Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 82
dass es möglich ist, Netztarife zu senken. Dort hat man auf Grund auch der freien Marktmöglichkeiten, die Sie ansprechen, selbstverständlich die Möglichkeiten genützt, die Netztarife massiv zu senken. Und das hätten Sie selbst auch machen können in Wien, wenn Sie gewollt hätten, aber Sie wollen nicht.
Das ist der eigentliche Grund für diese Erhöhung und
das gilt es, auch kritisch herauszustreichen. Sie hätten von sich aus die
Netztarife senken können, und zwar, ohne durch ein Gerichtshofurteil gezwungen
zu werden. Aber was macht die Wiener SPÖ? Sie sparen nicht ein, Sie schichten
nicht um, Sie entwickeln keine Konzepte, um die Kosten in der Daseinsvorsorge
einzubremsen, sondern erhöhen weiter und weiter. Für Gegenmaßnahmen fühlen Sie
sich nicht zuständig, da kommt immer der alte Spruch, mein Name ist Hase, ich
weiß von nichts, ich habe nichts damit zu tun, ich habe zwar die absolute
Mehrheit und ich habe zwar Möglichkeiten, aber von den Möglichkeiten sprechen
wir nicht, weil wir sie ja nicht wollen. Also tun wir immer Verantwortung
woanders hinschieben.
Und nun sollen halt mit 1. März 2006
abermals der Gas- und der Strompreis erhöht werden. Drei Wochen hat es nur
gedauert, bis man nach der Gemeinderatswahl diese Erhöhung des
Kubikmeterpreises, eine 30-prozentige Erhöhung von WieNGas, angekündigt hat, was ja auch bedeutet, dass der
Endkundenpreis ab 1. März 2006 um 17 Prozent verteuert wird. Das ist
die Realität.
Und diese Strom- und Gaspreiserhöhung 2006 war
rathausintern ja längst beschlossene Sache, man hat halt nur die Bekanntgabe
hinter dem Berg gehalten. Man hat gesagt, jetzt stehen wir vor einer Wien-Wahl,
schauen wir bitte, dass das ja geheim bleibt, schauen wir, dass wir den
Zeitpunkt noch rüberbringen bis nach der Gemeinderatswahl, damit wir die
Wienerinnen und Wiener wieder einmal belügen können, wieder einmal täuschen
können, damit wir nach der Wienwahl, wenn wir die Stimmen wieder eingefahren
haben, endlich wieder vornehmen können, was wir ohnedies vorgehabt haben,
nämlich kräftige Gas- und Strompreiserhöhungen.
Das ist halt die Methode und Sie, Herr Bgm Häupl, haben damit drei Wochen nach der Wiener Gemeinderats- und Landtagswahl Ihr erstes Wahlkampfversprechen gebrochen.
Eigentlich das zweite, weil
die 50 km/h-Verordnung war ja auch etwas, was den Wienerinnen und Wienern
die Zehennägel aufgestellt hat. Das war ja so eine unsinnige Verordnung, die
man da durchpeitschen wollte, wo man dann aber, zum Glück, von unserer Seite
den roten Riesen zu Fall gebracht hat und damit ist auch wieder die Vernunft
eingekehrt in dieser Frage.
Aber nun, nicht einmal zwei Monate später, wird uns
eine weitere Belastung in Form der Müll- und Kanalsteuer aufgebürdet. Eine
Belastung, die angesichts der Verschwendungspolitik der Stadt, in Wien,
besonders unverständlich wird. Allein der Umstand, dass wir in Wien eine
Strom-, Gas- und Müllsteuer haben, die mehr als kostendeckend ist - und das ist
ja etwas, was ja auch nie gesagt wird, das ist ja nicht eine gebührendeckende
Einnahme, da gibt es schon Mehreinnahmen, die da zustande kommen und die dann
ins allgemeine Budget fließen. Und das ist gerade bei den Müllgebühren ein
Überschuss von 29,9 Millionen EUR aus dem Jahr 2005, wo diese
Einnahmen dann ins allgemeine Budget zurückfließen, um dort die Budgetlöcher zu
stopfen. Also, das ist genau dieser Einfallsreichtum, dass man hergeht und immer
wieder die Steuern neu erhöht, die Steuerschraube andreht, um die Budgetlöcher
zu stopfen, anstatt endlich einmal darüber nachzudenken, welche unsinnigen
Ausgaben es in der Stadt Wien gibt, für der Partei nahestehende Organisationen
und Vereine. Wo könnte man Einsparungsmaßnahmen setzen, um auch wirklich das
Geld den Bürgern zugute kommen zu lassen? Und das wird natürlich die nächsten
Jahre so weiter gehen. Da möchte ich den Wienerinnen und Wienern keine falschen
Hoffnungen machen, das wird so weitergehen, das ist der Auftakt für weitere
Belastungswellen in dieser Stadt und anstatt sinnlose Subventionen eben
aufzuheben, wird man weiterhin an dieser Belastungsschraube drehen.
Ich denke da an den Nahverkehr, an die Wiener Linien,
wo ich befürchte, dass Sie in den nächsten Jahren einiges in diesem Bereich an
Verteuerungen und Veränderungen vorhaben. Man hört ja auch, dass Sie im Bereich
der Wiener Linien ebenfalls an die Privatisierung denken, wo viele Arbeitnehmer
davon betroffen sein sollen, die jetzt schon große Befürchtungen haben, ob nach
den Änderungen des Dienstzeitgesetzes - das man ja dort auch erleben musste,
wir wissen ja, dass heute kaum mehr Pausen vorhanden sind, wo die Bediensteten
aufs Klo gehen können, beziehungsweise eine kurze Essenspause einlegen können –
nicht auch noch der Fahrpreis wieder ordentlich in die Höhe geschnalzt wird,
wie wir das ja schon in der letzten Periode erlebt haben.
Und wie auch in anderen Fällen wird immer der Bund
schuld sein, nicht wahr, es wird immer der Bund schuld sein, auch wo der Bund
überhaupt keine Kompetenzen hat, aber man wird wieder da herausgehen und sagen,
der Bund ist eigentlich schuld, weil der Bund ja eigentlich den öffentlichen
Nahverkehr finanziell aushungert. Diese und sonstige abstruse Argumente werden da
kommen, aber das kennen wir schon. Das geht den Menschen in Wien schon
fürchterlich auf den Nerv, permanent diese falschen und unwahren Argumente zu
hören. Die Realitäten sind andere. Sie tragen die Verantwortung, und es ist
wirklich diese Waffe, die Sie da letztendlich immer wieder unwahrer Weise
bemüht haben, eine völlig stumpfe geworden. Das zieht nicht mehr.
Es ist daher recht an der Zeit,
endlich die Konsequenzen aus dieser Entwicklung zu ziehen. Und wenn Sie sich
schon unzuständig fühlen, dann könnten Sie ja gleich den Weg der
Vollprivatisierung der Wiener Stadtwerke gehen. Wenn Sie sich da herstellen und
sagen: Das ist freier Markt, da haben wir keine Möglichkeiten, es ist zwar ein
Wiener Stadtwerke-Betrieb, da haben wir natürlich Möglichkeiten, aber wir haben
ja keine Möglichkeiten. Nun, bitte, da können Sie ja gleich in die
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