Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 82
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Mein wichtiges Anliegen und die große Frage, die ich
leider nicht positiv beantworten kann, ist: Haben Sie das gesellschaftliche
Klima in dieser Stadt zugunsten der Frauen geändert? Leider nein, muss ich
sagen, wenn ich mir verschiedene Indikatoren ansehe, denn als einen Indikator
sehe ich zum Beispiel das Ausmaß von Gewalt, das stattfindet und das Frauen in
einer Gesellschaft ertragen müssen. Dieses Ausmaß steigt, sinkt nicht. Die
Frauenhäuser sind voll. Frauen können nicht – wie von Ihnen auf Ihrer Homepage
oder wo auch immer postuliert – eigenständig und unabhängig leben. Die Medien
bringen täglich mehrfach Beweise dafür, dass es mit der individuellen Freiheit
nicht weit her ist. Wir brauchen daher wirklich mehr als wirkungslose
Einzelaktionen, Broschüren oder Absichtserklärungen.
Ich habe mich jetzt zwar an das Thema Gewalt
gehalten, weil ich es im Hinblick auf den Internationalen Frauentag als ganz
besonders wichtig empfinde und es für mich überhaupt ein schreckliches Thema
ist, dass Frauen in unserer Gesellschaft Gewalt ertragen müssen, aber Sie
wissen, dass das in jedem Bereich zutrifft, dass das gesellschaftliche Klima in
Wien sich nicht zugunsten von Frauen verändert hat. Ich möchte hier einen
weiten Bogen spannen über Arbeitslosigkeit, Frauenarbeitslosigkeit, über
Armutsgefährdung, Armutsgefährdung von Pensionistinnen, über die Probleme der
Alleinerzieherinnen, ihre Armutsgefährdung, selbst wenn sie erwerbstätig sind.
28 Prozent sind armutsgefährdet trotz Erwerbstätigkeit (GR Godwin Schuster: Danke, liebe
Bundesregierung!) und Ihre Gebührenerhöhungen helfen nicht wirklich, dass
es einfacher wird.
Ich rufe die Wiener Stadtregierung hiermit auf,
Qualitätskriterien einzuführen, Evaluierungsmaßnahmen und zielorientierte
Konzepte, um den Frauen in dieser Stadt, egal von welcher Ebene sie kommen,
egal welcher Arbeit sie nachgehen, egal aus welcher gesellschaftlichen Kultur
sie kommen, endlich das zu garantieren, was Sie versprechen: Freiheit und
ökonomische Unabhängigkeit. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Frau GRin Yilmaz, bitte.
GRin Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen
und Kollegen!
Kollegin Feldmann, all das, was Sie so von uns
gefordert haben, haben wir schon hinter uns. In diesem Paket drinnen sind
einige Initiativen, die all das abdecken, was Sie angeblich in Wien vermissen.
Von vielen Organisationen und Vereinen, die wir zu fördern gedenken, wird das
erbracht.
Es sind alles sehr sinnvolle und notwendige Projekte.
Sie dienen der Integration und der Eingliederung der Menschen in unsere
Gesellschaft. Sie geben vor allem Frauen in schwierigen Lebenssituationen
Anlaufhilfe und Hoffnung. Trotzdem werden nicht alle zustimmen. Für die
Gemeinderäte der Freiheitlichen Partei beinhalten allein die Namen der Vereine
schon einige Reizwörter.
Die Projekte, die heute zur Beschlussfassung
vorliegen, dienen einer gemeinsamen Zukunft, sehr geehrte Damen und Herren, für
unser Wien. Es ist nämlich keineswegs eine milde Gabe, die heute gespendet
wird. Die Förderung dieser Projekte wird nicht nur den Betroffenen helfen,
sondern sie hilft der Stadt und allen Menschen in unserer Stadt. Die Stadt
hilft helfen, das friedliche Miteinander in Wien umzusetzen. Das tut zum
Beispiel der Verein "Miteinander Lernen". Er bietet eine breite
Auswahl an nützlichen Beratungen und Kursen, neben Alphabetisierungskursen für
Frauen mit türkischer Muttersprache unter anderem Psychotherapie,
Erziehungsberatung, Rechts- und Sozialberatung, Deutschkurse mit
Kinderbetreuung, Legasthenie-Tests und -Training.
Das tut auch LEFÖ, das Beratungs- und Bildungszentrum
für Migrantinnen aus Lateinamerika. Es bietet Gesundheitsprävention für
Migrantinnen in der Sexarbeit und hilft Frauen, die vom Sexhandel betroffen
sind.
Oder der Verein FIBEL: Er hilft Paaren und Familien
aus unterschiedlichen Kulturen. Eine Auseinandersetzung mit den Fragen des
bikulturellen Familienlebens gemeinsam mit anderen Betroffenen macht vieles
leichter.
Das müsste eigentlich im Interesse der ÖVP sein.
Schließlich gibt sie sich immer als die große Familienförderungspartei. Umso
unverständlicher ist es, dass sie eine Institution, die es sich zur Aufgabe
gemacht hat, das Familienleben zu stärken, nicht fördern will. Vielleicht geht
es unter dem Motto: Bibel statt FIBEL: Es ist das Herz ein trotzig und verzagt
Ding; wer kann es ergründen? Jeremiah, Altes Testament.
Dass die FPÖ gegen diese Förderungen ist, wundert
wohl keinen und keine in diesem Raum. Sämtliche Anträge, in denen verdächtige
Wörter vorkommen wie Zuwanderer, Integration, Diversität und Frauenförderung
werden ad hoc abgelehnt, mit einem Reflex.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wien geht mit seinen
Integrationsmaßnahmen verantwortungsbewusst und sehr sorgfältig um. Wir werden
weiterhin das Gemeinsame, das uns alle verbindet, in den Mittelpunkt stellen
und nicht das Trennende.
Kollegin Feldmann! Lassen Sie mich noch einen Satz
sagen: Wenn Ihnen so vieles am Schutze der Frauen liegt, würde ich Sie an
dieser Stelle noch einmal bitten – ich bin nicht die Erste und werde
wahrscheinlich auch nicht die Einzige sein –, sich bei Ihrer Bundesregierung
für die Interventionsstellen stark zu machen, deren Finanzierung noch immer
nicht abgesichert ist.
Ich möchte Sie aber auch ersuchen, das Verhalten
Ihrer Frauenministerin, Ihrer Innenministerin zum Antistalkinggesetz auch
intern zu diskutieren. Das war sicherlich keine Diskussion im Sinne der Frauen
oder ein frauenstärkendes Verhalten einer Partei. – Vielen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
habe keine Wortmeldung mehr.
Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf ihr
Schlusswort.
Wir kommen nun zur Abstimmung.
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