautete: „So lange die ausreichende Finanzierung der
österreichischen Universitäten nicht sichergestellt ist, spricht sich der
Gemeinderat der Stadt Wien gegen die Errichtung einer Elite-Universität
beziehungsweise einer dementsprechenden Post-graduate-Ausbildungseinrichtung in
Wien aus.“ Rot-Grün haben dem zugestimmt.
Sie haben es erreicht. Es gibt keine
Elite-Universität in Wien. Die ist in Maria Gugging und dort wird sie auch
errichtet werden.
Wenn Claudia Sommer, die Gemeinderätin, am 28.6.2005
sagt: „…und wir befürchten, dass es in Wien ein Center of Excellence oder eine
Elite-Universität geben wird“, dann verstehe ich nicht, was Sie heute hier
gesagt haben.
Aber das hat offenbar System, denn auch SPÖ-Bezirke
haben gegen die Elite-Universität mobilisiert. Die SPÖ-Bezirksorganisationen
Landstraße, Josefstadt, Hietzing und die SJ auf dem SPÖ-Landesparteitag im
April 2005, wörtliches Zitat: „Nein zu Elite-Universitäten. Der Begriff
Elite bedeutet, dass einer breiten Masse der Bevölkerung der Zugang zu dieser
Einrichtung verwehrt bleiben soll und das vor allem aus finanziellen Gründen.
Elitenbildung entspricht keinesfalls dem sozialdemokratischen
Gleichheitsgedanken, sondern dient letztendlich nur der Einzementierung von
Klassenunterschieden.“ Und so geht es weiter bis jetzt. Aktuell die
ÖH-Vorsitzende und VSStÖ-Mitglied Barbara Blaha: „Das Konzept Elite ist per se
sozial selektiv, tendenziell diskriminierend gegenüber Frauen und eine
Abwertung der Universitäten.“ „Die ÖH ist die einzige Institution“, sagt Rosa
Nentwich, „die schon immer gegen das absurde, unnötige Prestigeobjekt Elite-Uni
aufgetreten ist.“ Und so weiter, und so weiter. Barbara Blaha, VSStÖ: „Ob
Gugging, Wien oder Kleinschweinsdorf an der Jauchen, die Elite-Uni ist
Geldverschwendung.“ Und dann stellen Sie sich her und vergießen Krokodilstränen
über die Entscheidung der Bundesregierung!
Besonders lustig wird es, wenn Frau Smolik die
Elite-Universitäten ablehnt und heute noch einen Beschlussantrag einbringen
wird, wonach an Wiener Universitäten Excellenzcluster errichtet werden sollen!
Das ist unglaubwürdig und das zeigt, dass es Ihnen nicht um die
Wissenschaftspolitik geht, sondern es geht Ihnen um Wahlkampf und ums
Nein-Sagen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster ist Herr GR
Univ Prof Dr Pfleger gemeldet, bitte sehr.
GR Univ Prof Dr Ernst Pfleger
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes
Haus!
Wien gibt ein klares Bekenntnis zu Wissenschaft und
Forschung ab. GR Ludwig hat ja davon gesprochen. Drei Gründe sind dafür
maßgebend:
Erstens: Wissenschaft und Forschung sind wirtschafts-
und beschäftigungspolitisch von enormer Bedeutung. In Wien sind der
Wirtschafts- und der Wissenschaftsstandort eine Einheit.
Zweitens: Für den Wissens- und Forschungsstandort
Wien sind die Universitäten und Fachhochschulen von besonderer Bedeutung.
Entscheidend dabei ist die Qualität der Forschung, aber auch die Qualität des
Ausbildungspersonals. Wir wollen daher eine verstärkte Kooperation beider.
Drittens: Wichtig ist für uns neben der universitären
Forschung die Förderung der unternehmensinternen Forschung und Entwicklung.
Daher wollen wir den Ausbau der bestehenden und auch die Ansiedlung neuer
Forschungseinrichtungen von Wirtschaftsunternehmungen am Standort Wien. Die
Stadt spricht nicht nur, sondern handelt, Frau Vassilakou.
Daher ist, meine sehr verehrten Damen und Herren, der
Dialog, der gemeinsame Weg, den Kollege Ludwig angeführt hat, Wissenschaft, Wirtschaft
und Politik, so wichtig. Und es ist wichtig, diesen Weg partnerschaftlich zu
beschreiten, denn wir brauchen eine Wirtschaftspolitik mit Wachstum und das
geht nur mit Innovationen. Es ist daher eine Zukunftsfrage, ob wir hier dabei
sind. Wir brauchen in Österreich Spitzenforscher und wir brauchen möglichst
viele mit einer guten Ausbildung, die dann zur Spitze vorstoßen, Herr Wolf.
Aber da orte ich mehr als große Defizite in der Bildungspolitik in Österreich,
Frau Mag Cortolezis!
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